FH Graubünden lanciert Projekt zur Arbeitswelt von morgen
Mittels künstlicher Intelligenz ermittelt ein Team, welche Tätigkeiten auch zukünftig von Menschen in der sich verändernden Arbeitswelt erledigt werden können.
Die Arbeitswelt unterliegt aktuell einem starken Wandel. Makrotrends wie die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung von Tätigkeiten sowie die Entwicklung von plattformbasierten, flexiblen Erwerbsformen verändern den Arbeitsmarkt grundlegend.
Diese Entwicklungen werden durch weitere Faktoren wie die Corona-Pandemie, den Klimawandel, die demografische Entwicklung sowie geopolitische Faktoren zusätzlich beschleunigt. Prognosen des WEF und von diversen Beratungsunternehmen gehen davon aus, dass 30 bis 50 Prozent der aktuell verfügbaren Jobs in naher Zukunft radikalen Veränderungen unterliegen oder komplett verschwinden werden.
Diese Prognosen schaffen zwar ein Bewusstsein für das Thema «Future of Work», bieten jedoch keine Anknüpfungspunkte für betroffene Personen und Unternehmen, wie mit diesen Veränderungen idealerweise umgegangen werden sollte.
Es geht nicht nur um «Mensch oder Maschine»
Zielführend wäre zu wissen, wer in Zukunft noch welche Tätigkeiten erledigen wird. Bei der Frage nach dem «Wer» geht es nicht nur um «Mensch oder Maschine», sondern im Falle des Menschen, ob die Wertschöpfung hier in der Schweiz oder irgendwo anders auf der Welt stattfinden wird.
Mit dieser fundamentalen Erkenntnis können Unternehmen ihre Wertschöpfungsprozesse optimieren und Menschen in der Schweiz ihre Karriereplanung aktiv anpassen. Nur dann ist es für Unternehmen und Mitarbeitende möglich, die Strategie und notwendige Weiterbildungsmassnahmen gezielt zu planen und umzusetzen.
Automatisierungs- und Offshoring-Wahrscheinlichkeit von Tätigkeiten
Im Rahmen des Innosuisse-Projektes «Future of Work – Future Readiness Prediction System for human-centered shift of work activities» entwickelt die FH Graubünden zusammen mit der jobchannel ag und der Scrambl. AG ein disruptives Vorhersagesystem, das die Relevanz von Arbeitstätigkeiten in Bezug auf Automatisierung und Offshoring bestimmt und Möglichkeiten zur Verbesserung der Bereitschaft von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden in der Schweiz aufzeigt.
Das Ziel des Projekts untergliedert sich dabei in zwei Teilbereiche. Erstens geht es darum, Voraussagen darüber zu treffen, welche Tätigkeiten automatisiert und somit künftig durch Maschinen durchgeführt werden. Weiter wird untersucht, welche Arbeiten durch Menschen irgendwo auf der Welt und welche weiterhin durch einen Menschen in der Schweiz erledigt werden können.
Zweitens zielt das Projekt darauf ab, Ähnlichkeiten zwischen heutigen Berufen in der Zukunft zu bestimmen, damit Menschen bei der Weiterentwicklung zu Berufsfeldern unterstützt werden können, die wohl auch in Zukunft in der Schweiz ausgeführt werden.
Das Innovative an dem Projekt ist die elementare Betrachtungsweise von Berufsbildern in Form von darin enthaltenen Arbeitstätigkeiten. Mittels Methoden der künstlichen Intelligenz werden laufend alle in der Schweiz geschalteten Stellenanzeigen analysiert und so die Beziehung zwischen einem Beruf und seinen Tätigkeiten extrahiert.
Kombination verschiedener Datenquellen
Diese in etwa 120'000 eindeutigen Tätigkeiten können auch in mehreren Berufen vorkommen; beispielsweise «Sitzungsprotokolle schreiben», «Rekrutierungsgespräche führen», «Gemüse rüsten».
Durch die Kombination verschiedener Datenquellen wird für jede dieser einzelnen Tätigkeiten ein Automatisierungs- und ein Offshoring-Index berechnet, um die Zukunftsfähigkeit hinsichtlich Durchführung einer Tätigkeit in der Schweiz zu bestimmen.
Damit ist für Arbeitgebende und Arbeitnehmende ersichtlich, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass einzelne Tätigkeiten automatisiert oder zukünftig an einem anderen Ort erledigt werden.
Vermeidung von Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Fachkräftemangel
Mit der Ähnlichkeit unter den Tätigkeiten lassen sich realistische Karrierewege erschliessen und sogar konkrete Up-/Reskilling-Möglichkeiten eruieren. Auf Basis dieser Auswertungen können Menschen mit aussterbenden Berufsprofilen gezielt dabei unterstützt werden, fit für Tätigkeiten mit Zukunftspotenzial zu werden.
Dadurch wird sich in Zukunft die Arbeitslosigkeit in der Schweiz aufgrund falscher Skill-Profile, aber auch dem Fachkräfteengpass mangels verfügbarer Fähigkeiten am Arbeitsmarkt vorbeugen lassen. Die Ergebnisse aus diesem Innosuisse-Projekt möchten einen Mehrwert für die Zukunftsplanung sowohl für die Schweizer Volkswirtschaft als auch die Arbeitnehmenden und Unternehmen liefern.