Red Lions Reinach: Jetzt ist ein Platz im Playoff das Ziel
Das 1.-Liga-Projekt der Red Lions Reinach steht sportlich und finanziell vor der bisher grössten Herausforderung.
Es ist in Zeiten des Coronavirus für alle Involvierten eine aussergewöhnliche Situation. Von der Abteilung Sport wird erwartet, dass der Betrieb mit dem Ende des Lockouts umgehend wieder funktioniert und die Vorstandsetage muss im Eiltempo feststellen, wie weit sie auf ihre Verbündeten zählen kann.
Zumindest sportlich sind die Voraussetzungen für eine reibungslose Fortsetzung geschaffen. Das Kader wurde schon im Laufe der letzten Saison und nun zuletzt noch mit fünf qualitativ hochwertigen Neuzuzügern ergänzt. Neu stehen Trainer Raphael «Zasi» Zahner drei Torhüter, sechs Verteidiger und 14 Stürmer zur Verfügung. Er kann in Trainings und Spielen erstmals aus dem Vollen schöpfen und von «Feuerwehrübungen» mit B-Lizenzen absehen.
Beim Zusammenstellen des Kaders wurde bewusst darauf geachtet, die Schwachstellen auszumerzen. Diese lagen einerseits in den sogenannten «Special Teams» (Boxplay, Powerplay), anderseits in der mangelnden Effizienz vor dem gegnerischen Tor und den fehlenden Centern.
Zahners Analyse: «Der überragende Knipser, wie ihn beispielsweise die Argovia Stars mit Pascal Wittwer haben, fehlt uns zwar nach wie vor. Dank den Zuzügen von Matteo Torino, Andrej Maraffio, Daniel Müller und vor allem des früheren Nationalliga-Spielers Remo Heitzmann sind wir im Angriff jetzt aber viel breiter abgestützt. Zudem verfügen wir jetzt über vier gelernte Center, die denken und lenken können.»
Als Vollprofi durch und durch überlässt Trainer Zahner trotz Amateursalär nichts dem Zufall. Sukzessive hat er im Laufe der letzten Monate das Kader mit qualitativ guten Spielern aufgestockt. Mit Stefano Pons, Noah Allabauer, Michael Nideröst, Cyril Meyer und Kevin Huber kamen Spieler nach Reinach, deren Karriere aus verschiedensten Gründen ins Stocken geraten war.
Zahner hat nach seinem Einstieg als «Notnagel» im Dezember 2018 aber auch dafür gesorgt, dass sich die Spreu vom Weizen trennte. Spieler, denen es an Herzblut, Disziplin und Kampfbereitschaft fehlte, wurden gnadenlos ausgemustert. Vom ursprünglichen Kader sind 14 Spieler aber nach wie vor an Bord. Sie haben das Vertrauen ihres Vorgesetzten mit Leistungen zurückgezahlt und inzwischen auch eine «Winner-Mentalität» entwickelt.
Business Club-Beiträge als Nagelprobe
Die individuelle und kollektive Planung im Bereich Sport ist soweit gediehen, dass der Betrieb praktisch auf Knopfdruck in Gang gesetzt werden kann. Das lässt sich vom Bereich Finanzen zumindest im Moment nicht behaupten. Hier dominiert die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Folgeschäden der Pandemie. Die bange Frage treibt alle Involvierten um Klubpräsident Carl von Heeren um: Wird es Abgänge bei den Sponsoren, Werbern, Gönnern, Spielergöttis und Mitgliedern des Business Clubs geben?
Eine erste Nagelprobe folgt schon im kommenden Monat, wenn der eminent wichtige Business Club die Jahresbeiträge in Rechnung stellt. Denn klar ist: Die Gelder sind von existenzieller Bedeutung für das inzwischen drei Jahre alte Eishockey-Baby. In dieser heiklen Situation besonders gefordert ist zweifellos die Marketingabteilung der Red Lions. Mit neuen Ideen wie dem Spielergötti-Sponsoring und dem Verkauf der Heimspiele an die Gemeinden hat sie in der vergangenen Saison für Schlagzeilen gesorgt und unter anderem die Herzen von 100 Firmeninhabern bewegt.
Diese gelungene Kampagne führte unter anderem zu deutlich höheren Zuschauerzahlen bei den Heimspielen und viel Goodwill in der Bevölkerung des Wynentals, des Suhrentals und der angrenzenden Luzerner Nachbargemeinden. Diesen Weg gilt es nun mit aller Konsequenz weiter zu gehen und so auch eine breitere finanzielle Abstützung des 1.-Liga-Projektes zu erreichen.
Spieler-Wetteinsatz in die Klubkasse
Die vielen kleinen Gesten der Gemeinsamkeit und der Solidarität sind es letztlich, welche uns durch diese schwierigen Zeiten tragen. Ein solches Zeichen der Verbundenheit haben übrigens auch die Spieler selber gesetzt. Unter der Leitung von Flügelflitzer Pascal Rietmann mischten 18 Spieler fiktiv an NHL-Spielen, respektive den Aufstellungen der einzelnen Teams, mit. Wetteinsatz 20 Franken. Nachdem der Hockeybetrieb auch in Übersee eingestellt wurde, hat Rietmann die 18 x 20 Franken kurzerhand an die gebeutelte Klubkasse überwiesen. Kleine, aber feine Geste, die aufzeigt, dass Eishockey ein Teamsport ist und alle im gleichen Boot sitzen.