Die Kläranlage Eglisau wird aus Kapazitätsgründen erweitert
Wie die Gemeinde Eglisau angibt, stösst die Kläranlage nach 50 Betriebsjahren an ihre Kapazitätsgrenzen. Sie muss erweitert und die Konzession erneuert werden.
Die Abwasserreinigungsanlage (ARA) in der Stampfi wurde 1967 mit Weitsicht geplant und 1969 in Betrieb genommen.
Die Verantwortlichen von damals planten eine Kläranlage für Abwasser von 12'000 Personen (Industrie und natürliche Personen).
Dank dieser Planung reichte die Kapazität der ARA über 50 Jahre, um das Abwasser von Eglisau mitsamt Mineralquell zu reinigen.
2016 schloss sich Glattfelden der Kläranlage Eglisau an, da ihre eigene Anlage zu klein und dringend sanierungsbedürftig war.
Einleitungsprobleme durch Verletzungen der Grenzwerte
Beide Gemeinden Eglisau und Glattfelden werden in den nächsten Jahren voraussichtlich jeweils 6000 Einwohner erreichen, was auch die Abwassermengen von Gewerbebetrieben und der Hotellerie einschliesst.
Für das Seminarzentrum Riverside in Glattfelden rechnet man zum Beispiel mit gegen 1000 Einwohnergleichwerten und in Eglisau hat sich mit Vivi Kola ein neuer Getränkeabfüller etabliert.
Bereits 2019 hat sich abgezeichnet, dass auf der Kläranlage Eglisau vor 2030 die Kapazitätsgrenze erreicht sein wird.
Einleitungsprobleme durch Verletzungen der Grenzwerte zeigen sich häufig.
Provisorische Betriebsbewilligung bis 2030
Kläranlagen benötigen eine kantonale Konzession wie die Kläranlage Eglisau, deren Konzession 2022 ablief.
Um eine Erneuerung zu beantragen, muss bis 2055 die Einhaltung der Einleitungsbestimmungen nachgewiesen werden.
Die Kläranlage erhielt eine provisorische Betriebsbewilligung bis 2030 aufgrund drohender Kapazitätsengpässe.
Die Betriebskommission von Eglisau und Glattfelden prüft Lösungen für die Einleitung von sauberem Abwasser in den Rhein. Sechs Abwasserreinigungsmethoden wurden geprüft.
Erweiterung des Belebtschlammverfahrens
Drei wurden aufgrund hoher Kosten oder Chemikalienbedarf ausgeschlossen.
Die Wahl fiel auf eine Erweiterung des Belebtschlammverfahrens, das nun eine zusätzliche Abwasserleitung benötigt, um Kapazität und Betriebssicherheit zu verbessern.
Zukünftige Leistungssteigerungen sind durch Anpassungen in den bestehenden Becken möglich.
Ein Vorprojekt zeigt dem Awel (Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft), wie das Abwasser von 17'000 Einwohnern bis 2055 gereinigt werden soll, um gesetzliche Vorgaben einzuhalten.
Kosten von 13,3 Millionen Franken
Das Vorprojekt wurde vom Awel geprüft und eine Bewilligungsfähigkeit in Aussicht gestellt.
Das Ingenieurbüro Hunziker Betatech AG aus Winterthur, welches das Bauprojekt für die Gemeinde Eglisau ausführt, hat nach intensiver Planungsarbeit Anfang Februar 2024 das Bauprojekt abgeschlossen, sodass es an die zuständigen Ämter zur Prüfung weitergeleitet werden konnte.
Mit dem Abschluss des Bauprojekts können nun auch die Kosten beziffert werden.
Es wird mit Kosten von 13,3 Millionen Franken inklusive Mehrwertsteuer bei einem Unsicherheitsfaktor von plus/minus zehn Prozent gerechnet.
Nächste Schritte
Diese Kosten werden zu je 50 Prozent aus den Abwassergebühren der Gemeinden Eglisau und Glattfelden gedeckt.
Da das Gewässerschutzgesetz die Gemeinden verpflichtet, eine funktionierende Kläranlage zu betreiben, gelten die Kosten für dieses Projekt als gebundene Ausgaben.
Bis nach den Sommerferien erwartet die Betriebskommission einen positiven Bescheid vom Awel.
So könnten im Herbst 2024 die Arbeiten ausgeschrieben werden und die Bauarbeiten Anfang 2025 beginnen.
Abschlussarbeiten sind für 2030 geplant
Der Bau der neuen Abwasserstrasse wird bis Ende 2026 abgeschlossen sein, zeitgleich wird auch ein neues Gebäude für die Belüftungsgebläse erstellt.
Anschliessend wird zur Hebung der Betriebssicherheit das Vorklärbecken aufgeteilt und die beiden bestehenden Abwasserstrassen so ausgebaut, dass das Abwasser von 17'000 Einwohnern gereinigt werden kann.
Mit den Abschlussarbeiten ist 2030 zu rechnen. Danach wird die Kläranlage vom Kanton eine definitive Betriebsbewilligung für die nächsten 25 Jahre erhalten.
Im Moment sind auch Überlegungen im Gange, ob es sinnvoll wäre, die Klärbecken mit Solarzellen zu überdachen.
Entscheidungen für die Zukunft
Der produzierte Strom könnte direkt vor Ort für den Betrieb der Kläranlage verwendet werden, was preislich sehr attraktiv ist.
Zudem könnte mit einem geschickten Energiemanagement die Netzunabhängigkeit der Kläranlage erhöht werden.
Da die Kläranlage durch die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich mit Strom versorgt wird, ist es nicht zwingend, eine Solaranlage zu betreiben.
Somit sind diese Ausgaben nicht gebunden. Falls dieses Projekt umgesetzt werden soll, wird es voraussichtlich 2028 zu einer Abstimmung durch die StimmbürgerInnen kommen.