Ein Garten, der Dübendorf verzaubert

Tanja Altenburger
Tanja Altenburger

Dübendorf,

Der Besuch im Dübendorfer Garten von Francesca Stockmann verspricht eine Reise in die Welt von Einhörnern und griechischen Göttinnen.

Zaubergarten Dübendorf
Francesca Stockmann macht ihren privaten Garten in Dübendorf für die Öffentlichkeit zugänglich. - Nau.ch/TanjaAltenburger

Wer vom Bahnhof Dübendorf schon einmal kurz nach dem Kino Orion links abgebogen ist, hat ihn vielleicht schon entdeckt. Versteckt hinter hohen Hecken an der Neuhofstrasse und gegenüber von zwei lebensgrossen Einhörnern deutet ein altes Gartentor scheu auf die Blütenpracht hin, die sich dahinter verbirgt: der Zaubergarten.

Gegenstände haben besondere Bedeutung

Francesca Stockmann ist gerade dabei, eine der unzähligen Ornamente zurechtzurücken. «Ich habe viele davon geschenkt bekommen. Die Leute, die hier vorbeischauen, lassen gelegentlich etwas hier.» Die Pflanzenliebhaberin kennt jedes Stück in ihrem Garten. «Wenn etwas fehlt oder neu dazukommt, merke ich das.» Gesammelt werden vor allem Enten, Frösche, Engel und Eulen. Letztere als Symbol der Weisheit.

Zaubergarten Dübendorf
Der Zaubergarten liegt etwas versteckt hinter einer grünen Hecke in Dübendorf. - Nau.ch/TanjaAltenburger

Vieles hat für die Dübendorferin eine besondere Bedeutung. Auf dem Weg aus Steinplatten, der einen rollstuhlgängigen Weg in den Garten ebnet, sind kleinere Gegenstände eingegossen worden – darunter Schmuckstücke ihrer Mutter, Mond- und Sonnensymbole oder andere kleine Ornamente.

Grundstück für Öffentlichkeit öffnen

Francesca Stockmann hat eine bewegende Lebensgeschichte hinter sich. Die pensionierte Primarschullehrerin ist in Dübendorf aufgewachsen und danach viel in der Schweiz herumgekommen. Mit ihrem Mann hat sie eine Weile lang in Graubünden und danach in Weinfelden gelebt. «Als er mit nur 40 Jahren gestorben ist und meine Tochter eine Ausbildung in Zürich angefangen hat, habe ich mich entschlossen, mit meinem damals rund 90-jährigen Vater eine WG in meinem Elternhaus zu gründen.»

Zaubergarten Dübendorf
Mit dem Gaia-Teich hat alles angefangen. - Nau.ch/TanjaAltenburger

Im Jahr 2000 hat der Garten sein erstes Schmuckstück erhalten: Der Gaia-Teich – benannt nach der Erdgöttin in der griechischen Mythologie. Über die Jahre hinweg sind immer weitere Bestandteile dazu gekommen. «Statt zu golfen, habe ich eben meinen Garten.» Irgendwann hat sich die Heilpädagogin dann dazu entschieden, das Grundstück für die Öffentlichkeit zu öffnen. «Ich habe mir gedacht, dass wenn ich schon mit so etwas Schönem bereichert worden bin, ich das gerne teilen möchte.»

Zaubergarten Dübendorf
In der Einhornbar können sich die Gartenbesucher selbst verpflegen. - Nau.ch/TanjaAltenburger

Einhornbar hinter Haus

Nicht nur zu Pflanzen, sondern auch zu Einhörnern scheint Francesca Stockmann eine besondere Verbindung zu haben. Hat sie doch vor ein paar Jahren ein Projekt ins Leben gerufen, das die Stadt Dübendorf mit über 60 solcher Fabelwesen geschmückt hat, die von verschiedensten Personen verziert und gestaltet wurden.

Zaubergarten Dübendorf
Francesca Stockmann lebt heute wieder in ihrem Elternhaus in Dübendorf. - Nau.ch/TanjaAltenburger

Es überrascht also nicht, dass die kleine Scheune hinter dem Haus zu einer Einhornbar umfunktioniert wurde. Eine gemütliche Kaffeeecke mit Selbstbedienung, Sitzgelegenheiten und Spielzeug für die kleinen Gäste stehen den Besucherinnen und Besuchern frei zur Verfügung. «Es gibt ein Grossvater, der hier oft mit seinem Enkel ganze Morgen verbringt.» Pro Woche habe die leidenschaftliche Gärtnerin durchschnittlich 20 Personen, die ihren Garten besuchen. Einige würden etwas länger verweilen, andere statten ihr beim Heimweg von der Schule einen kurzen Besuch ab.

Zaubergarten Dübendorf
Der Zaubergarten ist mit einem Labyrinth ausgestattet. - Nau.ch/TanjaAltenburger

Ruhe-Oase für Mitmenschen

Der Garten allein ist nicht das einzige zeitintensive Projekt, das Francesca Stockmann betreut. Sie hat vor einigen Jahren das Piccolo Kulturzentrum ins Leben gerufen, wofür sie auch ihre Haustür für Interessierte öffnet. Nebst Lesungen und kleineren Konzerten werden Kunstwerke von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt.

Zaubergarten Dübendorf
Im Wohnhaus finden jeweils die Veranstaltungen statt. - Nau.ch/TanjaAltenburger

«Die Leute sollen Freude haben.» Das Wichtigste für die «Farbenfrau» – wie sie sich selbst nennt – ist, dass sie ihren Mitmenschen mit der Ruhe-Oase etwas zurückgeben kann. Ein Erlebnis ist ihr dabei besonders in Erinnerung geblieben. «Ich hatte einmal eine vierköpfige Familie zu Besuch. Der Vater wirkte zunächst alles andere als interessiert. Nachdem sich die Kinder hier eine Weile lang vergnügt hatten und sie wieder aufbrechen wollten, hat er sich bei mir bedankt. Er habe zum ersten Mal seit Langem wieder Zeit für sich gehabt.»

Es sind solche Momente, für die Francesca Stockmann ihren Garten mit viel Liebe hegt und pflegt. Ein kurzer, fokussierter Blick verrät, dass sie auch heute wieder etwas entdeckt hat. «In dieses Loch da drüben in der Hecke, da muss noch ein Gegenstand hin.» Und schon ist das nächste Projekt in Aussicht. «So geht es immer zu und her. Es hört nie auf.»

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