Kanton Bern: «Ein Zeichen gegen das Vergessen»

Julian Lämbgen
Julian Lämbgen

Bern,

Der Kanton Bern erinnert an die Zeit fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen. 166 Gemeinden beteiligen sich an einer Plakatausstellung.

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Der Kanton Bern erinnert an die Zeit fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen.(Symbolbild) - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Das Wichtigste in Kürze

  • Heute wurde das Berner «Zeichen der Erinnerung» präsentiert.
  • Damit möchte der Kanton an Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen erinnern.
  • Unter anderem besteht die Initiative aus einer Plakatausstellung.

Bis zum Jahr 1980 waren zahlreiche Kinder und Erwachsene im Kanton Bern von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen betroffen. Mit dem Berner «Zeichen der Erinnerung» möchte der Kanton sicherstellen, dass diese Schicksale nicht vergessen werden und sich ähnliche Vorfälle in Zukunft nicht wiederholen. Diese Initiative setzt auch ein Postulat um, das im November 2019 vom Grossen Rat angenommen wurde.

Für das «Zeichen der Erinnerung» hat ein Projektteam unter der Leitung der Staatskanzlei eng mit Gemeinden, Schulbehörden, kirchlichen Organisationen und Betroffenen zusammengearbeitet. Das Ergebnis besteht aus fünf Elementen, die einerseits die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ermöglichen und gleichzeitig den Blick nach vorne lenken.

Reissnagel als Symbol

Bei der Eröffnungsveranstaltung im Schlosshof Köniz betonte Regierungsrätin Christine Häsler, dass sich das Geschehene niemals wiederholen dürfe. Sie unterstrich die Bedeutung eines verantwortungsbewussten und empathischen Umfelds für Schutzbefohlene und Menschen, die Unterstützung benötigen, sowohl damals als auch heute.

Das Leiden der Betroffenen verdiene ungeteiltes Mitgefühl und absoluten Respekt. Tanja Bauer, Gemeindepräsidentin von Köniz, betonte in ihrer Ansprache die Bedeutung des Erinnerns für die Gesellschaft, die Behörden und Institutionen. Sie betonte die Verantwortung gegenüber den Menschen, die Leid erfahren haben.

Planen Sie, die Plakatausstellung der Berner Initiative «Zeichen der Erinnerung» zu besuchen?

Der Fokus der Eröffnungsveranstaltung lag auf der Enthüllung der von Claude Kuhn, einem Grafiker aus Bern, entworfenen Erinnerungstafel und der begleitenden Plakatausstellung. Die Erinnerungstafel zeigt einen Reissnagel, der als Symbol für das Berner «Zeichen der Erinnerung» dient.

Der Reissnagel repräsentiert die Ambivalenz von Erinnerungen: Sie können einerseits schmerzhaft sein, andererseits jedoch helfen, zu heilen. Ähnlich verhält es sich mit einem Reissnagel – er kann Schmerzen verursachen, aber auch als nützliches Werkzeug dienen.

166 Gemeinden nehmen an Plakatausstellung teil

Die Eröffnungsveranstaltung in Köniz war nur einer von vielen Gedenkanlässen. In insgesamt 166 Gemeinden und Kirchgemeinden im gesamten Kanton werden in den kommenden Tagen die Erinnerungstafeln eingeweiht und die Plakatausstellung gezeigt. Darüber hinaus veranstalten zahlreiche Berner Gemeinden Lesungen, Filmabende und Begegnungen mit Betroffenen, um Anteil am Schicksal der Opfer zu nehmen.

Das Berner «Zeichen der Erinnerung» wurde in enger Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Opfergruppen entwickelt. Ehemalige Verding- und Heimkinder, administrativ Versorgte, Zwangsadoptierte, Jenische und Fahrende waren in beratender Funktion beteiligt.

Bei der Veranstaltung in Köniz waren einige von ihnen anwesend und äusserten in einem Videobeitrag ihre persönlichen Erfahrungen und Anliegen an die Gesellschaft.

Kommentare

User #5251 (nicht angemeldet)

Führerscheinentzug auf Verdacht hin gehört auch in diese Kategorie. Es gibt immer wieder Menschen, die sehr übergriffig sind.

User #3077 (nicht angemeldet)

eine anständige Zahlung, damit die etwas davon gaben, anstelle von Tafeln etc. würde mehr bringen. So wird das Unrecht heute mit der Ausstellung nicht gesühnt.

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