Jugendarbeit-Präsident Bartl: «Kinder werden zu Kaisern erzogen»
Kommendes Jahr geht Gantrischs Jugendarbeitschef René Bartl in Pension. Er macht sich Gedanken über moderne, zu freundschaftliche Erziehungsmethoden.
Dreieinhalb Jahre war René Bartl der Präsident der Jugendarbeit Region Schwarzenburg. Zur kommenden Mitgliederversammlung im April 2020 will er zurücktreten. Als Sozialpädagoge und ehemaliger Heimleiter blickt zurück auf ein Leben im Zeichen der Jugendarbeit.
«Es ist schwierig einen Nachfolger zu finden.» Als Präsident des Jugendarbeit-Vereins muss man unterschiedlichste Aufgaben übernehmen, etwa auf strategischer Ebene einen Vorstand führen, auf operativer Ebene ausgebildetes Personal führen und ein grosses Budget verantworten. «Jemand, der einfach Freude an der Arbeit hat, ist nicht der Richtige für diese Aufgabe. Es braucht sehr viel fachliches und professionelles Hintergrundwissen.»
45 Jahre Jugendarbeit-Erfahrung
Das hat Bartl: Er arbeitet seit 45 Jahren mit Kindern und Jugendlichen, leitete unter anderem während über zehn Jahren die WG Guggisberg. Doch die Zeiten haben sich stark verändert. «In früheren Jahren hatten Kinder quasi keine Bedeutung. Man machte ein gutes Dutzend, weil nicht alle überlebten.» Und die Überlebenden konnten im Alter für ihre Eltern sorgen.
Bartl selbst fing bereits mit zwölf Jahren an als Ausläufer in einer Metzgerei und als Reiniger in einer Badeanstalt in Basel zu arbeiten. «Heute aber werden Kinder zu oft zu Kaisern erzogen.» Doch so positiv das zunächst tönt, so negativ sind laut Bartl die Konsequenzen.
Eltern sollten nicht Freunde der Kinder sein
«Das ist der grösste Schaden, den man einem Kind antun kann. Eltern sollten nie Freunde für ein Kind sein.» Kinder bräuchten Grenzen, um zu lernen und zu wachsen. Als Folge dieser modernen Erziehungsmethode sieht Bartl die vermehrt auftretenden Gewaltakte von Kindern gegen ihre Eltern. «So etwas wäre uns niemals eingefallen.»
Dennoch blickt Bartl positiv auf seine Karriere zurück. «Ich habe in meiner Arbeit meine Leidenschaft gefunden und konnte diese sehr lange ausüben.» Daher fiel es dem 70-Jährigen bisher auch so schwer, sich pensionieren zu lassen.
Doch jetzt in seinem letzten Lebensabschnitt will sich Bartl auf seine Familie und neue Projekte konzentrieren. «So lange ich gesund und fit bin, will ich noch etwas vom Leben haben. Wo immer ich mit meiner Erfahrung Unterstützung anbieten kann, will ich es weiter tun.»