Alzheimer: Was der Speichel verrät
In der Schweiz lebten 2019 mehr als 128’209 Menschen mit Demenz. Alzheimer ist insbesondere bei Seniorinnen und Senioren die am meisten verbreitete Form von Demenz. Kennzeichnend dafür ist eine langsam fortschreitende Hirnatrophie mit Gedächtnisverlust.
Die Krankheit verläuft schleichend, oftmals über mehr als zehn Jahre hinweg ohne Symptome. Wenn Symptome auftreten, sind bereits Prozesse im Gange, die nicht rückgängig gemacht werden können. Dies erschwert auch die medizinische Behandlung.
Früherkennung sehr wichtig
Der Forschung ist es in den letzten zwanzig Jahren trotz aller Bemühungen nicht gelungen, Medikamente zu entwickeln, die ein Fortschreiten der Krankheit verhindern können. Die Misserfolgsrate beträgt bei klinischen Studien sogar über 99 Prozent!
Kein Wunder also, dass Einigkeit über die zentrale Rolle der Alzheimer-Früherkennung herrscht, wenn gewünscht wird, bei Risikopatientinnen und -patienten präventive Therapiestrategien anzuwenden.
Hinweise auf die Krankheit im Speichel
2019 konnte ein amerikanisch-polnisches Team eine Beziehung zwischen P. gingivalis, einem Bakterium, das Zahnfleischentzündungen auslöst, und Alzheimer nachweisen. Ähnliche Hinweise, die im Speichel verborgen sind, konnte auch das Team um Dr. Alberi Auber identifizieren.
In einem ersten Schritt wurden Patientinnen und Patienten mit Geruchsverlust ermittelt, einem Symptom, das als mögliches frühes Anzeichen für Alzheimer gilt. Hierzu verwendeten die Forschenden des SICHH und der Universität Freiburg olfaktorische und kognitive Tests in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jean-Marie Annoni und seinem Team der Abteilung Neurologie am Freiburger Kantonsspital (HFR).
Anschliessend untersuchten sie die mikrobielle Flora im Speichel dieser Menschen. So konnten sie nachweisen, dass diese sich mit fortschreitender Krankheit stark verändert.
Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift Alzheimer’s & Dementia Journal veröffentlicht und zeigten, dass Speichel aufgrund bestimmter Biomarker ein ausgezeichnetes und zudem nicht invasives Mittel zur Diagnose von Alzheimer im frühen Stadium der Krankheit darstellt.
Besser vorbeugen, denn heilen ist zur Zeit nicht möglich
Diese Früherkennung, die schon erfolgen kann, wenn noch kein Anzeichen der Krankheit wahrnehmbar ist, ist sehr wichtig: Solange es keine wirksamen Therapien gibt, können Behandlungen eingeleitet werden, um Entzündungen im Mundraum zu begrenzen, die Körperpflege zu verbessern und die Plastizität des Gehirns zu trainieren. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft und empfohlen von der WHO und Alzheimer’s Verband bleibt dies die pragmatischste Lösung, um gegen das Fortschreiten der Demenz anzukämpfen.