«Die Folgen des Lockdowns sind im Worber Gewerbe zu spüren»

N G-1
N G-1

Bantiger,

Wie schlägt sich das Worber Gewerbe? Was kann gegen das Lädelisterben getan werden? Niklaus Sägesser, Präsident des Gewerbevereins Worb, im Interview.

Niklaus Sägesser
Niklaus Sägesser, Präsident des Gewerbevereins Worb, über das Lädelisterben. - zvg/pixabay

Nau.ch: Wie steht es um die Situation im lokalen Gewerbe? Sind Folgen des Lockdowns zu spüren?

Niklaus Sägesser, Präsident des Gewerbevereins Worb: Die Folgen sind in den meisten Branchen des Worber Gewerbes zu spüren. Sei dies bei Restaurants und Coiffeurgeschäften aber auch bei den vielen anderen Unternehmen in Worb und Umgebung.

Ein weiterer Lockdown könnte verehrende Folgen haben. Es gibt aber auch Unternehmen, die auf der Gewinnerseite stehen. Beispielsweise Unternehmen aus der IT-Branche oder Zulieferbetriebe.

Nau.ch: Wie geht es den kleinen Detailhändlern in Worb?

Niklaus Sägesser: Sie sind mit grossem Aufwand und unter hohem Druck daran, die Situation zu meistern und suchen nach Lösungen.

Jedoch wird dies für viele mit der Zeit immer schwieriger. Die Ungewissheit, welche Weisungen und Vorschriften es noch geben wird, ist nicht für alle gleich zu bewältigen.

Nau.ch Was sind Gründe fürs Lädelisterben?

Niklaus Sägesser: Dafür gibt es einige Gründe. Momentan beispielsweise die sinkende Frequenz in den Geschäften.

Eine grosse Herausforderung ist sicher auch das Einhalten der Hygienemassnahmen des Bundesamts für Gesundheit, die von einem Teil der Bevölkerung infrage gestellt werden.

Auch die Abwanderung der Kundschaft ins Internet macht den Geschäften zu schaffen. Mit der Umfahrungsstrasse ist zudem die Gelegenheitskundschaft weggebrochen.

Dies hat schon weit vor der Corona-Pandemie zu massiven Einkaufsverlagerungen und Umsatzeinbussen geführt.

Einige Betriebe des täglichen Bedarfs mussten bereits schliessen. Nun kaufen die Leute gezwungenermassen in den Grossverteilern ein.

Nau.ch Was wird getan, um das Lädelisterben zu verhindern?

Niklaus Sägesser: Die Unternehmen machen mit speziellen Aktionen, Webeauftritten und einem riesigen Engagement auf ihre Produkte und Dienstleistungen aufmerksam.

Sie spannen zusammen, wo es geht und versuchen so, dem immensen Druck standzuhalten.

Nau.ch: Die Geschäfte sind also innovativ?

Niklaus Sägesser: Sehr! Sie suchen Lösungen mit speziellen Angeboten wie Onlineshops oder Heimlieferung. Mit der Innovation lassen sich auch neue Türen öffnen.

Das Gewerbe will und muss den Kontakt zu den Kundinnen und Kunden aufrechterhalten und intensiv pflegen.

Der Aufwand ist sehr gross im Verhältnis zum Umsatz. Aber ich bin stolz darauf, solche Unternehmen im Worber Gwärb zu haben.

Nau.ch: Was kann gegen das Lädelisterben unternommen werden?

Niklaus Sägesser: Es gibt nicht die eine Lösung, die das Problem aus der Welt schafft. Die Politik spielt beispielsweise eine grosse Rolle.

Mit Befremden haben die lokalen Unternehmen davon Kenntnis genommen, dass das Parlament der Gemeinde Worb keine Einkaufsgutscheine ausgeben will.

Ein Entscheid zugunsten des Gewerbes wäre aber ein positives Zeichen gewesen. Schade, dass die Situation von der Politik verkannt wurde.

Auch dürfen Grossverteiler nicht mehr von Politik und Verwaltung bevorzugt werden. Zudem müssen – sollte wieder ein totaler oder lokaler Lockdown bevorstehen – zuvor die lokalen Unternehmen in den Entscheid mit einbezogen werden.

Ansonsten ist damit zu rechnen, dass das soziale Gefüge in unserer Demokratie noch viel grössere Risse bekommt.

Nau.ch: Warum ist das lokale Gewerbe unterstützenswert? Welche Vorteile hat es?

Niklaus Sägesser: Das lokale Gewerbe garantiert Arbeitsplätze vor Ort. Es werden Lehrstellen für unsere jungen Mitmenschen angeboten und Stellen für solche, die bei Grossverteilern und Konzernen keine Arbeit mehr finden.

Ausserdem können die Einwohnerinnen und Einwohner von Worb auf ein vielfältiges Angebot an Produkten und Dienstleistungen zurückgreifen. Und zwar ohne eine aufwendige Anfahrt mit dem Auto auf sich nehmen zu müssen. Auch die Individualität Worbs ist ein Erlebnis.

Mit der umgesetzten Strassenführung ist die Voraussetzung gegeben, um zu Fuss in Worb einzukaufen. Nun müssen die Fussgängerinnen und Fussgänger das Angebot von freien Zonen nur noch nutzen.

Zur Person:

Niklaus Sägesser ist Präsident des Gewerbevereins Worb und Inhaber der Fissco AG – der einzigen Filzfabrik der Schweiz.

Kommentare

Weiterlesen

miss bern
33 Interaktionen
bern
Modellfluggruppe Worb
3 Interaktionen
Hobby
Atelier Worb
1 Interaktionen
Worb
Doetsch Grether
Mit Tabus behaftet

MEHR AUS AGGLO BERN

Kantonspolizei Bern
Worb BE
Fussball. fc baden
Fussball