Daniela Rinderknecht (SVP): Unsere Traditionen und Corona
SVP-Kantonsrätin Daniela Rinderknecht aus Wallisellen stellt sich die Frage, welche Rolle Schweizer Traditionen heute noch spielen. Ein Gastbeitrag.
1. August, Räbeliechtli-Umzug, Weihnachtssingen, Weihnachtsmärkte, Schulsilvester, Fasnacht – ja, das sind nur ein paar wenige unserer schönen Traditionen in der Schweiz.
Wie in allen anderen Ländern, gehören Traditionen meiner Meinung nach zum wichtigen Kulturgut unserer Gesellschaft. Und ja, ein wenig Stolz und ein wenig Patriotismus darf da auch vorhanden sein und die Anlässe sollten zelebriert werden – wie in allen anderen Ländern auch.
Aber wir Schweizer passen uns halt immer gut an, wir sind höflich und möchten es allen recht machen. Eigentlich eine schöne Tugend – sofern wir uns nicht selbst verlieren.
Hier sollten unsere Traditionen gelten
Schon länger spüre ich immer wieder skeptische Worte gegen gewisse dieser Anlässe. «Räbeliechtli-Umzug ist doch veraltet und gehört nicht mehr in unsere Gesellschaft – Halloween passt doch eher dazu!» Oder: «Ist das Weihnachtssingen denn richtig unter der Berücksichtigung all der verschiedenen Kulturen?» Natürlich, man kann beides kritisch hinterfragen und mit ja oder nein beantworten. Aber das ist ja genau der Punkt. Wir leben in der Schweiz und hier sollten unsere Traditionen gelten.
Die Skeptiker diverser Traditionen werden im aktuellen Jahr dank Corona wohl ihr Ziel erreichen. Da oft ein vernünftiges Schutzkonzept schwierig umsetzbar und mit viel Manpower oder Kosten verbunden ist, wird der eine oder andere Anlass zum Schutz der Teilnehmenden verständlicherweise abgesagt.
Oft sind diese Anlässe ja bereits nur durch viel Freiwilligenarbeit, mit engagierten Helfern und Sponsoren überhaupt noch möglich gewesen. Auch dies gehört wohl in den selben gesellschaftlichen Wandel.
Zeit nach Corona
Dankbar bin ich, dass ich in einer Gemeinde wohne, wo es trotz Corona einen Räbeliechtli-Anlass in irgendeiner Form gibt, welcher auch durch einen Verein organisiert wird. Zwar nicht als Umzug, aber doch organisieren die Schulen das Schnitzen der Räben und in irgendeiner Form wird der Brauch zelebriert.
Als Bäuerin freue ich mich natürlich doppelt, dass wir nicht den ganzen Winter Räbensuppe geniessen müssen und die Räben für den ursprünglich gepflanzten Grund verwendet werden.
Das Virus hat uns alle im Griff. Es gab die Zeit vor Corona und es gibt die Zeit mit Corona, wir passen uns an. Nun stelle ich mir aber doch die Frage, wie sieht die Zeit wohl nach Corona aus? Begrüssen wir uns nie mehr mit einem verbindlichen Händedruck, wie es bei uns üblich ist (oder war) und wir bereits im Kindsalter gelehrt werden? Werden durch die Absage von traditionellen Anlässen die Bequemlichkeit und neue Begehrlichkeiten gefördert, so dass gewisse Traditionen vielleicht plötzlich verschwinden und dafür neuere New-Age-Multikulti-Anlässe folgen? Ich hoffe nicht.