Gemeinden stimmen erneut über Erhalt des Spitals Zweisimmen ab
Sechs Gemeinden im Obersimmental und im Saanenland stimmen am 19. November erneut über ein Gesundheitsversorgungsmodell ab.
Am 19. November findet in sechs Gemeinden des Obersimmentals und des Saanenlands eine erneute Abstimmung über ein Versorgungsmodell statt. Kernpunkt des Projekts ist der Erhalt des Spitals Zweisimmen. Bereits im August sagten die Stimmberechtigten in sechs von sieben Gemeinden Ja – eine einzige scherte aus.
In der kleinen Gemeinde Gsteig resultierte damals ein hauchdünnes Nein von einer einzigen Stimme Unterschied. Damit war das Projekt «Gesundheitsnetz Simme Saane» formell vom Tisch, denn die Gemeinden hatten vereinbart, dass es die Zustimmung aller sieben Gemeinden braucht.
Rasch waren sich die sechs deutlich zustimmenden Gemeinden einig, dass nicht eine einzige Stimme über das Wohl und Weh der Gesundheitsversorgung einer ganzen Region entscheiden könne. Boltigen, Lauenen, Lenk, Saanen, St. Stephan und Zweisimmen schickten sich an, das Projekt ohne Gsteig durchzuziehen.
Abstimmung in den sechs Gemeinden am 19. November
Damit sich auch der Kanton mit rund zwei Millionen Franken pro Jahr finanziell beteiligt, braucht es erneut ein Volks-Ja. Die entsprechende Abstimmung in den sechs Gemeinden findet am 19. November statt.
Die Stimmberechtigten befinden einerseits über einen jährlich wiederkehrenden Beitrag in der Höhe von 1,5 Mio. Franken ab Anfang 2025.
Andererseits über einen jährlich wiederkehrenden Beitrag von 300'000 Franken für den Aufbau und die Entwicklung des Gesundheitsnetzes von 2024 bis 2028. Die Beiträge werden gemäss einem Schlüssel auf die Gemeinden verteilt.
In der Gemeinde Gsteig wurde eine Wiedererwägungs-Initiative angestossen. Sie soll am 8. Dezember an der Gemeindeversammlung debattiert werden.
Das «Gesundheitsnetz Simme Saane» will das Akutspital Zweisimmen, das Geburtshaus Materinté Alpine, Alterswohnheime in Saanen und Zweisimmen sowie die Spitex Saane-Simme unter einem Holdingdach zusammenführen. Das in die Jahre gekommene Spital soll durch einen Neubau ersetzt werden.
Die Befürworter des Gesundheitsnetzes wehren sich gegen eine Schliessung des Spitals Zweisimmen. Diese würde auch das Ende des Geburtshauses bedeuten. Teile der Bevölkerung müssten dann über 50 Kilometer weit fahren, um ein Spital zu erreichen.
Die Gegner wiederum führen ins Feld, dass es nicht Aufgabe von Gemeinden sein könne, ein Spital zu führen und zu finanzieren. Dass ein solches in der Region erfolgreich betrieben werden könne, sei angesichts der Entwicklung der Spitallandschaft und des Personalmangels ohnehin unsicher.
Der neuerliche Abstimmungskampf in der Region wird mit harten Bandagen geführt
Die Gemeinde Gsteig liess das Projekt des Gesundheitsnetzes durch ein Zürcher Beratungsbüro begutachten.
Die Muller Healthcare Consulting kommt in ihrem Bericht zum Schluss, die Kosten drohten um einiges höher auszufallen als vom Gesundheitsnetz veranschlagt – namentlich bei den Investitionen für einen Spitalneubau.
Mit den zur Diskussion stehenden Beiträgen der Gemeinden, der Spital STS AG, zu der das Spital Zweisimmen heute gehört, und des Kantons sei das Modell der integrierten Versorgung« nicht dauerhaft finanzierbar und überlebensfähig». Dazu kämen aktuell der Fachkräftemangel und tiefe Fallzahlen.
Die Befürworter unter der Federführung des Gesundheitsnetzes kritisierten das Zürcher Gutachten, weil es auf gesamtschweizerischen Branchenkenntnissen basiere und regionale versorgungsrelevante Gegebenheiten ausblende.
Der Businessplan des Gesundheitsnetzes hingegen basiere auf tatsächlich geleisteten Fallzahlen für die Regionen Nieder- und Obersimmental sowie für das Saanenland.
Beim Spitalneubau gehe das Gutachten von einer Grössenordnung aus, die der Kanton Bern schon bei einem Vorgängerprojekt im Jahr 2017 als zu hoch taxiert habe.
«Wir stehen uneingeschränkt hinter dem gemeinsamen Projekt des integrierten Versorgungsmodells, 'Gesundheitsnetz Simme Saane’ mit einem Akutspital Zweisimmen», sagt René Müller, Gemeindepräsident Lenk und Sprecher der abstimmenden Gemeinden, am Dienstag vor den Medien.
Nur mit einer umfassenden, integrierten Gesundheitsversorgung vor Ort bleibe die Region attraktiv für alle Generationen, Einheimische und Gäste, unterstrich auch die Zweisimmer Gemeindepräsidentin Beatrice Zeller.