FDP St. Gallen: «‹Schaden› für Stadt so gering wie möglich halten»

Julian Blatter
Julian Blatter

Stadt St. Gallen,

Der in finanzielle Schieflage geratene Verein CCSG schuldet St. Gallen rund 3,9 Millionen Franken. Das Stadtparlament muss nun entscheiden, wie es weitergeht.

Felix Keller
Felix Keller, Präsident der FDP-/JF-Fraktion im Stadtparlament von St. Gallen. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Curling Center St. Gallen schuldet der Stadt aktuell rund 3,9 Millionen Franken.
  • Die finanzielle Situation des Vereins haben sich in den letzten Jahren verschlechtert.
  • Der Stadtrat wollte ihm deshalb zwei Millionen des Darlehens erlassen.
  • Die Geschäftsprüfungskommission will den Betrag hingegen stunden lassen.

Zwischen 2013 und 2014 baute der Verein Curling Center St. Gallen (CCSG) für rund 5,8 Millionen Franken eine neue Curlinghalle. Die Stadt beteiligte sich mit einem Darlehen von 4,2 Millionen Franken, aktuell sind noch etwa 3,9 Millionen davon offen.

Das Problem: Die Finanzen des Vereins sehen nicht gerade rosig aus. Mitgliederwachstum und Einnahmen aus der Halle liegen hinter den Prognosen zurück. Auch die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs haben den Verein belastet. Insgesamt hat der CCSG hat in der Saison 2021/22 rund 90'000 Franken Betriebsverlust geschrieben.

Um den Verein finanziell zu entlasten, wollte der Stadtrat ihm einen Teil des Darlehens – zwei Millionen Franken – erlassen. Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) ist damit nicht einverstanden. Sie will die zwei Millionen erst einmal stunden und auf die darauf abfallenden Zinsen verzichten. Laut GPK entgehen der Stadt so jährlich rund 30'000 Franken.

Das Stadtparlament berät in der kommenden Sitzung am 12. September über den Änderungsantrag der GPK. Nau.ch hat vorab mit Felix Keller, Fraktionspräsident der FDP, gesprochen. Er stellt klar: «Es ist die Aufgabe des Parlamentes, den ‹Schaden› für die Stadt St. Gallen so gering wie möglich zu halten.»

Nau.ch: Warum hat die Stadt ursprünglich einen Beitrag an den Bau der Halle geleistet?

Felix Keller: Die Curlinghalle ist auf private Initiative zurückzuführen. Im Sinne der Unterstützung gewährte die Stadt St. Gallen dazu ein Darlehen.

Nau.ch: Weshalb möchte die GPK die zwei Millionen Franken nicht wie der Stadtrat erlassen, sondern stunden?

Felix Keller: Mit einem Erlass würden die zwei Millionen Franken aus der Bilanz des Vereines verschwinden – die vorgeschlagene Stundung führt dazu, dass der Verein die Zinsen für die gewährte Dauer nicht bezahlen muss, das Darlehen bleibt aber gegenüber der Stadt weiterhin bestehen. Es ist die Aufgabe des Parlamentes, den «Schaden» für die Stadt St. Gallen so gering wie möglich zu halten. Auch ist ein Erlass aus Präjudizgründen gegenüber anderen Vereinen nicht sinnvoll.

Nau.ch: Genügt eine Stundung plus Zinserlass in Anbetracht der finanziellen Situation des Vereins überhaupt?

Felix Keller: Aufgrund der aktuell vorliegenden Zahlen sollte dies genügen. Selbstverständlich ist der Verein weiterhin gefordert.

Nau.ch: Ein weiterer Lösungsansatz wäre laut Stadtrat der Kauf der Halle gewesen. Letztlich hat man sich nicht dafür entschieden. Was spricht gegen einen Kauf?

Felix Keller: Ein Kauf wäre für die Stadt zu teuer. Zudem gilt es zu beachten, dass die Curlinghalle exklusiv dem Curlingsport zur Verfügung steht. Andere Nutzungen scheiden aus. Ein Betrieb durch die Stadt St. Gallen drängt sich daher nicht auf. Die Stadt soll sich auf den Betrieb von Sport-Infrastrukturen konzentrieren, die mehreren Sportarten und Vereinen zur Verfügung stehen können.

Zur Person

Felix Keller, Jahrgang 1975, ist seit 2017 Präsident der FDP-/JF-Fraktion im Stadtparlament der Stadt St. Gallen. Der FDP-Politiker ist seit 2009 im Stadtparlament engagiert. Beruflich führt Felix Keller als Geschäftsführer den Kantonalen sowie den Städtischen Gewerbeverband St. Gallen.

Kommentare

User #4699 (nicht angemeldet)

Bin auch für die SVP

User #6225 (nicht angemeldet)

Nein. St.Gallen braucht Menschen wie Felix Keller, die etwas von der Materie verstehen und sich entsprechend einbringen zum Wohle der Stadt. Ich bin auch nicht mit allen Zielen einer Partei (egal welcher) einverstanden - aber wenn ich ein Parteimitglied wähle, dann weiss ich zumindest ungefähr wofür diese Person einsteht, das ist bei Parteifrei, parteilos, massvoll und so weiter eine komplette Black-Box.

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