Jungfreisinnige: «Spez.-Sek.-Klassen sind Gewinn für Köniz»
Die Spez.-Sek.-Klassen an der Lerbermatt werden weiter heiss diskutiert. Für die Jungfreisinnigen sind sie klar ein Gewinn für Köniz. Ein Kommentar.
«Das Spez-Sek-Angebot ist ein wichtiger Pfeiler des Könizer Bildungssystem», sagte Casimir von Arx (glp) im Juni 2019 zu Beginn seiner Ausführungen zu seiner Motion, welche die undurchlässigen Spez.-Sek.-Klassen abschaffen will.
Ironischerweise trug diese Motion, überwiesen durch Rotgrün und Teile der Mittefraktion, den beinahe etwas zynischen Namen «Für ein breites Spez-Sek-Angebot in der Gemeinde Köniz», obwohl sie ja gerade das breite, vielfältige und bewährte Bildungsangebot schmälern will.
Fast Hälfte der Schüler dafür
Die Gemeinde Köniz unterhält an sechs Standorten verschiedene durchlässige Modelle der Spez.-Sek. und am Gymnasium Lerbermatt zwei undurchlässige Spez.-Sek.-Klassen. Etwas weniger als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler mit Spez.-Sek.-Niveau entscheiden sich beim Übertritt in die Sekundarstufe I für die letztgenannten undurchlässigen Klassen. Das Angebot erfreut sich also bei Eltern und Jugendlichen höchster Beliebtheit.
Eines der Hauptargumente der Motionäre ist eine Problematik, welche sich kaum wegdiskutieren lässt: An den sechs Standorten mit durchlässigen Modellen sind die Schülerzahlen mit Spez.-Sek.-Niveau sehr gering, was den Unterricht für diese Schülerinnen und Schüler erschwert und verkompliziert.
Die Frage, ob eine Gemeinde von 52 Quadratkilometern sieben Spez.-Sek.-Standorte unterhalten muss, ist daher legitim. Zu diesem Zwecke aber gerade mit dem beliebtesten und im Kanton Bern einzigartigen Angebot eines der beiden Hauptmodelle einfach zu streichen, ist aber mehr als nur fraglich.
Durchlässige Modelle zentralisierbar?
Viel eher würde es Sinn machen zu prüfen, ob sich die auf sechs Standorte verstreuten durchlässigen Modelle zumindest teilweise zentralisieren lassen würden. Bei weniger Standorten hätte man also pro Standort in der Folge höhere Schülerzahlen, was die bildungspolitische Hauptargumentation der Lerbermatt-Gegner entkräftigen würde.
Die durchlässigen Modelle haben ihre absolute Daseinsberechtigung und spielen in der Könizer Bildungsvielfalt eine wichtige Rolle, aber ebenso tun dies undurchlässigen Klassen. Zwei Modelle, die sich ergänzen und nebeneinander existieren und dies auch weiterhin tun sollten.
Der Unterhalt der Klassen an der Lerbermatt macht einerseits für die Schülerinnen und Schüler Sinn, welche an der Lerbermatt die gymnasiale Infrastruktur nutzen können. Aber auch für die Gemeinde, welche diesen Schulraum unentgeltlich zur Verfügung gestellt bekommt.
Mehr Kosten durch Streichung
Die Streichung der Spez.-Sek. an der Lerbermatt würde also, entgegen der Behauptungen der Grünliberalen, wohl anstatt Geld zu sparen, Mehrkosten verursachen, weil die Gemeinde zwei bis drei neue Klassen und entsprechenden Schulraum, welcher in Köniz schon heute Mangelware ist, schaffen müsste.
Daher stellt sich durchaus die Frage, welche Absichten die Motionäre und ihre Unterstützer hegen. Die Grünen sind diesbezüglich wohl am ehrlichsten, denn sie schlagen offen einen Ton an, der die Spez.-Sek. als solches in Frage stellt. Dies würde sich zwar mit den anfangs erwähnten Aussagen der glp beissen, zeigt aber sehr schön, dass bei der Diskussion Ideologie viel entscheidender ist als bildungs- oder gar finanzpolitische Erwägungen.
Frage der Durchmischung
Die Frage, welche sich Köniz stellen muss, ist eine der Durchmischung: Wie weit muss die Integrationsschule versucht werden, und ab wann darf es auch mal um Leistung gehen? Denn in einer Klasse, in welcher alle Niveaus gemischt sind, werden zwei Drittel immer das Nachsehen haben.
Diesen Umstand brachte die FDP und der Gemeinderat in der Parlamentssitzung ein, trotzdem unterlagen die Freisinnigen zusammen mit der SVP und Teilen der Mitte in der Abstimmung des Grossen Gemeinderates.
Immerhin ist man sich durchs Band einig, dass das Volk das letzte Wort haben wird. Wir hoffen, die Stimmbevölkerung von Köniz wird die Chance packen und das Erfolgsmodell bestätigen