So sieht die Situation im lokalen Gewerbe nach dem Lockdown aus

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Bantiger,

Philipp Roth ist Präsident des Gewerbevereins Bolligen, Ittigen und Ostermundigen. Er spricht im Interview über die Situation des lokalen Gewerbes.

Philipp Roth, Präsident des Gewerbevereins Bolligen, Ittigen und Oster
Philipp Roth, Präsident des Gewerbevereins Bolligen, Ittigen und Ostermundigen. - zvg

Nau.ch: Sie sind frisch im Präsidentenamt des Gewerbevereins. Wie war der Start für Sie?

Philipp Roth: Während der Coronakrise natürlich ein ungewöhnlicher Start!

Nau.ch: Wie lange sind Sie schon Mitglied im Gewerbeverein und warum?

Seit rund zehn Jahren. Wie das so ist in der Schweiz – wenn man von etwas überzeugt ist, tritt man einem Verein bei. Der Gewerbeverein ist das Sprachrohr für die lokalen KMU. Man muss seine Kräfte bündeln, um eine grössere Wirkung zu erzielen – beispielsweise in der Politik. Wir kümmern uns auch um Vermarktung des Gewerbes, zum Beispiel für die Lehrberufe im lokalen Gewerbe. Ausserdem kommen immer mehr grosse Player als Konkurrenz oder die Dienstleistung hat einen höheren Stellenwert. Wir schauen, dass auch zum lokalen Gewerbe Sorge getragen wird.

Nau.ch: Wie haben Sie im Gewerbeverein den Lockdown erlebt?

Eigentlich war es sehr ruhig, uns haben keine Anfragen, keine Hilferufe erreicht. Wir haben versucht, alle nötigen Informationen zu Amtstellen zur Verfügung zu stellen, beispielsweise zur Kurzarbeit. Die Unternehmen haben sich aber vermehrt untereinander ausgetauscht und sich gegenseitig geholfen. Viele haben auch sehr innovativ gehandelt und einen Lieferservice oder einen Onlineshop gegründet.

Nau.ch: Waren Sie vom Innovationsgeist überrascht?

Nein, wir Schweizer sind ja ein innovatives Volk! Ich denke, die Unternehmerinnen und Unternehmer stecken Herzblut in ihre eigene Firma. Da ist klar, dass man intensiv nach Lösungen sucht, um den Schaden zu minimieren. Und vielleicht hat der Lockdown einigen auch Grund gegeben, ihr Geschäftsmodell zu hinterfragen.

Nau.ch: Wie schätzen Sie die momentane Situation im lokalen Gewerbe ein?

Die Situation ist nicht schlecht, jedoch schlechter als vor einem Jahr. Glücklicherweise mussten nur wenige Firmen schliessen – der Lockdown war dort teilweise aber nur noch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Noch kennen wir aber die Auswirkungen des Lockdowns nur bedingt. Was die Zukunft bringt, ist unklar.

Nau.ch: Welche Branchen haben in der Region gelitten, welche profitiert?

Gelitten haben natürlich Restaurants, Coiffeursalons oder KMU mit Verkaufsfläche, die diese nicht öffnen durften. Auch die Exportindustrie oder die Eventbranche hatten sicher massive Einbussen. Profitiert haben bei uns die Swisscom, aber auch Hoflädeli oder die lokalen Lebensmittelverkäufer.

Nau.ch: Wie können die Bewohnerinnen und Bewohner der Region das lokale Gewerbe unterstützen?

Im Dorf einkaufen hilft sicher. Aber nur, wenn es auch stimmt. Wenn man nicht findet, was man braucht, muss man es natürlich ausserhalb einkaufen. Sehr wichtig finde ich, dass die Leute jetzt nicht anfangen zu horten und zu sparen. Das Geld muss in Umlauf gebracht werden. Es hilft nicht, wenn wir in eine Rezession laufen.

Nau.ch: Was wünschen Sie sich für die Zukunft des lokalen Gewerbes?

Ich hoffe, dass es nicht zu einem zweiten Lockdown kommt und appelliere an alle, die Vorschriften korrekt umzusetzen. Aber ich bin positiv und bin mir sicher, dass es gut kommt.

Zur Person

Philipp Roth (FDP) ist Generalagent der Visana Bern und Präsident des Gewerbevereins Bolligen, Ittigen und Ostermundigen. Ausserdem ist der 46-Jährige seit 2013 im Gemeinderat Ittigen als Vorsteher des Departements Finanzen tätig. Roth ist verheiratet und hat zwei Töchter.

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