Liestal

Insekten befallen ausgestellte Tiere im Museum in Liestal

Peter Knechtli
Peter Knechtli

Liestal,

Um Frass-Schäden zu vermeiden, werden Exponate tiefgefroren – während sich in den Räumen Sommer-Hitze staut.

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«Auf der ganzen Welt»: Insektenschmaus in der Dunkelkammer. - Online Reports

Das Wichtigste in Kürze

  • Ausgestopfte Tiere in Museen werden im Sommer oft von lästigen Insekten befallen.
  • Im «Museum.BL» ist dieses Problem ebenso allgegenwärtig.
  • Eine Vollklimatisierung sei schwer umsetzbar, eine Frischluftzufuhr womöglich schon.

Das markante Gebäude «Museum.BL» auf dem Liestaler Zeughausplatz versteht sich als «das lebendige Themenmuseum für Kinder und Erwachsene» und will die Vergangenheit des Landkantons mit seiner Zukunft verknüpfen. Es lockt viele neugierige Zweibeiner in seine historischen Gemäuer. Aber nicht nur: Auch Wesen mit Flügeln, Fühlern und tausend Füssen sind oft zu Besuch.

Sie befallen vor allem Exponate in der Dunkelkammer im zweiten Stock, in der einheimische Wildtiere mit der überlangen Taschenlampe erkundet und aus nächster Nähe bestaunt werden können. Nach dem Motto «Grunz! Fauch! Piep!» durchdringt eine akustische Tierlaut-Untermalung die Nacht-Atmosphäre.

Dass hungrige Insekten die Nähe von ausgestopften Tieren suchen, ist keine Liestaler Besonderheit. Das komme «in allen Museen auf der ganzen Welt» vor, betont Esther Roth, die Leiterin des Baselbieter Amtes für Kultur, gegenüber «OnlineReports».

Am Morgen wird gelüftet

«Es gab und gibt immer wieder kleinere Befälle, da Menschen mit den Sammlungen arbeiten und Fenster und Türen nie komplett dicht sein können», sagt Esther Roth und präzisiert: «Wir lüften am Morgen. Da ist nicht auszuschliessen, dass Tiere hereinkommen.»

Genau das geschah im Januar dieses Jahres. Wirklich vom Insekten-Befall betroffen seien «nur wenige Exponate» gewesen, sagt Esther Roth. Dennoch habe sich das Museum entschlossen, vorsorglich alle rund 180 im Museum ausgestellten Tierpräparate zu behandeln. Um Schäden durch Falter, Käfer und dergleichen zu vermeiden, wurde eine neue Methode angewendet.

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Das «Museum.BL» ist das Kantonsmuseum des Kantons Basel-Landschaft. - Online Reports

Früher wurden die Präparate mit Gift behandelt, deshalb muss das Personal bei der Arbeit mit den historischen Objekten noch heute Gesichtsmaske und Handschuhe tragen. Zu Beginn der 90er-Jahre wurde dann Stickstoff eingesetzt, der Schädlinge durch Sauerstoff-Entzug tötet. Die Behandlungszeit liegt bei mehreren Wochen.

Nun liess die Museumsleitung in den Fasnachtsferien erstmals sämtliche Präparate während fünf Tagen bei einer Temperatur von minus 30 Grad tieffrieren. Damit wurde den Insekten der Garaus gemacht. Diese schadstofffreie Gefriermethode soll «bei Bedarf» auch künftig angewendet werden. Ein regelmässiges Monitoring überwacht die Ausstellungsobjekte.

Der Museumskäfer – der «grosse Horror»

So hält es auch das Naturhistorische Museum Basel-Stadt, wie Sprecherin Yvonne Barmettler bestätigt. Dort sei der «Museumskäfer», wie die ungebetenen Gäste summarisch genannt werden, bei allen mit Haut und Haar versehenen Exponaten der «grosse Horror».

Um «Viecher» abzuwehren, sind in Basel insbesondere die wertvollsten, öffentlich nicht zugänglichen wissenschaftlichen Sammlungen des Hauses gekühlt. Um bei einem Befall umgehend reagieren zu können, werden auch Fallen gestellt.

Besuchen Sie gerne Museen?

Eine «Verbesserung der Klimasituation» wünscht sich auch das Museum.BL. Eine Kühlung sei «aktuell nicht möglich – weder für die Exponate noch für die Räume, in denen sich Exponate, Besuchende und Mitarbeiterinnen aufhalten», sagt Kulturamts-Chefin Esther Roth.

Botschaft ist in der Baudirektion angekommen

«OnlineReports» war am Morgen eines nicht besonders heissen Tages vor Ort: schweisstreibend. Im Erdgeschoss sorgen die offene Eingangstüre und beidseitig geöffneten Fensterflügel noch für etwas Frische. Doch mit jedem Stockwerk wird die Luft dicker. Im Posamenter-Bereich setzt ein Ventilator Warmluft-Ströme in Bewegung, was nicht zum animierten Verweil-Genuss des wirklich schmucken und sorgfältig kuratierten Museums anregt.

Da das Gebäude dem Kanton gehört, liegt die Verantwortung für die klimatischen Bedingungen bei der Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) unter dem Grünen Isaac Reber. BUD-Sprecherin Andrea Bürki sagt auf Anfrage zu «OnlineReports», das Museumsgebäude sei räumlich für eine Vollklimatisierung wenig geeignet. Doch sei das Signal in der Direktion angekommen. Mittelfristig werde mindestens auf bestimmten Etagen eine Frischluftzufuhr erwogen, die einem kühlenden Effekt gleichkomme.

Zum Autor: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal OnlineReports.ch publiziert. Per 1. Juli haben Alessandra Paone und Jan Amsler übernommen.

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Kommentare

User #1865 (nicht angemeldet)

Überall laufen Insekten umher, könnte mal diese auch einfrieren für immer ?

User #1281 (nicht angemeldet)

Kein bezahlbaren Wohnraum aber die Baudirektion könnte ja paar neue Museen bauen. So wird's der Elite nicht langweilig.

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