Blausee-Betreiber: Strafanzeige gegen Bundes-Chefbeamten

Gerrit Fredrich
Gerrit Fredrich

Bern,

Die Blausee-Betreiber haben eine Strafanzeige gegen das Bundesamt für Umwelt (Bafu) eingereicht.

Blausee
Am Blausee unterhalb von Kandersteg BE starben dieses Jahr mehrere Tausend Fische. (Archiv) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Blausee wurden giftige Materialien deponiert, was für grosses Fischsterben sorgte.
  • In diesem Zusammenhang wurde nun unter anderem das Bundesamt für Umwelt angezeigt.

Der Umweltskandal um den Blausee nimmt eine neue Wendung. Seit fast drei Jahren wird wegen illegaler Deponierung von giftigem Material und Fischsterben ermittelt. Nun richten sich die Betreiber des Naturparks gegen mutmassliche Mitverantwortliche.

Wie die «Berner Zeitung» berichtet, haben sie Strafanzeige gegen einen Sektionschef des Bundesamts für Umwelt (Bafu) und unbekannte Täter eingereicht.

Der Vorwurf: unsachgemässe Genehmigung der Entsorgungspläne für giftige Bahnschwellen.

Giftige Bahnschwellen nach Belgien exportiert

Vor drei Jahren wurde bekannt, dass 4100 Tonnen teerölgetränkte Holzschwellen aus dem alten Lötschbergtunnel entfernt wurden. Diese wurden grösstenteils an ein belgisches Unternehmen verkauft. Normalerweise gehören solche Schwellen in spezielle Verbrennungsanlagen.

Ausnahmen gibt es nur, wenn die Schwellen unverändert in ein Gleisbett eingebaut werden. Egal ist dabei, ob in der Schweiz oder im Ausland.

Vorwürfe gegen Bafu-Sektionschef

Der Projektingenieur der Marti AG fragte beim beschuldigten Bafu-Sektionschef nach, ob komplette Gleisabschnitte nach Belgien exportiert werden könnten. Dort sollten sie wieder verwendet werden.

Blausee
Der Blausee im Herbst. - Keystone

Die Kläger kritisieren, dass der Beamte nicht überprüft habe, ob die Gleisabschnitte tatsächlich wieder eingebaut würden. Er habe auch keine Bestätigung vom Baukonsortium Marti für den Wiedereinbau verlangt.

Staatsanwaltschaft muss entscheiden

Die Staatsanwaltschaft muss nun entscheiden, ob sie die Rolle des Bafu-Abfallspezialisten in der Affäre klären will. Das Strafverfahren zum Blausee-Umweltskandal läuft seit Mitte 2020.

Für die Betreiber des Blausees besteht ein Zusammenhang zwischen illegalen Aktivitäten im Steinbruch und dem Massensterben von Fischen. Sie behaupten, dass giftige Stoffe durch Regen ins Grundwasser gesickert seien.

Trinkwasser-Initiative
Die Nitrat-Konzentration im Grundwasser ist an gewissen Stellen in der Schweiz zu hoch. (Symbolbild) - Keystone

Im September 2020 wurden Proben genommen, die hohe Konzentrationen toxischer Schadstoffe zeigten. Ende September stoppte das Bundesamt für Verkehr den Export der Schwellen.

Allerdings ist ein Zusammenhang zwischen den Schadstoffen und dem Fischsterben gerichtlich nicht anerkannt. Die beteiligten Baufirmen bestreiten einen solchen Zusammenhang.

Kommentare

User #2073 (nicht angemeldet)

es ist ganz offensichtlich, dass jemand / organisation gegen die Betreiber was hat. Da braucht man kein Genie mit Dr.-Titel zu sein, um das zu sehen.

Luxy-1

Recht haben sie, das Bafu hat seinen Job nicht gemacht.

Weiterlesen

Teaser
110 Interaktionen
de
67 Interaktionen
Leber
21 Interaktionen

Mehr aus Stadt Bern