Wegen Tramachse: Streit zwischen Gemeinderat und Bernmobil
Die Stadtregierung will auf der Bundesgasse eine zusätzliche Tramachse installieren. Bei diesem Vorhaben trifft sie auf reichlich Gegenwehr.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Berner Stadtregierung will eine zusätzliche Tramachse direkt vor dem Bundeshaus.
- Bernmobil präferiert jedoch die Route Nägeligasse-Speichergasse.
- Bis zu einer Einigung in der Diskussion ist es noch ein langer Weg.
Seit mehr als einem Jahrzehnt wird über eine zusätzliche Tramachse durch das Zentrum von Bern debattiert. Der stark frequentierte Bereich der Spital- und Marktgasse soll dadurch entlastet werden.
Vor kurzem hat Bernmobil, das städtische Verkehrsunternehmen, seine Präferenz für eine Tramachse bekanntgegeben. Man bevorzugt die Route Nägeligasse-Speichergasse. Überraschenderweise teilt der Gemeinderat diese Ansicht nicht.
Wie die «Berner Zeitung» nun berichtet, präferiert die Stadtregierung eine andere Route via Bundesgasse-Kochergasse. Eine dritte Option wurde von der Regionalkonferenz Bern-Mittelland vorgeschlagen: eine Achse über die Lorrainebrücke und den Viktoriarain.
Die Differenzen zwischen Stadt und Verkehrsbetriebe sind bemerkenswert, da beide normalerweise in Verkehrsfragen übereinstimmen. Ebenso ist Bernmobil vollständig im Besitz der Stadt.
Gemeinderat vertritt verschiedene Interessen
Laut der städtischen Verkehrsdirektorin Marieke Kruit (SP) liegt dies daran, dass Bernmobil «primär aus Sicht ihrer Kundinnen und Kunden argumentiert». Weiterhin sagt sie gemäss «BZ», dass hingegen der Gemeinderat verschiedene Interessen abwägen müsse.
Für den Gemeinderat ist vor allem die Achse Bubenbergplatz-Bahnhofplatz problematisch. Diese sei bereits stark genutzt und weitere Belastung würde Plänen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität entgegenwirken. Die Bundesgasse biete hingegen genügend Platz für eine zusätzliche Tramlinie.
Die Stadtregierung hat jedoch auch Bedenken gegenüber ihrer eigenen bevorzugten Route. Aufgrund von häufigen Demonstrationen und Veranstaltungen auf dem Bundesplatz seien Verkehrsunterbrechungen unausweichlich. Zudem würde die Umsteigedistanz zum Bahnhof grösser werden.
Technische und ästhetische Herausforderungen
Zusätzlich könnte die Bundesgasse-Route auf Widerstand des Bundes treffen. «Im Umfeld wird es aus Gründen der Ästhetik und der technischen Sicherheit schwierig sein, Fahrleitungen zu erstellen», sagt Kruit. Eine mögliche Lösung könnten batteriebetriebene Trams sein. Aber diese bringen neue Herausforderungen mit sich, wie höheres Gewicht und damit verbundene Fragen zur Brückenbelastbarkeit.
Bis Ende Jahr will die Regionalkonferenz Bern-Mittelland alle eingereichten Stellungnahmen prüfen. Thomas Iten, Präsident Kommission Verkehr der RKBM, ist trotz unterschiedlicher Meinungen laut der «Berner Zeitung» optimistisch: «Es ist allen bewusst, dass jede Variante ihre Vor- und Nachteile hat».
Noch gibt es keine genauen Kostenprognosen für die einzelnen Varianten. Vor zehn Jahren wurden die Gesamtkosten für eine zweite Tramachse auf etwa 110 Millionen Franken geschätzt. Es wird erwartet, dass sowohl Stadt als auch Kanton und Bund finanzielle Beiträge leisten werden.