«NIKIN» aus Lenzburg – eine halbe Million Bäume gepflanzt

Chantal Siegenthaler
Chantal Siegenthaler

Lenzburg,

2016 wurde in Lenzburg die Modemarke «NIKIN» ins Leben gerufen. Nau hat mit den Gründern Nicholas Hänny (28, Aarau) und Robin Gnehm (28, Lenzburg) gesprochen.

Kleidermarke Nikin
Die Gründer der Kleidermarke Nikin: Nicholas Hänny (links) und Robin Gnehm. - z.V.g.

Nau.ch: Sie haben Wirtschaft sowie Industriedesign studiert und 2016 die Marke NIKIN ins Leben gerufen. Wie sind Sie damals auf die Idee gekommen, das Label ins Leben zu rufen?

Robin Gnehm: Wir kennen uns seit wir Kinder sind. Unsere Eltern sind sehr gute Freunde und mein Vater ist sogar Götti von Nicholas; sein Vater wiederum ist Götti meines Bruders Jeffrey.

Wir haben immer schon gesagt, dass wir gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen. Nicholas ist der wirtschaftlich Kreative und ich bin gestalterisch der kreative Kopf.

Nach meinem Aufenthalt in Kanada in den grossen weiten Wäldern im Jahr 2016 haben wir uns zu einem Bier in Lenzburg getroffen und kamen auf die Idee, für jede verkaufte Mütze ein Baum pflanzen zu lassen. Das Baumlogo trug ich im Kopf von Kanada nach Hause und eine Webseite von einem früheren Projekt von Nicholas bot sich gut an, um da einen Neustart einzuleiten.

Unsere Erwartungen waren ziemlich tief, bis wir dann kurz vor Weihnachten – am 11. Dezember 2016 – released haben und unsere 60 vorgefertigten Treeanies (Tree + Beanie) innert Kürze komplett ausverkauft waren. Da haben wir gemerkt, dass viele Leute unsere Idee cool finden und wir weitermachen sollten.

NIKIN-Team
Das NIKIN-Team ist gewachsen. - z.V.g.

Nau.ch: Brachte der Entscheid nicht auch ein Risiko mit sich? Wie schwerfiel es euch, euch in diesen jungen Jahren selbstständig zu machen?

Robin Gnehm: Da wir NIKIN mit einem Startkapital von 5'000 Franken gestartet haben und nie Investoren hatten, war das Risiko in unseren Augen immer berechenbar. Wir haben natürlich in den ersten eineinhalb Jahren komplett auf Lohn verzichtet und es war neben unseren normalen Tätigkeiten extrem viel Effort, den wir geleistet haben. Jedoch haben wir immer daran geglaubt und das ist auch heute noch so. Allein mit all dem, was wir hier lernen durften, war es das Wert.

Mit der Grösse der Firma, die wir erreicht haben, wuchs natürlich auch das Risiko und die Verantwortung, die wir gegenüber den immer mehr werdenden Angestellten haben. Früher kostete uns ein Fehler vielleicht 200 bis 500 Franken. Heute würde das teurer werden.

Baumpflanzaktion NIKIN
Viele Helferinnen und Helfer am Baumpflanzaktion von NIKIN. - z.V.g.

Nau.ch: Bringen Sie unserer Leserschaft das Konzept von NIKIN näher.

Nicholas Hänny: NIKIN ist eine Schweizer Kleidermarke, die im Jahr 2016 gegründet wurde und die für jedes verkaufte Produkt einen Baum pflanzen lässt. So konnten bereits knapp eine halbe Million Bäume in unserem Namen und im Namen all unserer Kunden gepflanzt werden. Das Bäumepflanzen übernimmt unsere Partnerorganisation One Tree Planted, die mit vielen kleinen Baumpflanzorganisationen vor allem im Amazonasgebiet sehr transparent zusammenarbeitet.

Baumpflanztag NIKIN
Interessiert hören die Teilnehmer am Baumpflanztag von NIKIN zu. - z.V.g.

NIKIN geht es nicht nur um den einzelnen Baum. Die junge Marke möchte ein Vorbild sein und auf bodenständige Art und Weise das vernünftig nachhaltige Leben vermitteln, ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen. Daher produzieren wir fast ausschliesslich in Europa und verkaufen gut und sauber hergestellte Artikel zu bezahlbaren Preisen.

Baumpflanztag NIKIN
Baumpflanztag: Nach der Einführung werden die Bäume eingepflanzt. - z.V.g.

Wenn eine grosse Masse etwas nachhaltiger und nachdenklicher durch den Alltag geht, hat das in unseren Augen den grösseren Effekt, als wenn kleinere Gruppen komplett nachhaltig sind. Allerdings finden wir auch das genauso gut.

