Rapperswil-Jona: Vermeintliche Vetterliwirtschaft wegen einer Hecke
Ein Bericht über potenzielle Vetterliwirtschaft in Rapperswil-Jona stiftet viel Unmut. Nau.ch ist der Geschichte nachgegangen und hat offene Fragen geklärt.
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Das Wichtigste in Kürze
- Ein Bericht über eine Hecke, welche die Stadtverwaltung bezahlte, wirft Fragen auf.
- Eine Zeitung schreibt von einer wenig erfreulichen Geschichte, aber lässt Details weg.
- Nun ist klar, warum es zur Kostenbeteiligung seitens der Stadt kam.
Die Gemüter in Rapperswil-Jona sind in Aufruhr. Denn eine scheinbar unschöne Geschichte hat kürzlich die Runde gemacht: Die Stadt soll einem privaten Bürger eine neue Hecke, sowie ein neues Gartentörchen finanziert haben. Besonders brisant: Bei diesem Bürger handelt es sich um den Götti des Stadtpräsidenten.
Vetterliwirtschaft in Rapperswil-Jona? Bezahlt die Stadt nun plötzlich aus ihren Steuergeldern private Auffrischungen von Grundstücken? Liest man die Geschichte auf dem Onlineportal Linth24, scheint es so. Die Newsplattform hat ihre Informationen zu dieser brisanten Geschichte von einem anonymen Informanten, danach von Thomas Furrer, Bauchef der Stadt und Josef Lacher, Leiter Fachbereich Tiefbau.
Weigerung, Hecke zu schneiden
Josef Lacher lässt auf Linth 24 verlauten: «Der Grundstückeigentümer der Hecke hat sich über Jahre ungesetzlich geweigert, seine auf die Grenze gestellte Hecke zurückzuversetzen.» Aus diesem Grund habe Lacher einen Gärner beauftragt, eine neue Hecke zu setzen inklusive Türchen zum Strandweg und einer Entwässerungsleitung der Hecke entlang. Kostenpunkt: 14'000 Franken.
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Nau beschliesst der ganzen Sache nachzugehen. Auf Anfrage hin, antwortet Bauchef Furrer folgendermassen: «Meine E-Mail (an Linth24 - Anm. der Redaktion) führte offenbar zu ungerechtfertigten Spekulationen gegen den Stadtpräsidenten, das bedaure ich. Ich hatte persönlich nichts mit dem Fall zu tun und hätte zuerst intern nachfragen müssen. Das Geschäft fiel in die Verantwortung des Ressorts Bau, Liegenschaften und nicht in jene des Ressorts Präsidiales.»
Falsche Angaben
Es scheint also doch nicht alles ganz so schwarz-weiss, wie ursprünglich berichtet. Der Grundstückeigentümer der Hecke zeigt sich am Telefon geschockt über den Bericht. Es stimme, dass er der Götti des Stadtpräsidenten sei – der Rest des Artikels sei jedoch nicht ganz korrekt. Unter anderem könne er mit Rechnungen belegen, dass er die Hecke immer zurückgeschnitten habe und sich nie geweigert hätte, wie dies Linth24 schreibt.
Dem stimmt die Stadtverwaltung auf Nachfrage von Nau.ch zu: «Die Hecke wurde zwar geschnitten, aber nicht stark genug, sodass sie in den Strandweg hineinragte. Ein radikaler Schnitt auf die Grenze hätte über mehrere Jahre erfolgen müssen, ansonsten wäre sie ruiniert», erklärt Tiefbau-Leiter Josef Lacher.
Tor nicht von Stadt bezahlt
Weiter regt sich der Grundstückeigentümer darüber auf, dass im Bericht steht, die Stadt hätte ihm ein Türchen zum Strandweg bezahlt – obwohl dies ein Geschenk seiner Tochter gewesen sei. Auch dies bestätigt Lacher vom Fachbereich Tiefbau: «Wir übernahmen die Kosten für die Hecke in der Höhe von 11‘500 Franken und für die Entwässerung in der Höhe von 2‘500 Franken. Das Türchen wurde nicht von der Stadt bezahlt.»
Es ist also anscheinend tatsächlich so, dass nur ein Teil des Gartenumbaus von der Stadt übernommen wurde. Doch Linth24 scheint in Bezug darauf nicht in die Tiefe gehen zu wollen. Das Online-Portal stellt am Ende des Berichtes lediglich die Frage: «Warum müssen die Steuerzahlen dem Götti des Stadtpräsidenten eine Hecke bezahlen, wenn er sie «rechtlich verankert» selbst hätte versetzen müssen?»
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Einschränkungen durch Stadt
Dabei kann die Frage ganz einfach beantwortet werden und zeigt auch auf, dass es sehr wohl eine naheliegende Begründung für diese Finanzierung gibt. Diese liefert sogar Josef Lacher vom Fachbereich Tiefbau selbst: «Die ausserordentliche Kostenbeteiligung erfolgte, weil der Grundeigentümer seit Jahren Einschränkungen auf seinem Grundstück hinnahm, die von der Stadt verursacht wurden.» So habe man vor einigen Jahren den Strandweg saniert und neu aufgekiest, weshalb dieser höher zu liegen kam.
Gratis Sitzbank vom Eigentümer
Dadurch lief das Wasser bei Starkregen vom Strandweg auf das Grundstück des Hecken-Eigentümers und bildete dort Wasserlachen. Weiter wuchsen aufgrund einer Meteorwasserkanalisation der Stadt diverse Pflanzen nicht mehr. Und zu guter Letzt hat der Eigentümer bis zur Sanierung des Strandwegs der Stadt über 40 Jahre lang – ohne Entschädigung – eine öffentliche Sitzbank zur Verfügung gestellt, was ihm die Stadt verdanken wollte.
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Zudem: «Da die Hecke direkt auf der Grenze lag, war keine andere Lösung möglich, als die Rodung der bestehenden und die Pflanzung einer neuen Hecke. Letztere wurde nun 60 cm von der Grenze in das Land des Grundeigentümers zurückversetzt», so Sepp Lacher.
Nun ist klar, dass es hier nicht um eine wenig erfreuliche Geschichte im Stadtrat geht, sondern um eine ganz normale Angelegenheit zwischen der Verwaltung und einem Bürger, der zufällig Götti des Stadtpräsidenten ist.