«Am Orisbach»: Gegenkomitee greift Liestaler Stadtpräsidenten an

Thomas Gubler
Thomas Gubler

Liestal,

Vor sechs Jahren versetzte der «Bahnhofcorso» Liestal in Aufruhr, nun sorgt das Projekt «Am Orisbach» und der Baukredit für den Stadtpark für Ärger.

liestal
Das Quartierplanareal «Am Orisbach» umfasst neben dem neuen Stadtpark das Post-Gebäude und das ehemalige Feuerwehrmagazin. - Visualisierung Stadt Liestal / OnlineReports.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 19. November stimmt die Gemeinde Liestal über die Quartierplanung «Am Orisbach» ab.
  • Über einen Baukredit für den Stadtpark wird ebenso votiert.
  • Nun wirft das Gegenkomitee des Projetks dem Stadtpräsidenten unfaires Handeln vor.

Grossprojekte sorgen im Baselbieter Kantonshauptort schon fast traditionell für Ärger. Das war 2017 so, als die Liestaler Bevölkerung über den Quartierplan zur Um- und Neugestaltung des Bahnhofareals («Bahnhofcorso») abstimmte und diesen schliesslich deutlich annahm. Und es ist jetzt im Vorfeld der Abstimmung vom 19. November über den Quartierplan «Am Orisbach» und den Baukredit für den Stadtpark nicht anders.

Die Wogen gehen derzeit hoch: Das gegnerische Komitee mit Co-Präsident Daniel Schwörer fährt dem Stadtpräsidenten und Parteikollegen Daniel Spinnler richtig an den Karren. Schwörer ist FDP-Einwohnerrat, Jurist und ehemaliger Leiter des kantonalen Amtes für Gemeinden.

Liestal
Stadtpräsident Daniel Spinnler. - zVg / OnlineReports.ch

Grund für den Angriff ist Spinnlers Plädoyer für die Vorlagen im «Liestal aktuell», dem offiziellen Informationsorgan der Stadt Liestal. Der Einwohnerrat hatte die Vorlagen mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung (Am Orisbach), beziehungsweise zwei Gegenstimmen (Stadtpark-Kredit von 5,423 Millionen Franken) verabschiedet.

Die Projektgegner werfen Spinnler in einem Brief an den Stadtrat vor, möglicherweise in rechtswidriger, ganz sicher aber in unfairer Weise Einfluss zu nehmen, wie die «Basler Zeitung» jüngst berichtete. Damit schiessen sie allerdings übers Ziel hinaus, weil sie sich auf nicht mehr ganz taufrische, wenn nicht sogar überholte Rechtsgrundlagen stützen. Gemäss geltender bundesgerichtlicher Praxis darf Spinnler nämlich sehr wohl seine persönliche – befürwortende – Meinung im «Liestal aktuell» kundtun.

Unübliches Verhalten

Trotz dieser Attacken versuchen der Stadtpräsident und das Befürworter-Komitee mit EVP-Einwohnerrätin Sonja Niederhauser, im Abstimmungskampf ruhig zu bleiben. Beide betonen, sie hätten grundsätzlich nichts dagegen, dass man das Projekt bekämpft; sie respektierten selbstverständlich die Gegnerschaft.

Unterstützen Sie das Quartierprojekt «Am Orisbach» sowie den Baukredit für den Stadtpark?

Doch ganz unwidersprochen bleibt der Angriff nicht. «Wer beim Architekturwettbewerb unterlegen ist, engagiert sich bei der Abstimmung nicht gegen das Projekt – das ist nicht üblich”, sagt Sonja Niederhauser. Die Bemerkung der früheren Einwohnerratspräsidentin zielt dabei auf Raoul Rosenmund ab, dem Mitinhaber des Liestaler Büros Rosenmund + Rieder. Er bekämpfte 2017 den Quartierplan «Bahnhofcorso» und ist jetzt zusammen mit seinem Mitarbeiter Yannick Spinnler Mitglied des Komitees gegen den Quartierplan «Am Orisbach» und den Baukredit für den Stadtpark.

Rosenmund nahm 2018 am Architekturwettbewerb teil, bei dem das Basler Architekturbüro Christ & Gantenbein siegte. Daniel Schwörer sieht kein Problem darin, dass Rosenmund als Unterlegener im Wettbewerb nun seinem Komitee angehört. «Er hat die Grösse und die Sachbezogenheit, dass er das Projekt einzig aus städtebaulichen Gründen bekämpft», sagt er.

«Massiger Bau»

Rosenmund selbst weist denn auch darauf hin, dass sein städtebauliches Engagement nicht neu sei, sondern bis an den Anfang der neunziger Jahre zurückreiche. Er kritisiert am vorliegenden Projekt insbesondere den «massigen Bau», der das heutige Postgebäude ersetzen soll. Dieser verdecke «die Sicht auf das identitätsstiftende Ensemble der Altstadt». Er korrumpiere die feinkörnige Altstadt und nehme keine Rücksicht auf geschützte Bauten wie das Gerichtsgebäude oder das Palazzo.

Ebenso kritisiert Rosenmund den Verzicht auf die von ihm vorgeschlagene Brücke zwischen dem Bahnhofsquartier und der Altstadt. Ja, und etwas enttäuscht über den Ausgang des Wettbewerbs sei er schon gewesen, «zumal seine damalige Präsentation mit Applaus quittiert wurde», sagt der Liestaler Architekt «OnlineReports».

Sonja Niederhauser lässt sich von den Aktivitäten des gegnerischen Komitees nicht beirren. «Wir sind gelassen unterwegs. Wir haben es nicht unbedingt darauf abgesehen, die generischen Argumente zu entkräften, sondern wollen die Vorzüge des Projekts darstellen», erklärt sie.

Grund zur Zuversicht hat sie insofern, als dass mit Ausnahme der SVP sämtliche Parteien die Vorlagen unterstützen. Im Einwohnerrat hatte die SVP den Quartierplan ohne Gegenstimme und den Stadtpark-Kredit grossmehrheitlich gutgeheissen.

Info: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal OnlineReports.ch publiziert. Per 1. Juli haben Alessandra Paone und Jan Amsler übernommen.

Kommentare

User #5210 (nicht angemeldet)

Besser wuchtige Kästen als so ein hässliches Postgebäude.

User #4870 (nicht angemeldet)

das alte Postgebäude ist ziemlich hässlich , hoffe das es weg kommt

Weiterlesen

Liestal BL
Depositphotos
1 Interaktionen
Paid

MEHR AUS BASELLAND

basel universität
6 Interaktionen
Basel
Max Towers pfeifen aesch
2 Interaktionen
Aesch BL
hänggi oberbeck
Mitte Baselland