Nau.ch: Wenn Sie heute auf die Anfangszeit zurückblicken, welche Erinnerungen kommen Ihnen da? Würden Sie etwas anders machen?

Robin Gnehm: Es waren sehr stressige, aber erfüllende Zeiten. Wir haben enorm viel gelernt und das in so vielen verschiedenen Bereichen. Daher würden wir das Ganze fast noch einmal gleich machen.

Nicholas Hänny: Natürlich wissen wir jetzt aber einiges mehr und haben viele Erfahrungen gesammelt. Daher würden wir womöglich einige kleine Sachen anders lösen. So haben wir zum Beispiel oft eher konservativ bei Bestellungen gerechnet, was dazu geführt hat, dass wir oft ausverkauft waren. Das würden wir sicher versuchen, zu optimieren.

NIKIN Produkte
Head- and Bodywear: TreeShirt und TreeCap von NIKIN. - z.V.g.

Nau.ch: Heute trifft man unterwegs immer wieder Leute mit NIKIN-Mützen, Kleidung oder Accessoires. Erinnern Sie sich an den Moment, als Sie selbst erstmals jemanden mit Ihrem Label auf der Strasse oder sonst wo angetroffen haben?

Nicholas Hänny: Das war ein sehr spezieller Moment, als wir zum ersten Mal jemanden mit unseren Produkten sahen, den wir nicht kannten. Es war eine Art Bestätigungsgefühl, dass die Leute unsere Sachen nicht nur gut finden, weil sie uns persönlich kennen. Mittlerweile ist dieses Gefühl etwas abgeflacht, aber trotzdem freuen wir uns noch immer bei jedem Bäumchen, das uns begegnet.

Nau.ch: Gehen Sie mit mir einig, dass man sagen kann, NIKIN hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt? Oder wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Firma?

Robin Gnehm: Wir glauben auch, dass man das eine Erfolgsgeschichte nennen kann. Wir hatten auch ab und an etwas Glück, wobei wir aber denken, dass das Glück mit einer positiven Grundeinstellung ein Stück weit erzwingbar ist.

NIKIN Produkt
Auch die TreeBottle und viele weitere Accessoires finden sich im Webshop. - z.V.g.

Nicholas Hänny: Aber erfolgreich fühlen wir uns schon. Denn die Idee ist eine Sache, die Umsetzung wiederum ist eine andere, und wir glauben, da einiges richtig gemacht zu haben. Zum Beispiel haben wir voll auf Onlinemarketing gesetzt, was in der heutigen Zeit extrem viele Vorteile bringt.

Nau.ch: Wie gross ist das Team heute? In welchen Bereichen sind die Leute tätig?

Nicholas Hänny: Unser Team umfasst heute um die 30 Mitarbeiter. Die Logistik umfasst – abhängig von der Jahreszeit – fünf bis zehn Mitarbeiter, unser Kundendienst vier Mitarbeiter, das Produktentwicklungs- und Design-Team drei Mitarbeiter, eCommerce & Sales vier Mitarbeiter, Social Media und Content Creation vier Mitarbeiter und Marketing & Kommunikation vier Mitarbeiter. Der Rest besteht aus Administration, Finance und HR.

NIKIN Produktion Bulgarien
Die NIKIN-Gründer besuchen die Produktion in Bulgarien. - z.V.g.

Nau.ch: Wo werden eure Produkte entworfen und hergestellt?

Robin Gnehm: Entworfen und entwickelt wird alles intern bei uns. Wir arbeiten eng mit hauptsächlich europäischen Herstellern zusammen, die alles geben, um unseren Wünschen und Anforderungen gerecht zu werden. Das Verhältnis ist zu allen sehr eng. Wir haben die meisten auch persönlich besucht, um uns ein eigenes Bild vor Ort zu machen und auch hinter die Kulissen zu blicken. Unserer Kundschaft und unseren Followern bringen wir diese Eindrücke mittels Videos so nahe wie möglich, was sehr geschätzt wird.

NIKIN Besprechung
Besprechung in der Produktion. - z.V.g.

Nau.ch: Wo sehen Sie sich in fünf oder zehn Jahren?

Robin Gnehm: Wir sind offen für alles, was kommt. Momentan ist genau der richtige Zeitpunkt in unseren Leben, um so etwas zu machen. Wer weiss, wie es in fünf Jahren aussieht. Wir geben alles, dass es weiterhin so gut läuft – an fehlenden Ideen liegt es bei uns sicherlich nicht.

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