Ein neues Weiterbildungsprogramm der UniBE soll Fachpersonen befähigen, mit Fragen und Anliegen zur sexuellen Gesundheit kompetent umzugehen.
Die Universität Bern.
Die Universität Bern. - Keystone

Ein neu lanciertes Weiterbildungsprogramm der Universität Bern soll Fachpersonen im Schweizer Gesundheitswesen befähigen, mit Fragen und Anliegen zur sexuellen Gesundheit kompetent umzugehen. Die Integration der Sexualität in den Praxisalltag entspricht einem wachsenden Bedürfnis, jedoch fehlte bisher eine fundierte Weiterbildung für Ärztinnen, Psychologen und andere Gesundheitsfachleute auf diesem Gebiet.

Eine genussvolle Sexualität und sexuelle Gesundheit werden heute zunehmend als wichtiger Teil der psychischen und physischen Gesundheit anerkannt. Gleichzeitig können psychische und körperliche Beschwerden sowie deren Behandlung das Sexualleben beeinträchtigen. Gemäss der Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO umfasst sexuelle Gesundheit «einen Zustand des körperlichen, emotionalen, mentalen und sozialen Wohlbefindens in Bezug auf die Sexualität und nicht nur das Fehlen von Krankheit, Funktionsstörungen oder Gebrechen». Die Prävention und Förderung sexueller Gesundheit sind daher von zentraler Bedeutung sowohl für das individuelle Wohlbefinden wie auch für die Krankheitsbewältigung.

Hemmnisse und mangelnde Ausbildung

In der Versorgungslandschaft Schweiz ist wie auch in Deutschland eine Dezentralisierung bestehender Angebote zur sexuellen Gesundheit festzustellen. «Zwar existieren auf gewisse Bereiche zugeschnittene Fachstellen, etwa in der reproduktiven Gesundheit oder in der HIV-Prävention, es fehlt aber bisher an deren Vernetzung sowie der Anerkennung und Förderung sexueller Gesundheit in der Basisversorgung», sagt Dr. phil. Stefanie Gonin-Spahni, Sexologin am Institut für Psychologie der Universität Bern.

Obwohl wachsender Konsens darin besteht, dass die Integration der Sexualität im Praxisalltag wichtig wäre, zeigt der aktuelle Forschungsstand, dass in der Umsetzung noch immer Lücken bestehen. Zudem werden gemäss zahlreichen Studien in der Praxis von Hausärztinnen und Hausärzten sowie von anderen Berufsgruppen der Gesundheitsversorgung Themen sexueller Gesundheit zu selten und oftmals unvollständig angesprochen. Unterschiedliche Barrieren auf Seiten der Behandelnden und der Behandelten führen dazu, dass viele Patientinnen und Patienten nicht über sexuelle Fragen und Anliegen sprechen können und ihnen Möglichkeiten der Prävention versagt bleiben.

«Es gibt einen klaren Bedarf in der Gesellschaft nach niederschwelliger Hilfe bei Fragen und Anliegen rund um die Sexualität. Die Fachkräfte im Gesundheitsbereich sind dafür ideale Ansprechpartner, vermissen jedoch bislang Ausbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich. Der Bedarf an fundierten Weiterbildungsangeboten wird von Fachkräften oft geäussert», sagt Stefanie Gonin-Spahni, die auch Studienleiterin des neuen Weiterbildungsstudiengangs CAS Sexuelle Gesundheit ist.

Neuer interdisziplinärer Weiterbildungsstudiengang

Der CAS Sexuelle Gesundheit wird von der Abteilung Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin des Instituts für Psychologie der Universität Bern ab September 2021 angeboten. Er richtet sich an Fachpersonen aus Psychologie, Medizin und weiteren Gesundheitsberufen. Er qualifiziert zur Integration sexueller Gesundheit in die Prävention und Gesundheitsförderung von Einzelpersonen, Paaren und Gruppen. Im multidisziplinär konzipierten Programm werden aktuellste theoretische Konzepte und wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt, Techniken der Gesprächsführung und Beratung geübt und Methoden der Diagnostik und Intervention kennengelernt.

«Damit schliesst sich eine bedeutende Lücke im Weiterbildungsangebot zur sexuellen Gesundheit in der Schweiz», sagt Barbara Berger, Geschäftsleiterin von Sexuelle Gesundheit Schweiz. Bisherige Angebote in der Deutschschweiz kommen aus der Sozialen Arbeit oder richten sich primär an Fachpersonen, die sich auf die Behandlung sexueller Störungen spezialisieren wollen. Der CAS Sexuelle Gesundheit startet im Herbstsemester 2021. Er ist eine in sich geschlossene Weiterbildung, wird jedoch auch ein Modul des in der Kooperation der Universitäten Bern und Zürich entstehenden MAS in Gesundheitspsychologie sein. Am Mittwoch, 26. Mai 2021 findet um 18 Uhr der erste Informationsabend zum neuen CAS statt.

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