Junge SP: «Olten kann auf Einäscherungshalle verzichten»

Julian Blatter
Julian Blatter

Olten,

Das Gemeindeparlament Olten berät über die Renovation des Krematoriums. Für Cécile Send (Junge SP) kann der Ofen weg, aber die Abdankungshalle nicht.

Cécile Send Junge SP
Cécile Send, Gemeindeparlamentarierin für die Junge SP in Olten. - SP Olten

Das Wichtigste in Kürze

  • 2021 sprach sich die Oltner Bevölkerung für den Weiterbetrieb des Krematoriums aus.
  • Der Stadtrat legt dem Gemeindeparlament zwei Varianten für den Kredit vor.
  • Beim günstigeren würde der Ofen doch zurückgebaut, beim teureren ersetzt.

2021 sprach sich die Oltner Bevölkerung gegen den Willen von Stadtrat und Gemeindeparlament für den Weiterbetrieb des Krematoriums aus. Das entsprechende Referendum wurde mit 53,9 Prozent angenommen (Stimmbeteiligung: 43,9 Prozent). Der Stadtrat möchte sich so einfach aber nicht geschlagen geben.

Am kommenden Mittwoch berät das Parlament über den Verpflichtungskredit für die Renovation des Krematoriums. Der Stadtrat hat dem Gemeindeparlament zwei Varianten vorgelegt: eine mit Rückbau der Ofenlinie für insgesamt 4,8 Millionen Franken und eine mit Erneuerung der Ofenlinie für 8,9 Millionen. Der Stadtrat beantragt eine Variantenabstimmung und empfiehlt den günstigeren Vorschlag.

Nau.ch hat vor der kommenden Sitzung mit Cécile Send von der Jungen SP gesprochen. Sie spricht sich für den Vorschlag des Stadtrats aus. Auf ein Krematorium könne Olten verzichten, nicht aber auf eine zeitgemässe Abdankungshalle, sagt Send.

Nau.ch: Welche Variante bevorzugen Sie? Die ohne oder die mit Erneuerung der Ofenlinie?

Cécile Send: Ich bevorzuge die erste Variante, also den Rückbau der Ofenlinie und die Instandstellung des Hochbaus. Da seit dem Jahre 1968 keine werterhaltenden Investitionen in die Infrastruktur des Krematoriums investiert wurden, muss der Ofen ganz ersetzt werden. Dies ist mit hohen Kosten verbunden. Nur die Instandstellung eines neuen Ofens in einem ebenfalls sanierungsbedürftigen Gebäude macht meines Erachtens keinen Sinn.

Die umliegenden Örtlichkeiten verfügen über genügend Kapazitäten für Kremationen. Zudem stellt eine zeitgemässe Abdankungshalle einen Ort für einen wichtigen emotionalen Prozess dar. Aus diesen Gründen bin ich der Meinung, dass die Stadt Olten auf ein Krematorium verzichten kann, allerdings eine zeitgemässe Abdankungshalle anzubieten hat.

Nau.ch: Welche Rolle spielt die Kostenfrage bei dieser Entscheidung?

Cécile Send: Bei der ersten Volksabstimmung ging es darum zu entscheiden, ob man überhaupt das Krematorium weiterführen möchte. Dem hat die Oltener Bevölkerung zugestimmt. Bei der entsprechenden Ausführung stellte sich heraus, dass dies mit viel höheren Kosten als ursprünglich angenommen verbunden ist.

Man möchte nun dem Volk transparent aufführen, was die tatsächliche Weiterführung des Krematoriums bedeutet. Die Kostenfrage spielt somit meiner Meinung nach auch eine volksabsichernde Rolle: Will die Oltener Bevölkerung wirklich so hohe Investitionen tätigen für die Weiterführung des Krematoriums?

Nau.ch: Sind Alternativen zu den zwei Varianten denkbar?

Cécile Send: Eine weitere Variante stellt der Ersatz des Ofens ohne Gebäudesanierung dar. Dies macht aber wenig Sinn, da das Gebäude in den kommenden Jahren so oder so saniert werden muss. Kommt hinzu, dass die bestehende Anlage mit neuem Ofen im aktuellen Zustand nicht weiterbetrieben werden kann.

Nau.ch: Der Verpflichtungskredit untersteht dem obligatorischen Referendum. Für welche Variante wird sich die Bevölkerung entscheiden?

Cécile Send: Ich denke, dass sich die Oltner Bevölkerung für die erste Variante (Anm. d. Red: Rückbau des Ofens) entscheiden wird. Die Mehrheit der letzten Abstimmung war nicht sehr deutlich. Werden nun die tatsächlichen Kosten aufgelegt, könnten sich wohl noch einige Meinungen ändern.

Zur Person

Cécile Send sitzt für die Junge SP im Oltner Gemeindeparlament. Neben ihrer politischen und beruflichen Tätigkeiten betreibt die Juristin Sport, liest und spielt Musik.

Kommentare

User #3297 (nicht angemeldet)

Das sind die modernen Politiker, sie können einen Demokratieentscheid einfach nicht akzeptieren.

User #3039 (nicht angemeldet)

Die SP gibt sich grün, also nicht verbrennen sondern kompostieren, das entstehende Biogas ist auch noch CO2 neutral.

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