«Ohne uns gäbe es Laupens Achetringelen-Umzug nicht mehr»

Gina Krückl
Gina Krückl

Sensetal,

In wenigen Stunden ist es soweit: In Laupen startet die Achetringelen. Was steckt dahinter und wieso gibt es die Tradition nach so vielen Jahren noch immer?

Achetringelen
Silvan Aeschbacher, Renato Chardonnens und Martin Bienz sind die Gesichter hinter dem Achetringelen. - Nau.ch

1827 aufgrund von Lärm und ärgerlichem Spuk verboten und vor 95 Jahren wieder eingeführt: Heute am Silvesterabend findet in Laupen das traditionelle Achetringelen statt – und zieht mit einer sternenklaren Nacht vermutlich wieder Hunderte Touristen an.

Nachdem die Glocken 20 Uhr geschlagen haben, zieht eine Gruppe wilder Gestalten vom Schloss aus durch die Gassen Laupen. Auf die 13 Besenmannen in Fellen, Holzmasken und Wacholderbesen sowie die Blateremannen mit ihren aufgeblasenen Schweineblasen folgen die weiss gekleideten Glöggeler.

Was ursprünglich der Vertreibung böser Geister zur Wintersonnenwende diente, ist heute eine schweizweit bekannte Tradition. Dennoch stand das Achetringelen vor dem Aus. Nur dem Einsatz einer Gruppe von Einheimischen ist die Fortsetzung zu verdanken.

Bereits zum neunten Mal organisieren Martin Bienz, Silvan Aeschbacher und Renato Chardonnens nun das Achetringelen. Sie restaurieren die Masken, Felle und Besen, werben jugendliche Besen- und Blatterenmannen an, lernen mit ihnen die Choreografie und stellen die Blatteren her.

«Das Schwierigste ist jedes Jahr wieder das Finden von Jugendlichen, die mitmachen wollen», erklärt Aeschbacher. Er und seine beiden Mitstreiter machen jedes Jahr in den Schulen Laupens Werbung.

Das war damals, als die drei Organisatoren noch selbst mitlaufen durften, anders. «Damals gab es keinen Mangel an Bewerbern und jeder wollte Anführer sein», erzählt Chardonnens. Früher war es aber auch nur Jungen erlaubt mitzumachen. Heute sind Mädchen aber herzlich willkommen.

Achetringelen
Das Kostüm des diesjährigen Anführers - Nau.ch

Chardonnens war in der 9. Klasse selbst Anführer seiner Truppe. Und als solcher, kann er noch immer dessen Spruch aufsagen:

«Das alte Jahr nimmt hüt es Änd,
jetz gäht enanderen alli d’Händ,
tüet uuf es jedes Feischter,
löht uus die böse Geischter,
mir zieh mit Lärm vo Huus zu Huus
u jage se zum Stedtli uus!

Im neue Jahr viel Glück u Säge,
Gsundheit un es längs zäjs Läbe,
z’ässe gnue u z’wärche gnue
u jedem Meitschi e Schatz derzue,
das tüe mir allne wünsche!»

Trotz des Aufwands ist den drei die Sache wert: «Diese Tradition gibt es schon so lang, es wäre schade, wenn sie aussterben würde. Und das würde sie, würden wir nichts mehr machen», so Bienz.

«Aber natürlich stellt sich die Frage, ob man die Tradition mit den Jugendlichen künstlich am Leben erhalten will – oder ob man sie auch für Erwachsene öffnet.» Ob solche Veränderungen bereits im nächsten Jahr vorgenommen werden müssen, wird sich in einem halben Jahr zeigen – wenn die Achetringelen-Werbetour wieder beginnt.

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