FC Breitenrain Frauen: Der Schiedsrichter als Ärgernis
Nach dem Gewinn des Berner Cups ging es für die Frauen des FC Breitenrain in der Meisterschaft weiter. Und wie: Die «Breitsch»-Frauen schlugen Spiez mit 13:0.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Frauen des FC Breitenrain gewinnen gegen Spiez mit 13:0 (7:0).
- Für Diskussionen sorgt der Schiedsrichter. Dieser ist zugleich Trainer eines Liga-Rivalen.
- Aufgrund einer gelben Karte könnte den «Breitsch»-Frauen der Aufstieg verwehrt bleiben.
Interlaken, Breitenrains Konkurrent um den Aufstieg, hatte zum Rückrundenauftakt gegen Spiez nur 1:0 gewonnen. Entsprechend war Breitenrain gewarnt, das Spiel nicht auf die leichte Schulter zu nehmen – auch wenn Spiez aktuell Drittletzter ist.
Am Anfang lief das Spiel für die «Breitsch»-Frauen auch tatsächlich eher harzig. Erschwerend kam hinzu, dass sich Torhüterin Natascha Miesbach beim Einlaufen verletzte und Mittelfeldspielerin Martina Frey spontan ins Tor musste. Spiez war zwar offensiv ungefährlich, bei Breitenrain dauerte es aber auch etwas über zwanzig Minuten bis zum ersten Torerfolg.
FC Breitenrain: Drei Tore in sieben Minuten
Dann schlug Ilaria Castignetti zu und brachte die Stadtbernerinnen mit einem lupenreinen Hattrick innerhalb von sieben Minuten mit 3:0 in Führung. Castignetti meinte nach Spielschluss, sie könne sich nicht erinnern, je einen Hattrick gemacht zu haben und sagte: «Wenn wir das Resultat anschauen, haben wir heute alles richtig gemacht, auch wenn es nicht unsere allerbeste Leistung war.»
Wenn das Spiel nicht schon nach Castignettis Hattrick entschieden war, so war es das spätestens zur Pause, da Dragana Kuzmanovic, Corinne Gnägi, Vera Dubach und Sara Motta bis dahin noch auf 7:0 erhöhten. Corinne Gnägi sagte nach dem Schlusspfiff: «Am Anfang waren wir etwas im Sonntagsschlaf, wurden dann aber durch Ilarias Hattrick zum Glück geweckt.»
Nach der Pause kam Spiez kaum mehr aus der eigenen Hälfte raus, Breitenrain dominierte und kombinierte fast nach Belieben. Auch wenn die Stadtbernerinnen zahlreiche Torchancen ausliessen und dreimal Aluminium trafen, kamen im zweiten Durchgang weitere sechs Tore dazu. Motta, Gnägi, Kuzmanovic und Sarmila Selvaratnam zeichneten sich als Torschützinnen aus.
Den Schlusspunkt setzte schliesslich Vanessa Curumi mit ihrem Treffer zum 13:0. Curumi fasste das Spiel am Ende treffend zusammen, als sie sagte: «Der Anfang war schwierig. Dann fanden wir ins Spiel, kombinierten sehr schön und blieben bis am Schluss dran.»
Schiedsrichter-Wahl sorgt für rote Köpfe
Ende gut, alles gut also beim FC Breitenrain? Mitnichten. Denn Stein des Anstosses war trotz 13:0-Sieg Schiedsrichter Stefan Mosimann. Einerseits ärgerten sich sowohl Spiez als auch Breitenrain über die Schiedsrichterwahl an sich.
Andererseits war Breitenrain dann auch unzufrieden darüber, wie Mosimann pfiff. Doch der Reihe nach: Spiez liegt aktuell mit einem Punkt Rückstand auf dem drittletzten Tabellenplatz, direkt davor mit einem Punkt Vorsprung Hünibach.
Pikant: Schiedsrichter Mosimann ist nicht nur Schiedsrichter, sondern auch Trainer ebendieses Hünibachs. Sprich, Schiedsrichter im 3. Liga-Spiel zwischen Spiez und Breitenrain war der Trainer eines 3. Liga-Teams, das diese Saison in derselben Gruppe gegen Spiez und Breitenrain spielt.
Breitenrains Co-Trainerin Sonja Lundsgaard-Hansen hatte dafür gar kein Verständnis: «Dass unser Spiel vom Trainer eines aktuellen Konkurrenten gepfiffen wird, geht gar nicht. Man stelle sich mal vor, YB-Winterthur wäre am Samstag von Peter Zeidler oder Mattia Croci-Torti gepfiffen worden. Das hätte mehr als nur Blick-Schlagzeilen gegeben», sagte sie.
Und fügte an: «Wir haben in zwei Jahren ein einziges Spiel verloren. Dazu sind wir zweimal Cupsieger geworden und haben in der Meisterschaft das klar beste Torverhältnis. Wegen der Fairplay-Regelung werden wir voraussichtlich aber als sportlich bestes Team trotzdem nicht aufsteigen.»
«Das allein finde ich absurd, wir werden wegen dieser Regel um den Lohn unserer starken sportlichen Leistungen gebracht. Wenn uns dann noch ein gegnerischer Trainer eine völlig aus der Luft gegriffene Gelbe Karte einbrockt und damit sehr aktiv ins Aufstiegsrennen eingreift, finde ich das einen veritablen Skandal», sagte sie weiter.
Abschliessend meinte sie: «Da macht man sich schon so seine Gedanken, gerade wenn man im Nachhinein auch noch erfährt, dass Herr Mosimann vor dem Spiel schon zum gegnerischen Team und in abschätziger Art über uns gesagt hat, wir hätten Starallüren…»
Torwartjubel sorgt für gelbe Karte
Nach dem dritten Tor Ilaria Castignettis war es, als Schiedsrichter Mosimann Gelb zückte. Spontan-Torhüterin Martina Frey war nach dem Hattrick zu ihren jubelnden Mitspielerinnen gerannt, um Castignetti zu gratulieren. Schiedsrichter Mosimann wertete das als Zeitspiel und verwarnte Frey. Warum Breitenrain beim Stand von 3:0 gegen den Drittletzten überhaupt auf Zeit spielen sollte und inwiefern Martina Freys Gratulation an Castignetti das Spiel verzögert haben sollte, mochte Mosimann nicht kommentieren.
Stattdessen sagte er, bevor er davonlief: «Haben Sie in der Super League schon mal einen Torhüter gesehen, der in der gegnerischen Hälfte mitjubeln geht?»
Sonja Lundsgaard-Hansen musste bitter lachen ob dieser Aussage und meinte: «Ich habe das schon x-fach gesehen, jedes Mal ohne gelbe Karte als Konsequenz. Herr Mosimann sollte vielleicht den Frauen-Final zwischen Servette und Zürich schauen – da geschah genau das auch, natürlich ohne gelbe Karte. Ich denke, es wäre ratsam, Herr Mosimann würde sich entscheiden, ob er in der 3. Liga als Trainer oder als Schiedsrichter aktiv sein will – beides zusammen geht einfach nicht.»