Trotz Rechnungsplus 2024: Muris Finanzlage bleibt angespannt
Mit einem Gesamtergebnis von 4,17 Millionen Franken schliesst das Jahr 2024 in Muri deutlich besser ab als budgetiert. Trotzdem bleibt die Lage angespannt.

Wie die Gemeinde Muri mitteilt, hat der Gemeinderat Muri die Jahresrechnung 2024 verabschiedet. Mit einem Gesamtergebnis von 4,17 Millionen Franken schliesst das Jahr rund 4,7 Millionen Franken besser ab als budgetiert.
Dieses erfreuliche Resultat ist jedoch massgeblich durch einmalige Effekte und bilanzielle Anpassungen beeinflusst. Trotz des guten Jahresabschlusses bleibt die langfristige Finanzlage der Gemeinde angespannt.
Wesentliche positive Effekte «sind einmalig und reine Buchgewinne»
Die Jahresrechnung 2024 weist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Budget auf. Das operative Ergebnis liegt mit 3,21 Millionen Franke deutlich über dem ursprünglich prognostizierten Minus von 1,56 Millionen Franken.
Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger hebt hervor, dass das gute Ergebnis mit Vorsicht zu geniessen sei:
«Das Ergebnis ist erfreulich und zeigt, dass wir finanziell solide arbeiten. Allerdings dürfen wir uns davon nicht blenden lassen:
Die wesentlichen positiven Effekte sind einmalig und ein grosser Teil davon sind reine Buchgewinne. Diese verbessern zwar das Ergebnis auf dem Papier, haben aber keine direkte Auswirkung auf unsere finanzielle Liquidität.»
Einmalig: Steuereinnahmen aus Nachträgen und Liegenschaftenaufwertung
Das gute Jahresergebnis ist hauptsächlich auf zwei einmalige Effekte zurückzuführen:
Zum einen auf die Aufwertung von den Liegenschaften Mürlefeld und Wiliweg in Höhe von netto 3,6 Millionen Franken: Diese bilanziellen Anpassungen waren notwendig und haben das Jahresergebnis deutlich verbessert.
Zum anderen auf die zusätzlichen Steuereinnahmen von rund 2 Millionen Franken: Der grösste Teil stammt aus Nachträgen, die in dieser Höhe nicht wiederkehren werden.
«Besonders die Pflegekosten bleiben eine Herausforderung»
Gleichzeitig wirkten sich jedoch auch negative Sondereffekte auf die Jahresrechnung aus:
Darunter die Mehrwertabgaben von 1,4 Millionen Franken für gemeindeeigene Liegenschaften des Finanzvermögens, die sich negativ auf das Ergebnis auswirkten, sowie steigende Kosten in der Pflegefinanzierung (plus 0,3 Millionen Franken), die die Gemeinde zusätzlich fordern.
«Besonders die Pflegekosten bleiben eine Herausforderung», betont Patrik Lang, Leiter Finanzen. «Wir sehen, dass diese Ausgaben weiterhin steigen und die Gemeinde finanziell belasten werden. Hier braucht es langfristige Lösungen.»
Zusätzliche Verschiebungen zeigten sich auch bei den Sozial- und Bildungsausgaben: Während die Ausgaben für materielle Hilfe um 0,2 Millionen sanken, wurden für Lehrerlöhne 0,4 Millionen weniger in Rechnung gestellt als erwartet.
Investitionen und Eigenkapital: Finanzlage bleibt angespannt
Die Nettoinvestitionen der Gemeinde beliefen sich im Jahr 2024 auf 6,61 Millionen Franke, während die Selbstfinanzierung 7,64 Millionen Franken betrug. Dadurch resultierte ein Finanzierungsüberschuss von 1,03 Millionen Franken – eine grundsätzlich positive Entwicklung.
Das Eigenkapital der Gemeinde per 31. Dezember 2024 beträgt 127,26 Millionen Franken, wovon 22,1 Millionen Franken auf Spezialfinanzierungen entfallen. Das Nettovermögen pro Einwohner konnte auf 2646,05 Franken (Vorjahr 2556,58 Franken) gesteigert werden. Dies bedeutet einen leichten Anstieg der finanziellen Reserven.
Trotz dieser erfreulichen Zahlen warnt Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger erneut vor übermässigem Optimismus: «Das gute Ergebnis darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die langfristige Finanzlage angespannt bleibt.
Viele der positiven Effekte sind nur auf dem Papier sichtbar und haben keinen direkten Einfluss auf unsere finanziellen Handlungsspielräume. Wir müssen weiterhin mit steigenden Ausgaben und schwankenden Einnahmen rechnen.»
Herausforderungen für kommende Jahre sind gegeben
Die Herausforderungen für die kommenden Jahre sind damit weiterhin gegeben:
Zum einen schwankende Steuererträge: Die Nachtragszahlungen, die 2024 das Ergebnis verbessert haben, werden sich in dieser Höhe nicht wiederholen.
Weiter zählen steigende Sozialkosten dazu: Insbesondere die Pflegefinanzierung wird eine zunehmende Belastung darstellen.
Schliesslich sind anstehende Investitionen zu nennen: Infrastruktur- und Bildungsprojekte erfordern eine durchdachte und nachhaltige Finanzplanung.
Steueranpassung: Gemeinderat prüft eine erneute Verschiebung
Angesichts des positiven Abschlusses stellt sich die Frage, ob die geplante Steueranpassung nochmals hinausgezögert werden kann. Der Gemeinderat will diese Option sorgfältig prüfen, um eine langfristig tragfähige Finanzstrategie sicherzustellen.
Patrik Lang, Leiter Finanzen, erklärt: «Dank des positiven Jahresergebnisses haben wir eine gewisse Reserve. Es ist jedoch entscheidend, dass wir die finanzielle Entwicklung über mehrere Jahre hinweg betrachten und nicht die vergangenen guten Jahre als Massstab nehmen.»
Der Gemeinderat wird in den kommenden Wochen deshalb eine sorgfältige Analyse durchführen und bis zur Einwohnergemeindeversammlung am 20. November 2025 eine fundierte Entscheidung zur Steueranpassung treffen.
«Unser oberstes Ziel ist eine nachhaltige Finanzplanung, die zukünftige Herausforderungen miteinbezieht. Nur so können wir unsere Gemeinde langfristig auf einem stabilen Kurs halten», betont Hans-Peter Budmiger.