Zwei Jahrzehnte lang prägte sie das Weininger Dorfleben
Marianne Hauser war über 20 Jahre lang in der Gemeindebibliothek von Weiningen tätig. Ihre letzten Arbeitstage musste sie zu Hause verbringen.

Marianne Hauser seit Mitte Monat sind Sie offiziell pensioniert. Ihre letzten Tage als Bibliothekarin von Weiningen haben Sie sich sicherlich etwas anders vorgestellt?
Das Ende kam leider wirklich sehr abrupt. Das ist nicht unbedingt toll. Mit meinen Bibliothekskolleginnen und Kollegen wäre eigentlich ein Abschiedsapéro geplant gewesen, wo der Gemeinderat auch dabei gewesen wäre. Vielleicht können wir das im Sommer nachholen. Das ist ja nicht das Wichtigste im Moment, Gesundheit geht vor. Ich bin momentan mit Wandern, Stricken, Gärtnern oder Lesen gut abgelenkt.

Seit über 20 Jahren prägen Bücher Ihren Alltag, was fasziniert Sie daran?
Ein Bildband oder ein Sachbuch, das gibt einem etwas! Ich habe schon als Kind gerne gelesen. Lesen empfinde ich als etwas sehr Schönes, da man seiner Fantasie freien Lauf lassen kann. Als Leserin bin ich keine distanzierte Konsumentin, sondern durch meine Vorstellungen einen Teil der Geschichte.
Das Leseverhalten hat sich in dieser Zeit sehr verändert: DVDs, E-Books, Zeitschriften, Facebook – Wie haben Sie das miterlebt?
Als die Bibliothek in Weiningen 1984 eröffnet wurde, gab es noch gar keine Musik-CDs. Die kauften wir erst fünf Jahre danach ein und Sie müssen sich vorstellen: 100 CDs in der Bibliothek Weiningen zum Ausleihen, das war revolutionär! Viele Kunden hatten noch gar kein Abspielgerät zu Hause, so neu war das.

Gleich zu Beginn meiner Karriere nahmen wir den ganzen Bibliotheksbestand in ein digitales Verwaltungsprogramm auf. Das war für mich etwas Ungewohntes, zumal ich auch Respekt vor dem Computer hatte. Bis Dato hatte ich keine Ahnung vom Zehnfingersystem, aber durch die Übung habe ich mir den digitalen Umgang nach und nach autodidaktisch angeeignet. Rückblickend war das ein guter Einstieg, so erhielt ich gleich einen Einblick ins gesamte Bibliothekssortiment.
Was denken Sie wird das Buch irgendwann aussterben und mit ihm die Bibliotheken?
Nein eine Bibliothek braucht es immer und auch die Bücher werden wieder beliebter. Die Funktion einer Bibliothek ist ja auch nicht nur Bücher oder DVDs auszuleihen, eine Bibliothek ist ein sozialer Treffpunkt. Sie bringt Kultur ins Dorf. Hier trifft man sich, tauscht sich aus, das geniessen beispielsweise auch junge Mütter, die genau diesen Kontakt suchen. Und die Jungen sind auch die Zukunft. Deshalb bietet Weiningen auch Spielnachmittag oder Abende an.
Sie haben aber Tausende Bücher bereits gelesen. Welche drei liegen Ihnen persönlich besonders am Herzen und wieso?
Ich interessiere mich für Kunst. Daher kann ich das Buch von Asta Scheib «Das Schönste, was ich je sah» immer wieder lesen. Der Roman dreht sich um den berühmten Maler Segantini, der Analphabet war und trotzdem ein grossartiger Künstler wurde. Auch dank seiner Frau die ihm immer wieder vorlas. Sie hatte sein Leben in der Hand - auf eine gute Art.
