Kiental BE: Unfall entpuppt sich als Tötungsdelikt
Im November 2019 wurde ein Mann von einem Bekannten in eine Schlucht gestossen und überlebte. Im Anschluss wurden über Monate Ermittlungen getätigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein 63-Jähriger wird ihm Rahmen des Todes eines Teenagers im Kiental 2019 verdächtigt.
- Ein halbes Jahr später soll er erneut versucht haben, einen Menschen töten zu wollen.
- Die Staatsanwaltschaft wird beim zuständigen Gericht Anklage erheben.
Am Dienstagmorgen, dem 5. November 2019, wurde der Kantonspolizei Bern gemeldet, dass ein Autolenker unterhalb der Griesalp in Kiental einen durchnässten Mann angetroffen habe. Dieser gebe an, von einer Drittperson in ein Tobel gestossen worden zu sein. Der verletzte Mann wurde in der Folge durch eine Polizeipatrouille für die medizinische Versorgung ins Spital gebracht.
Anlässlich von Einvernahmen wiederholte der heute 29-jährige Mann die gegenüber dem Autolenker gemachten Schilderungen. Demnach war er am Montagnachmittag, 4. November 2019, mit einem ihm bekannten Mann in der Region Kiental unterwegs gewesen, um angeblich Vermessungen durchzuführen.
Gemäss den Aussagen wurde er dabei vom Bekannten unvermittelt in die dortige Schlucht gestossen. Er stürzte daraufhin einige Meter in die Tiefe. Das geschah, als sie sich oberhalb des Pochtenfalls aufhielten. Beim Sturz wurde der Mann verletzt, konnte sich aber auf einen Felsvorsprung retten, wo er die Nacht über ausharrte.
Parallelen zu früherem Todesfall
Am nächsten Morgen gelang es ihm schliesslich, aus der Schlucht zu klettern und den vorbeifahrenden Autolenker um Hilfe zu fragen. Der mutmassliche Täter, ein heute 63-jähriger Schweizer, wurde noch am gleichen Tag angehalten. Schliesslich verhaftete ihn die zuständige Staatsanwaltschaft.
Die Umstände des Falls offenbarten gewisse Parallelen zu einem Todesfall vom 25. Mai 2019. Damals war ein lebloser Mann im Gornernbach in Kiental aufgefunden worden.
Es hatten sich zu diesem Zeitpunkt allerdings keine Hinweise auf eine Dritteinwirkung ergeben. Weder im Zuge der getätigten Ermittlungen noch bei rechtsmedizinischen Untersuchungen.
Der Fall wurde aber erneut aufgenommen und es wurden weiterführende Ermittlungen getätigt. Zum einen aufgrund des Verdachts, dass zwischen den beiden Fällen ein Zusammenhang bestehen könnte. Aber auch, weil in der Folge auch nicht ausgeschlossen werden konnte, dass dem Todesfall möglicherweise ein Delikt zugrunde lag,
Verfahren wegen vorsätzlicher Tötung
Dabei zeigte sich, dass sich der 63-Jährige und der im Mai 2019 Verstorbene ebenfalls gekannt haben dürften. Sie waren offenbar kurz vor dem Todeszeitpunkt noch in Kontakt gestanden.
Es erhärteten sich die Verdachtsmomente, dass der 18-jährige verstorbene Afghane Opfer eines Tötungsdelikts geworden sein dürfte. Diese Vermutung war gestützt auf sämtlichen Erkenntnissen, die aus den umfangreichen Ermittlungen resultierten. Beim heute 63-jährigen Schweizer könne es sich auch in diesem Fall um den mutmasslichen Täter handeln.
Daher wurde in der Folge unter der Leitung der Regionalen Staatsanwaltschaft Oberland ein Verfahren geführt. Unter anderem wegen vorsätzlicher Tötung sowie versuchter vorsätzlicher Tötung.
Staatsanwaltschaft wird Anklage erheben
Die diesbezüglichen polizeilichen Ermittlungen nahmen mehrere Monate in Anspruch und sind bereits beendet. Die Staatsanwaltschaft wird beim zuständigen Gericht Anklage erheben. Dies, sobald die Staatsanwaltschaft ihrerseits die umfassenden Untersuchungen abgeschlossen hat.
Auch die vorliegenden Verdachtsmomente müssen zuerst noch eingehend geprüft werden. Die rechtliche Beurteilung obliegt sodann der Justiz. Der Beschuldigte befindet sich inzwischen im vorzeitigen Strafvollzug.