Im Baselbiet sind 16'000 Personen arm

Keystone-SDA Regional
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Liestal,

Im Kanton Baselland sind rund 16'000 Menschen arm. Zu diesem Resultat kommt das erste von der Regierung in Auftrag gegebene Armutsmonitoring.

Gewisse Working Poor müssen sich entscheiden: Essen kaufen oder Krankenkassenprämien bezahlen. (Archivbild)
Gewisse Working Poor müssen sich entscheiden: Essen kaufen oder Krankenkassenprämien bezahlen. (Archivbild) - sda - Keystone/LUKAS LEHMANN

Im Kanton Baselland sind rund 16'000 Menschen arm. Dies entspricht 6,1 Prozent der Bevölkerung. Jedes siebte Kind ist armutsgefährdet.

Im Kanton leben etwa 4300 Menschen als Working Poor. Zu diesem Resultat kommt das erste von der Regierung in Auftrag gegebene Armutsmonitoring.

Neben den 16'000 Personen in Armut kommen gleich viele Menschen «mit einem Einkommen unmittelbar oberhalb der Armutsgrenze» hinzu, wie die Baselbieter Finanz- und Kirchendirektion am Freitag, 28. Oktober 2022, mitteilte.

Die Armutsbetroffenheit im Kanton Baselland sei etwas tiefer als im schweizerischen Durchschnitt, und die Armutsgefährdungsquote liege bei 12,2 Prozent.

Etwa 2,9 Prozent der Bevölkerung gelten als Working Poor

Das im Auftrag der Baselbieter Regierung durchgeführte Monitoring der Berner Fachhochschule kommt zum Schluss, dass etwa jedes siebte Kind im Baselbiet armutsgefährdet ist.

Zudem sind im Landkanton 4280 Personen trotz Erwerbstätigkeit arm und gelten als Working Poor, da der Lohn nicht ausreicht. Das entspricht 2,9 Prozent der Bevölkerung.

Besonders betroffen sind junge Erwachsene, Frauen, Menschen mit ausländischem Pass oder fehlenden Bildungsabschlüssen.

Finanzielle Reserven relativieren hohe Armutsquote

Berücksichtigt man gemäss Mitteilung finanzielle Reserven, sinkt die Armutsquote auf 3,4 Prozent.

Es verblieben 9000 Personen, die weder über ein Einkommen noch über finanzielle Reserven zur Deckung des Existenzminimums verfügten, heisst es weiter im Communiqué.

So sinke die Armutsquote bei Personen über 64 Jahren «erheblich» und Altersarmut sei somit unter Berücksichtigung des Vermögens gering.

Überdurchschnittlich hohe Armutsquote in Agglomerationsgemeinden

In den an den Kanton Basel-Stadt angrenzenden Agglomerationsgemeinden ist die Armutsbetroffenheit «überdurchschnittlich hoch» im Vergleich zu den ländlichen Gemeinden.

Dazu zählen beispielsweise Birsfelden, Münchenstein, Pratteln und Füllinsdorf. Erhöhte Armutsquoten waren auch in den weniger dicht besiedelten Gemeinden Liesberg, Grellingen und Waldenburg feststellbar.

Rund 3000 arme Menschen respektive 37,6 Prozent beziehen keine Sozialhilfeleistungen, obwohl sie Anspruch darauf hätten.

Die Nichtbezugsquote ist in den ländlichen Gemeinden gemäss Mitteilung höher als in den Agglomerationsgemeinden.

Jeder vierte Ein-Eltern-Haushalt ist armutsgefährdet

Überdurchschnittlich armutsgefährdet sind vor allem alleinerziehende Frauen. Im Kanton Baselland sei jeder vierte Ein-Eltern-Haushalt armutsgefährdet, heisst es weiter.

Auch bei Einpersonenhaushalten im Erwerbsalter sei das Armutsrisiko überdurchschnittlich hoch. Männer seien davon stärker betroffen.

Ausserdem haben Menschen aus Ländern ausserhalb Europas gemäss Monitoring ein stark erhöhtes Armutsrisiko im Vergleich zu Schweizerinnen und Schweizer.

Kanton mit Pionierrolle in der Schweiz bei Erhebung der Daten zu Armut

Mit dem neuen Armutsmonitoring könne die Armutslage im Kanton zum ersten Mal umfassend und detailliert aufgezeigt werden. Damit nehme der Kanton in der Schweiz eine Pionierrolle ein, heisst es weiter in der Mitteilung.

Der Kanton will das Monitoring im Rahmen seiner Strategie gegen Armug alle drei bis vier Jahre wiederholen.

Für das erste Armutsmonitoring wurden kantonale Steuerdaten mit Bevölkerungs- und Wohnungsdaten sowie mit der Sozialhilfestatistik und mit Daten zum Bezug von weiteren Bedarfsleistungen verknüpft.

Verwendet wurden anonymisierte Daten aus dem Jahr 2019.

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