Meier: «Jahrhundert-Projekt oder Verkehrschaos in Rapperswil-Jona»
Das Wichtigste in Kürze
- Meiers wichtigste Anliegen sind der Verkehr, die Kommunikation und Stadtentwicklung.
- Der Kandidat der FDP will auch das Nachtleben in der Stadt wieder ankurbeln.
Christian Meier (55) ist in Rapperswil-Jona geboren und aufgewachsen. Meier hat drei erwachsene Kinder und lebt mit seiner Frau Magdalena im Südquartier. Er hat Werkstoff-Ingenieur an der ETH studiert und führt seit 2003 eine eigene Beratungsfirma für KMUs. Zudem ist Meier bekannt als federführender Initiator des Projekts Stadthof Süd in Rapperswil, welches direkt neben dem Einkaufzentrum Sonnenhof gebaut wird. Das neue Gebäude heisst nun Entra.
Nau.ch: Wer sind Sie?
Christian Meier: Meine Person wird in Rapperswil-Jona stark mit dem neuen Gebäude am Stadthofplatz verbunden. Das ist natürlich meine derzeitige Hauptaufgabe, weswegen ich das Pensum in meiner Beratungsfirma zurückgeschraubt habe. Aber ich war auch die letzten 13 Jahre Mitglied der Geschäftsprüfungskommission (GPK) der Stadt und habe von 2011 bis 2019 die beiden Kinos in Rapperswil betrieben.
Nau.ch: Dazu kommen wir noch. Warum kandidieren Sie als Stadtrat?
Christian Meier: Während meiner Zeit in der Geschäftsprüfungskommission habe ich gesehen, wie die Stadt funktioniert und festgestellt, dass wir viel Optimierungspotenzial haben. Ich kenne die Verwaltung und weiss, wie die Behörden arbeiten. Es gibt ein paar Themen, die wirklich brennen. Und: Ich brauche keine Einarbeitungszeit, denn ich kenne fast jedes Geschäft.
Nau.ch: Aus Ihrer Tätigkeit in der GPK?
Christian Meier: Ja, denn ich habe dort mit 3 Stadtpräsidenten gearbeitet und jedes Stadtratsprotokoll der letzten 13 Jahre gelesen. Wenn jemand in Rapperswil-Jona etwas bewegen will und die Geschichte nicht kennt, hat sie oder er ein Problem.
Nau.ch: Was sind Ihre 3 Top-Themen?
Christian Meier: Verkehr, Kommunikation und Stadtentwicklung. Das dringendste Thema ist der Verkehr. Das Problem ist, dass es keine Patentlösung gibt, die auf der Hand liegt, sondern diese aus vielen grossen und kleinen Teilen besteht. Das haben viele Leute hier noch nicht völlig verstanden – ein Problem der Kommunikation des Stadtrats.
Nau.ch: Konkret ein Verkehrsvorschlag?
Christian Meier: Ich habe bereits vor vielen Jahren vorgeschlagen, eine Verkehrsentlastung im Bereich der Bahnlinie nach Kempraten zu führen.
Das muss ohne Lärmimmissionen, aber nicht zwingend unterirdisch erfolgen. Ich vertraue jedoch den Experten, die seit über 50 Jahren an Lösungen arbeiten. Ich denke, inhaltlich kann ich nicht viel zu einer Lösung beitragen.
Nau.ch: Die Meinung eines Stadtrates ist dazu aber gefragt.
Christian Meier: Ich würde den Experten sicher gut zuhören und dann meine Fragen stellen. Mein wichtigster Punkt aber ist, dass wir jetzt möglichst bald und rechtzeitig vor einer erneuten Abstimmung, die Kommunikation mit der Bevölkerung aufnehmen.
Nau.ch: Denken Sie, Sie erleben noch die Lösung des Verkehrsproblems?
Christian Meier: Ja, ich denke schon! Wenn wir wollen, geht das innert 10 bis 20 Jahren. Und wir haben gar keine Wahl! Der motorisierte individuelle Verkehr nimmt klar zu.
