Bern: Sexismus und Queerfeindlichkeit können gemeldet werden
Diese erste Bilanz nach drei Monaten bestätigt, dass Belästigungen im öffentlichen Raum insbesondere gegenüber Frauen und queeren Menschen in Bern alltäglich sind.
Während der ersten drei Monate der Kampagne «Bern schaut hin» sind 440 anonyme Meldungen eingegangen.
Dies zeigt: Das Meldetool entspricht einem Bedürfnis der Menschen in Bern.
Personen aller Geschlechter melden im Tool Belästigungen
Personen aller Geschlechter melden im Tool Belästigungen, die sie im öffentlichen Raum selbst erlebt oder beobachtet haben.
Rund ein Fünftel der eingegangenen Meldungen stammt von Beobachtern – ein Teil von ihnen hat interveniert und die belästigte Person unterstützt.
Die Rückmeldungen zeigen aber auch, dass das Kampagnenziel, die Zivilcourage in Bern zu fördern, wichtig ist: Betroffene Personen berichten, dass sie die Unterstützung durch andere vermisst haben.
Frauen und queere Menschen häufiger betroffen
Die Auswertung der Meldungen zeigt deutlich, dass Frauen und queere Menschen häufiger von Belästigungen betroffen sind als heterosexuelle cis Männer.
80 Prozent der gemeldeten Belästigungen gingen von Männern respektive männlich gelesenen Personen aus.
Diese Erkenntnisse decken sich mit Ergebnissen aus anderen Studien, Umfragen und Polizeistatistiken zu Belästigungen in Zusammenhang mit Geschlecht und sexueller Orientierung sowie den Auswertungen des Zürcher Meldetools «Zürich schaut hin».
Das Tool erlaubt Meldungen zu allen Arten der Belästigungen
Im Unterschied zur Polizeistatistik beleuchtet die Auswertung des anonymen Meldetools ein breiteres Spektrum von Belästigungserfahrungen.
Denn das Tool erlaubt Meldungen zu Belästigungen, die nicht unter das Strafgesetz fallen, oder Meldungen zu Straftaten, die aus unterschiedlichen Gründen nicht der Polizei gemeldet werden.
Belästigungen auf Strassen, Plätzen und im öffentlichen Verkehr
Besonders häufig sind Meldungen zu Belästigungen mit Worten und unangemessenen Blicken.
Bei jedem vierten Vorfall handelt es sich aber um einen körperlichen Übergriff durch ungewollte Berührungen oder physische Gewalt.
Jede dritte Belästigung ist eine Mehrfachdiskriminierung. So werden beispielsweise in 18 Prozent der Fälle rassistische Motive vermutet.
Am häufigsten erlebten oder beobachteten Nutzer die Belästigungen auf Strassen und Plätzen (37 Prozent) sowie im öffentlichen Verkehr (32 Prozent).
Erkenntnisse fliessen in die Kampagne ein
Ungefähr die Hälfte der gemeldeten Vorfälle ereignete sich tagsüber, die andere Hälfte abends oder in der Nacht.
Die Kampagne «Bern schaut hin» baut auf diesen ersten Erkenntnissen aus dem Meldetool auf.
Am 4. September 2023 startet die zweite Kampagnenwelle mit dem Fokus auf die Sicherheit im Berner Nachtleben.
Das Kampagnenteam erarbeitet auf der Basis der Auswertung und im Austausch mit Allianzpartnern die Kampagnenschwerpunkte und Aktivitäten für das Jahr 2024.