Fritz Riesen: «Unser Club 88 hat nichts mit Hitler zu tun»
In Schwarzenburg gibt es den Männerverein Club 88. Mit Hitler hat der aber nichts am Hut. Die Assoziation wäre den Mitgliedern fast zum Verhängnis geworden.

Fritz Riesen (57) ist durch und durch Schwarzenburger: Er ist in dem kleinen Städtchen geboren, aufgewachsen und immer noch dort wohnhaft. Zudem ist er Gründungsmitglied des örtlichen Vereins Club 88. Dieser entstand ursprünglich als Mittel zum Zweck.
«Wir waren eine Gruppe von Freunden, die Fussball spielen wollte», erzählt Riesen. «Um bei Turnieren mitspielen zu können, mussten wir aber ein Verein sein.» Und so gründeten sie den Club 88 und benannten ihn nach dem Gründungsjahr.
Clubname sorgt für Aufregung
Der Name sorgte bei einer Vereinsreise nach Dresden (D) für einige Aufruhr: «Wir waren mit unseren Vereinspullovern unterwegs – die sind schwarz und haben vorne auf der Brust eine kleine, grüne 88», so Riesen. «Am Bahnhof wurden wir dann von einem Wildfremden attackiert. Glücklicherweise waren einige Polizisten vor Ort.»
Anschliessend haben sich die Männer mit der Symbolik der 88 auseinandergesetzt – und festgestellt, dass die Zahl unter Neonazis als getarnter Hitlergruss verwendet wird, da H der 8. Buchstabe des Alphabets ist. Vor dem Zusammenstoss hatten die Mitglieder des Club 88 davon keine Ahnung: «Unser Verein hat nichts mit Hitler zu tun.»
Alle drei Jahre besuchen die Vereinsmitglieder eine andere Stadt. «Im letzten Jahr waren wir in Wien und sind für einen Tag an die Hockey-WM in Bratislava gereist.» Organisiert werden diese Reisen jeweils vom aktuellen Präsidenten.
Alle drei Jahre Präsidiumswechsel
«Alle drei Jahre – nach der Städteurlaub – wird ein neues Vereinsmitglied Präsident», so Riesen. Der neue Vereinschef hat dann drei Jahre Zeit, um die nächste Reise planen. «Ich war beispielsweise bis vor vier Jahren Präsident. Damals gingen wir nach Hamburg.»
Auch sonst ist das Fussballspielen bei den Vereinsaktivitäten mittlerweile eher in den Hintergrund gerückt. «Es hat sich sicher einiges verändert. Mittlerweile steht in unserem Verein vor allem das Zusammensein als Gruppe im Fokus», so Riesen.
Insbesondere natürlich auch mit ihren Familien – wie etwa beim jährlichen Ostermarsch: «Dann gehen wir mit Kind und Kegel für ein bis zwei Stunden wandern, grillieren und geniessen die Natur.» Ganz haben die 14 Mitglieder des Clubs 88 dem Fussball dann doch nicht abgeschworen: «Einmal im Jahr machen wir beim jährlichen Dorfturnier mit.»