Graubünden: Kinderintensivstation-Schliessung wirft viele Fragen auf
Im Kantonsspital Graubünden soll die Kinderintensivstation geschlossen werden. Eine Petition soll das verhindern – auch mit Unterstützung aus dem Kanton Glarus.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zukunft der Kinderintensivstation im Kantonsspital Graubünden ist ungewiss.
- Die Schliessung hätte aber auch Folgen über die Kantonsgrenzen hinaus.
- Deshalb unterstützt das Kantonsspital Glarus den Erhalt der Kinderintensivstation.
Das Kantonsspital Glarus hat seine Unterstützung für das Kantonsspital Graubünden und dessen Kampf um den Erhalt der Kinderintensivstation in Chur öffentlich gemacht. Vor fünf Tagen wurde ein Post auf LinkedIn veröffentlicht, in dem das Glarner Spital seine Solidarität bekundet.
«Die Solidarität unter den Spitälern ist gross», sagt Andrea Hohl, Leitende Ärztin Pädiatrie im Kantonsspital Glarus, gegenüber der «Südostschweiz». Sie betont die Wichtigkeit der Intensivstation in Chur für ihr eigenes Spital und erklärt, dass es nicht viele Spitäler mit solchen spezialisierten Abteilungen gibt.
Warum die Intensivstation wichtig ist
Für das Kantonsspital Glarus ist die Kinderintensivstation in Chur eine wichtige Anlaufstelle. «Je nach Belegung werden die Kinder zwischen den einzelnen Spitälern verlegt, bei Platzmangel also auch nach Chur», sagt Hohl. Dies gilt insbesondere für Frühgeborene oder ältere Kinder, die intensive Überwachung benötigen.
Auch wenn im Kantonsspital Glarus vieles ambulant abgedeckt werden kann, sind weitere Untersuchungen oft notwendig. «Kinder, die eine medizinische Betreuung oder Überwachung benötigen, sind in Chur sehr gut aufgehoben», fügt Hohl hinzu.
Mögliche Konsequenzen einer Schliessung
Wenn die Kinderintensivstation in Chur schliesst, müssten neue Verträge mit anderen Kinderspitälern gemacht werden. «Das ist nicht so einfach», warnt Hohl. Sie weist darauf hin, dass es zum Beispiel viele kleine Spitäler im Kanton Zürich gibt, die auf das Kinderspital Zürich verweisen und dort eine Kapazitätsgrenze besteht.
«Die Spitäler nehmen primär die Kinder mit dem entsprechenden Vertragsspital auf», erklärt Hohl gegenüber der «Südostschweiz». Ohne die Intensivstation in Chur müssten Eltern möglicherweise nach Luzern, Aarau, Bern oder Basel reisen, um ihre kranken Kinder zu besuchen.
Weitreichende Auswirkungen
Auch für Schwangere könnte eine Schliessung der Station Konsequenzen haben. «Es ist gut möglich, dass Frauen dann lieber primär in einem anderen Spital gebären», sagt Hohl und betont damit auch den potentiellen Einfluss auf das Kantonsspital Glarus.
Jährlich werden etwa 220 Fälle auf der Kinderintensivstation im Kantonsspital Graubünden behandelt – zu wenig laut einem medizinischen Fachgremium. Bis Mitte Dezember werden Unterschriften für den Erhalt gesammelt; im Frühjahr fällt dann die endgültige Entscheidung über das Schicksal der Station.