KMU Köniz: «Unternehmen müssten wertvolle Mitarbeiter entlassen»
Derzeit muss sich KMU Köniz intensiv mit dem Projekt «Grün Köniz» auseinandersetzen. Der Gewerbeverein sieht darin eine grosse Gefahr für lokale Unternehmen.
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Beat Haari amtet seit 2018 als Präsident von KMU Köniz und unterstützt damit die über 300 Mitglieder mit dem regionalen Netzwerk des Gewerbevereins.
Im Interview mit Nau spricht er über die Veränderungen durch die Coronapandemie und weshalb sich der Verein klar gegen das Gemeinde-Projekt «Grün Köniz" ausspricht.
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Nau.ch: Was gibt es aktuell über den Gewerbeverein zu berichten und was steht als Nächstes auf dem Programm?
Derzeit beschäftigt uns ein unheilvolles politisches Thema in der Gemeinde Köniz.
Unter dem Deckmantel «Sparen» will der Gemeinderat mit dem Insourcing Projekt «Grün Köniz» inskünftig Arbeiten wie die Pflege von Grünanlagen und Friedhöfen, die bis anhin qualifizierte einheimische Gartenbauunternehmungen zu Konkurrenzpreisen mit viel Knowhow und im Zusammenhang mit der Friedhofpflege sehr sensiblem Fachwissen bestens ausgeführt haben, selbst machen.
Betroffene Unternehmungen müssten wertvolle Mitarbeitende, die sich bei ihrem Arbeitgeber wohl fühlten und ihre Arbeit mit viel Hingabe ausgeführt haben, entlassen. Und das, ohne zu wissen, ob und wie viel effektiv eingespart werden kann.
Dieses Vorhaben bekämpfen wir aktiv mit wirtschaftlichem und politischem Engagement, namentlich mit einer Podiumsdiskussion in der Gemeinde und entsprechenden Parolen im Parlament.
Als Nächstes steht unser Jahresantrunk anfangs 2020 auf dem Programm.
Nau.ch: Wie viele Mitglieder zählt der Gewerbeverein?
Wir zählen heute 311 Mitglieder. Die Anzahl Neumitglieder in der Zeit der Pandemie lassen sich an einer Hand abzählen. Das ist ungewohnt wenig. Ich wünsche mir, dass sich inskünftig wieder junge, dynamische und zukunftsträchtige Unternehmungen unserem Verein anschliessen werden.
Nau.ch: Warum lohnt sich ein Beitritt in den Gewerbeverein? Was ist Ihre Hauptaufgabe?
Durch unser aktives Vereinsleben wie dem Jahresantrunk, verschiedenen Anlässen zu aktuellen Themen, Betriebsbesichtigungen und der Gewerbeausstellung versuchen wir, unseren Mitgliedern viel zu bieten. Unsere Homepage garantiert, dass potenzielle Kunden auf die KMU-Mitglieder und ihr Angebot aufmerksam werden.
Der Verein bezweckt die Sicherstellung und Förderung der Wertschöpfung in der politischen Gemeinde Köniz. In diesem Sinne vertritt der Verein seine Mitglieder gegenüber allen relevanten Stellen und Institutionen, bildet eine Plattform für die Kontaktpflege unter den Mitgliedern und organisiert zweckdienliche Veranstaltungen und Dienstleistungen.
Nau.ch: Wie haben Sie die Corona-Pandemie als Verein bislang erlebt und gemeistert? Hat es Veränderungen gegeben?
Wie alle hat die Pandemie auch dem Verein KMU Köniz zugesetzt. Das Vereinsleben liegt seit dem März 2020 brach. Den letzten Anlass mit physischer Präsenz konnten wir im Januar 2020 durchführen.
Die Hauptversammlungen der letzten beiden Vereinsjahren mussten wir auf schriftlichem Weg durchführen. Erfreulicherweise haben sich die meisten unserer Mitglieder erfolgreich der grossen Herausforderung, die die Pandemie mit sich brachte, gestellt und mit Flexibilität und Innovation das Fortbestehen ihrer Unternehmung und die damit verbundenen Arbeitsplätze gesichert. Leider haben es nicht alle geschafft.
Positiv verändert hat sich die Zusammenarbeit innerhalb unserer Vereinsstruktur. Damit meine ich die Zusammenarbeit zwischen unserem kantonalen Dachverband, dem Berner KMU und dem KMU Köniz.
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Der Berner KMU hat mit seiner Covid-Plattform unseren Mitgliedern ein wertvolles Instrument mit allen für Betriebe notwendigen Informationen im Zusammenhang mit Entschädigungen, Finanzhilfen, Verordnungen, etc. zur Verfügung gestellt.
Nau.ch: Gibt es fehlende Detailhändler in der Gemeinde? Also ein Geschäft, das Sie sich wünschten, dass es in der Gemeinde ansässig wäre?
Im KMU Köniz sind von der Malerei über das Treuhandbüro bis hin zu international tätigen Herstellern von Präzisionsteilen alle Branchen gut vertreten.
So kann ich hier nicht über fehlende Detailhändler berichten. Aber es ist mir ein grosses Anliegen, dass unsere Mitglieder sich im Wirtschaftsraum Köniz wohl fühlen und an ihrem Standort festhalten.
Nau.ch: Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Gewerbevereins?
Damit alle unsere Mitglieder existieren und sich weiterentwickeln können, brauchen sie optimale wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen sowie ein unternehmensfreundliches Umfeld.
Faktoren, die in Zeiten von Veränderungen, wie wir sie derzeit im Zusammenhang mit ökologisch wichtigen Überlegungen erfahren, eine grosse Herausforderung sind. Eine unter vielen aktuellen Voraussetzungen für das Fortbestehen der KMU ist, die drei Dimensionen für nachhaltiges Wirtschaften – Ökonomie, Ökologie, Soziales – in eine gesunde Balance zu bringen. Damit dies gelingt, braucht es den Dialog zwischen den Unternehmern, Gemeinderat und Parlament, aber auch dem Volk als Souverän.