Blausee-Betreiber: Strafanzeige gegen Bundes-Chefbeamten
Die Blausee-Betreiber haben eine Strafanzeige gegen das Bundesamt für Umwelt (Bafu) eingereicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Blausee wurden giftige Materialien deponiert, was für grosses Fischsterben sorgte.
- In diesem Zusammenhang wurde nun unter anderem das Bundesamt für Umwelt angezeigt.
Der Umweltskandal um den Blausee nimmt eine neue Wendung. Seit fast drei Jahren wird wegen illegaler Deponierung von giftigem Material und Fischsterben ermittelt. Nun richten sich die Betreiber des Naturparks gegen mutmassliche Mitverantwortliche.
Wie die «Berner Zeitung» berichtet, haben sie Strafanzeige gegen einen Sektionschef des Bundesamts für Umwelt (Bafu) und unbekannte Täter eingereicht.
Der Vorwurf: unsachgemässe Genehmigung der Entsorgungspläne für giftige Bahnschwellen.
Giftige Bahnschwellen nach Belgien exportiert
Vor drei Jahren wurde bekannt, dass 4100 Tonnen teerölgetränkte Holzschwellen aus dem alten Lötschbergtunnel entfernt wurden. Diese wurden grösstenteils an ein belgisches Unternehmen verkauft. Normalerweise gehören solche Schwellen in spezielle Verbrennungsanlagen.
Ausnahmen gibt es nur, wenn die Schwellen unverändert in ein Gleisbett eingebaut werden. Egal ist dabei, ob in der Schweiz oder im Ausland.
Vorwürfe gegen Bafu-Sektionschef
Der Projektingenieur der Marti AG fragte beim beschuldigten Bafu-Sektionschef nach, ob komplette Gleisabschnitte nach Belgien exportiert werden könnten. Dort sollten sie wieder verwendet werden.
Die Kläger kritisieren, dass der Beamte nicht überprüft habe, ob die Gleisabschnitte tatsächlich wieder eingebaut würden. Er habe auch keine Bestätigung vom Baukonsortium Marti für den Wiedereinbau verlangt.
Staatsanwaltschaft muss entscheiden
Die Staatsanwaltschaft muss nun entscheiden, ob sie die Rolle des Bafu-Abfallspezialisten in der Affäre klären will. Das Strafverfahren zum Blausee-Umweltskandal läuft seit Mitte 2020.
Für die Betreiber des Blausees besteht ein Zusammenhang zwischen illegalen Aktivitäten im Steinbruch und dem Massensterben von Fischen. Sie behaupten, dass giftige Stoffe durch Regen ins Grundwasser gesickert seien.
Im September 2020 wurden Proben genommen, die hohe Konzentrationen toxischer Schadstoffe zeigten. Ende September stoppte das Bundesamt für Verkehr den Export der Schwellen.
Allerdings ist ein Zusammenhang zwischen den Schadstoffen und dem Fischsterben gerichtlich nicht anerkannt. Die beteiligten Baufirmen bestreiten einen solchen Zusammenhang.