Die Polizei will an der Mannenriedstrasse in Muri zum Schutz des israelischen Botschafters eine «Ballistische Kabine» aufstellen. Die Bevölkerung im Quartier wehrt sich dagegen.
Die Bauprofile für die «Ballistische Kabine» an der Mannenriedstrasse
Die Bauprofile für die «Ballistische Kabine» an der Mannenriedstrasse in Muri. - Gemeinde Muri

Der Unmut im Mettlenquartier wächst. Der Grund ist eine sogenannte «Ballistische Kabine», eine Art Mini-Bunker für Sicherheitskräfte, welche die Polizei an der Mannenriedstrasse in der Nähe der Residenz des israelischen Botschafters aufstellen will.

Besonders ärgerlich sind für die Einsprecher auch verschiedene Verfahrensfehler oder Ungereimtheiten, wie zum Beispiel eine fehlerhafte Baupublikation im Anzeiger, in welcher von einem «Ersatz» statt einem Neubau die Rede war. «Man wird das Gefühl nicht los, dass versucht wird, das Projekt irgendwie durchzubringen.

In der Hoffnung, niemand würde etwas bemerken oder sich dagegen wehren. Wir hätten uns eine offene Kommunikation seitens der Behörden gewünscht», sagt Bernhard Häuselmann, einer der Einsprecher.

Sicherheitsempfinden wird nicht gesteigert

Die Kabine erhöht das Sicherheitsgefühl bei der Bevölkerung nicht. Im Gegenteil.

«Wir haben jetzt eher Angst, dass etwas passieren könnte als vorher», sagt eine Quartierbewohnerin. Insbesondere seit bekannt wurde, dass die Kantonspolizei in einem Schreiben an den Regierungsstatthalter von einer «unmittelbaren Gefahr» spricht.

Die Gemeinde beruhigt die besorgte Bevölkerung diesbezüglich: Die unmittelbare Gefährdung beziehe sich nur auf den Botschafter und das Personal, das für seine Sicherheit zuständig ist.

Für das Quartier bestehe ansonsten keine erhöhte Gefährdung. Die Gemeinde ist regelmässig mit der Kantonspolizei im Kontakt.

«Die Kapo würde uns umgehend informieren, wenn sie eine erhöhte Gefährdung orten würde», sagt Gemeindepräsident Thomas Hanke gegenüber den Lokalnachrichten. Das sehen die betroffenen Bewohner an der Mannenriedstasse wiederum anders.

Insbesondere jene, deren Liegenschaften sich genau zwischen der Residenz des Botschafters und der Ballistischen Kabine befinden. Besonders, weil genau diese Häuser keinen Schutzraum haben und sich die im konkreten Fall zugewiesenen Schutzräume gemäss Zuteilung in einer Liegenschaft befinden, die schon längst abgerissen ist.

Die israelische Botschaft wollte sich auf Anfrage der Lokalnachrichten zum Sicherheitsempfinden des Diplomaten nicht äussern und verweist auf die Zuständigkeit der Polizei. Der israelische Botschafter Jacob Keidar scheint sich aber in Muri sehr wohl zu fühlen.

Verschieden Anwohner berichten, dass der Botschafter, der als sehr freundlicher Mann beschrieben wird, jeweils kurz nachdem er von einer gepanzerten Limousine nach Hause gebracht wurde, das Haus wieder verlässt, um mit dem Hund zu spazieren oder in der Aare zu Schwimmen. Ohne Sicherheitspersonal und offenbar auch ohne grosse Bedenken.

Ob die geplante «Ballistische Kabine» das Sicherheitsbefinden des Botschafters zusätzlich steigern würde, darf zumindest in Frage gestellt werden.

Schaffung eines Präzedenzfalles?

Auch in der Stadt Bern wehrt sich die Bevölkerung gegen eine weitere Verstärkung der Sicherheitsmassnahmen, insbesondere im Kirchenfeldquartier. Die Ballistischen Kabinen, es sind auf Stadtgebiet insgesamt sechs solche «Mini-Bunker» aufgestellt, stehen jeweils in der Nähe der Botschaften von exponierten Staaten, jedoch nicht vor den Residenzen, wie dies in Muri geplant ist.

Die Bevölkerung auch im weiter gefassten Perimeter in unserer Gemeinde hat Angst, dass mit der «Ballistische Kabine» an der Mannenriedstrasse ein Präzedenzfall geschaffen wird und dass bei weiteren Residenzen von Botschaften im Quartier, zum Beispiel an der Pourtalèstrasse, solche Kabinen aufgestellt werden. Die Einsprechenden im Mettlenquartier befriedigt die Haltung der Behörden nicht und sie werden die Angelegenheit weiterziehen.

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