Am 22. Oktober 2023 wird in Ostermundigen über eine Fusion mit der Stadt Bern abgestimmt. Für Annette Toggwiler, Präsidentin des Ja-Komitees, ist der Fall klar.
Annette Toggwiler-Bumann
Annette Toggwiler-Bumann, Präsidentin des Komitees «Ja zur Fusion Ostermundigen-Bern» - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Ostermundigen und Bern stimmen am 22. Oktober 2023 über eine Fusion ab.
  • Bei einem Ja würde Ostermundigen zu einem Berner Stadtteil werden.
  • Für das Ja-Komitee würden durch die Fusion endlich künstliche Gemeindegrenzen aufgelöst.
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«Gemeinsam die Zukunft gestalten.» Ostermundigen soll mit Bern fusionieren und künftig als Berner Stadtgebiet betrachtet werden. Für die Befürworter würden damit künstliche Gemeindegrenzen aufgehoben, und sich viele Vorteile für die Einwohnenden Ostermundigens ergeben.

Konkret könnte die Bevölkerung von tieferen Steuern und besseren Dienstleistungen profitieren. Einige Beispiele wären höhere Kinderbetreuungsgutscheine, Gutscheine für Sprachkurse, gezielte Frühförderung von Kindern und viele mehr. Der Grosse Gemeinderat von Ostermundigen kann dieser Argumentation folgen und hat dem Vorhaben zugestimmt.

Ostermundigen
Ortseinfahrt Ostermundigen. - Nau.ch / Ueli Hiltpold

Gegner kritisieren, dass die «Mundiger» entmündet werden: Ostermundingen würde nur zu einem weiteren Stadtquartier heruntergestuft und viel von seiner Autonomie einbüssen müssen. Sie befürchten auch, dass Grünflächen «zur Beute für die Stadt» werden.

Annette Toggwiler-Bumann, Präsidentin des Komitees «Ja zur Fusion Ostermundigen-Bern», sieht viele Vorteile für die Bevölkerung von Ostermundigen. Im Interview spricht sie über die Gründe, welche für eine Fusion sprechen.

Nau.ch: Welche Vorteile – nebst tieferen Steuern – bietet die Fusion für die Einwohnenden von Ostermundigen?

Annette Toggwiler-Bumann: Die Stadt Bern ist mit ihrem Dienstleistungsangebot besser auf die Bedürfnisse einer städtischen Bevölkerung ausgerichtet. Ostermundigen kommt mit der Fusion ebenfalls in den Genuss dieser Dienstleistungen.

Einige konkrete Beispiele sind höhere Kinderbetreuungsgutscheine, gezielte Frühförderung der Kinder mit dem Programm Primano, schulische Gesundheitsförderung und Prävention, Gutscheine für Sprachkurse, Unterstützung durch die Fachstelle für Menschen mit Behinderungen oder das Kompetenzzentrum Alter sowie Gemeinschaftszentren als Treffpunkte in den Quartieren.

Nau.ch: Die übrigen, anfangs an der Fusion beteiligten Gemeinden – namentlich Bolligen, Bremgarten, Frauenkappelen und Kehrsatz – haben sich zurückgezogen. Was unterscheidet Ostermundigen von diesen Gemeinden?

Annette Toggwiler-Bumann: Weshalb sich die anderen Gemeinden zurückgezogen haben, entzieht sich unserer Kenntnis. Die entsprechenden Entscheide sind lange her und waren für die konkreten Fusionsverhandlungen zwischen Ostermundigen und Bern nicht mehr relevant.

Der Grosse Gemeinderat von Ostermundigen hat die Fusionsabklärungen angestossen und den Fusionsverhandlungen genauso wie dem nun vorliegenden Fusionsvertrag zugestimmt, um endlich wieder echten Handlungsspielraum zu erhalten.

Ostermundigen ist genauso städtisch wie viele Stadtteile von Bern und gemeinsam können wir viele Herausforderungen deutlich besser bewältigen.

Stimmen Sie der Fusion von Bern und Ostermundigen zu?

Nau.ch: Welchen Einfluss hat die Fusion auf die Autonomie von Ostermundigen?

Annette Toggwiler-Bumann: «Zäme si mer stercher» – Die Fusion macht uns fit für die Zukunft und stärkt unseren Handlungsspielraum. Wir stehen vor den gleichen Herausforderungen wie Bern, wir sind städtischer Lebensraum.

Die Herausforderungen für eine Gemeinde wie Ostermundigen werden in Zukunft noch zunehmen. Einige Beispiele sind der Fachkräftemangel, die Digitalisierung, familienexterne Kinderbetreuung, Raum- und Verkehrsplanung, Klimawende und Stadthitze, alternde Gesellschaft und Integration.

Nau.ch: Was ändert sich nach einer Fusion, beispielsweise für die Vereine oder bei den verbleibenden Grünflächen?

Annette Toggwiler-Bumann: Gutes bleibt. Mit der Fusion wird nicht alles auf den Kopf gestellt. Es gibt einen sanften Übergang. Was heute gut funktioniert, soll nicht geändert werden. Die Stadt Bern zeigt damit, dass sie die Bedürfnisse der Ostermundigerinnen und Ostermundiger ernst nimmt.

Die heutige Förderung und Unterstützung der Vereine mit Infrastruktur und Finanzen wird im bestehenden Ausmass weitergeführt. Die Ortsplanung «O’mundo» soll von der in Ostermundigen tätigen Planungskommission über den Fusionszeitpunkt hinaus zu Ende geführt werden.

Beide Gemeinden, die Stadt Bern und die Gemeinde Ostermundigen, gehen heute sorgfältig mit ihren Grünflächen um – das wird mit oder ohne Fusion so bleiben.

Zur Person

Annette Toggwiler-Bumann (50) ist in Ostermundigen aufgewachsen und lebt hier zusammen mit Ihrem Mann und den drei gemeinsamen Teenagern. Sie arbeitet zu 60 Prozent bei der Bundesverwaltung und engagiert sich als Präsidentin des Komitee «Ja-zur-Fusion Ostermundigen-Bern».

Zuerst als Parlamentarierin in Ostermundigen und später als Grossrätin war sie politisch für die GLP aktiv. In ihrer Freizeit liest sie gerne Krimis, fährt Ski und verbringt ihre Sommerferien mit der Familie am Neuenburgersee.

So geht es weiter

Am 22. Oktober 2023 entscheiden sowohl die Einwohnenden Ostermundigens, als auch der Stadt Bern über die Fusion.

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