Entweder wir schaffen das und es gibt ein Jahrhundert-Projekt oder wir versinken zu den Stosszeiten im Verkehrschaos, mit üblen Folgen für unsere Wohnqualität und Arbeitsplätze.
Nau.ch: Nach dem Motto – Alles oder nichts?
Christian Meier: Was ist die Alternative? Dass wir den Seedamm sperren, bringt auch nichts. Das Problem ist, wir haben in dieser Stadt keine gemeinsame Vision.
Muss die Infrastruktur in Rapperswil-Jona in Zukunft für 50'000 oder 100'000 Menschen passen oder gehen wir wieder runter auf 25'000? Es braucht zuerst eine Diskussion, um das herauszufinden.
Nau.ch: Anderes Thema: Sie wohnen im Süd-Quartier. Wie nehmen Sie aus dieser Sicht die Stadt wahr?
Christian Meier: Ich kenne fünf Quartiere aus eigener Erfahrung sehr gut, weil ich hier aufgewachsen bin und fast immer in Rapperswil-Jona gelebt habe. Auch in der Altstadt habe ich als Kinobetreiber viel Zeit verbracht.
Nau.ch: Wie kam es dazu, dass ein Ingenieur Kinos führt?
Christian Meier: Die damalige Kinobetreiberin wollte nicht in die Digitalisierung investieren und deshalb die Kinos schliessen. Die Besucherzahlen waren auf dem Tiefpunkt angekommen.
Ich habe dann ein paar Jahre gebraucht, um wieder auf 75'000 Besucher pro Jahr zu kommen. Das war wichtig für die Stadt, vor allem für die Gastronomie. Denn ausser im Sommer läuft in Rappi am Abend wenig.
Nau.ch: Das Nachtleben ist tot?
Christian Meier: Ich finde es schade, denn das Potenzial ist da! Und das ohne die Wohnlichkeit der Altstadt zu verschlechtern. Mit der neuen Eventlocation im Entra werden wir versuchen, weitere neue Impulse zu setzen.
Nau.ch: Das Grossprojekt mitten in Rapperswil soll bis Frühling 2022 fertiggebaut werden. Wie kam es dazu?
Christian Meier: Das Altersleitbild der Stadt hat mich beschäftigt. Spitex solange wie möglich, dann Alters- und Pflegeheim – keine weiteren Ansätze. Unser Ziel mit dem Projekt Stadthof Süd war es, das gemeinschaftliche Wohnen im Alter zu fördern. Nun wird Entra noch viel mehr können.
Nau.ch: Sie sind vielengagiert in Rapperswil-Jona. Eine weitere Tätigkeit haben Sie als Vorstandsmitglied der Freikirche im Prisma.
Christian Meier: Nicht mehr – wegen meinen zeitaufwendigen Projekten bin ich seit einigen Jahren nur noch normales Mitglied.
Nau.ch: Was sagen Sie zu Freikirchen-Skeptikern?
Christian Meier: Das Image von Freikirchen hat sich in den letzten 20 Jahren massiv verändert. Man liest zwar noch furchtbare Geschichten über Freikirchen, aber ich habe das nie so erlebt. Ich brauche viel Freiheit und lasse mich nur ungern einengen. Die Kirche im Prisma hat das nie gemacht. Wer in Rapperswil-Jona evangelisch-reformiert oder katholisch ist, weiss, dass sich die drei Kirchen in der Stadt gut verstehen und zusammenarbeiten.
Nau.ch: Gibt es abschliessend noch etwas über Sie zu wissen?
Christian Meier: Meine Familie, Freunde und unsere Stadt sind mir sehr lieb und wichtig. Ich lebe naturbewusst und freue mich jeden Tag am See und den Tieren, die mit uns hier leben. Vor allem Vögel, Fledermäuse und Schmetterlinge begeistern mich. Ich freue mich darauf, mich weiter für unsere Stadt einzusetzen.