Um die Medienkompetenz der Schweizer Bevölkerung steht es schlecht. An Schulen wächst das Bedürfnis für Medienpädagogik. Hier kommt die OST ins Spiel.
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Jüngere Altersgruppen stehen bezüglich Medienkompetenz besser da als ältere. Die Medienpädagogik kann aber auch hier noch Defizite wettmachen. - Deposiphotos

Wie die Ostschweizer Fachhochschule OST schreibt, setzt ein OST-Absolvent der Medienpädagogik sich dafür ein, die Medienkompetenz der Schweizer Bevölkerung, insbesondere von Kindern, zu fördern und weiterzuentwickeln.

«Die Jugendlichen haben zwar die Kompetenz, mit den Medien umzugehen, aber sie hinterfragen die Informationen oft zu wenig und können sie noch nicht kritisch einordnen», erklärt Mirco Manetsch, Absolvent des CAS Medienpädagogik an der OST – Ostschweizer Fachhochschule.

Die Erfahrungen des Medienpädagogen an den Bündner Schulen decken sich mit den Resultaten einer Studie, die vom Bundesamt für Kommunikation Bakom begleitet wurde.

Medienkompetenz: Nur 6 von 19 möglichen Punkten

Diese zeigt, dass es um die Medienkompetenz der Schweizer Bevölkerung schlecht bestellt ist.

Im Durchschnitt erreichten die Teilnehmenden der Studie nur knapp sechs von 19 möglichen Punkten – also nicht einmal ein Drittel der Gesamtpunktzahl.

Vielen Befragten fiel es zum Beispiel schwer, die Kommunikationsabsicht eines Medienbeitrags zu erkennen und zu beurteilen, ob es sich um die Kategorie Information, Kommentar oder Werbung handelt.

Jüngere Altersgruppen weisen zwar höhere Kompetenzwerte auf als ältere, aber auch bei diesen bestehen Defizite.

Bildungspriorität Medienbildung und Informationskompetenz

«Im Zeitalter von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz ist die Medienbildung und Informationskompetenz etwas vom Wichtigsten für die Kinder und Jugendlichen», betont Mirco Manetsch.

Das sei ihm auch ein persönliches Anliegen und er arbeite mit den Schülern gerne auf Augenhöhe.

«Ich will ihnen keine Regeln beibringen. Mein Ziel ist es, dass sie die Welt der digitalen Kommunikation besser verstehen und navigieren können.»

Journalist entwickelt medienpädagogische Unterrichtseinheiten

Hauptberuflich ist Miro Manetsch Journalist und produziert für das rätoromanische Radio und Fernsehen RTR (Radiotelevisiun Svizra Rumantscha) die Kindernews-Sendung «Minisguard».

Nach über 20 Jahren im Journalismus hat er seine Leidenschaft für die Medienpädagogik entdeckt und sich an der OST zum Medienpädagogen weitergebildet.

Von RTR hat er den Auftrag erhalten, medienpädagogische Unterrichtseinheiten für Bündner Schulen zu entwickeln.

Pro Jahr unterrichtet er Schüler aller Stufen einen Tag bis zu einer Woche. Je nach Stufe passt er die Unterrichtsinhalte den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen an.

Im Internet browsen ist wie navigieren mit dem GPS

Der Medienpädagoge ist überzeugt: «Je früher man mit den Kindern beginnt, desto sensibilisierter sind sie in der Zukunft.»

Im Kindergarten fängt er von Grund auf an und erklärt den Kindern spielerisch, was das Internet überhaupt ist.

Bis zur zweiten Klasse arbeitet er mit einem Bild einer Stadt. Damit will er den Kindern zeigen, dass es wie in einer Stadt auch im Internet schönere und dunklere Quartiere gibt.

«Im Internet zu browsen, ist wie mit dem GPS im Auto zu navigieren – je nachdem, welche Adresse man eingibt, landet man woanders.»

Medien- und Informationskompetenzen sind Teil des Lehrplans 21

Mit dem Programm von Mirco Manetsch sollen sich die Schüler jedes Jahr neue Kompetenzen aneignen und tiefer in die Thematik eintauchen. In der Oberstufe behandeln die Jugendlichen beispielsweise Themen wie Medienethik.

Manchmal stösst der er damit auch auf Widerstand: «Die Schüler haben zum Teil das Gefühl, dass die Kompetenzen für sie nicht relevant sind.

Mit der Zeit sehen sie aber ein, dass sie diese Kompetenzen brauchen, um sich im Alltag der digitalen Welt zurechtzufinden.»

Medien- und Informationskompetenzen sind Teil des Lehrplans 21, der beispielsweise verlangt, dass Schüler «Medien und Medienbeiträge entschlüsseln, reflektieren und nutzen» können.

Vielen Schulen fehlt es an Ressourcen

Durch seine Arbeit an den verschiedenen Schulen stellt Mirco Manetsch fest, dass diese teilweise noch etwas überfordert sind, Medienbildung und Informationskompetenz zu unterrichten.

«Den Schulen fehlen oft die notwendigen Ressourcen und das Wissen im Bereich der Medienpädagogik», zeigt Mirco Manetsch auf.

Auch die Studie des Bakom kommt zum Schluss, dass die Bemühungen im Rahmen der Schulbildung gezielt ergänzt werden sollten.

«Es ist sehr positiv, dass ich jedes Jahr oder alle zwei Jahre einen Tag mit denselben Schülern verbringen kann. Aber es bräuchte noch viel mehr.»

Bedürfnis für übergreifendes Angebot für Schulen vorhanden

Schliesslich müssen alle Schulen – von Genf bis ins Val Müstair – Medienpädagogik unterrichten.

«Ein Bedürfnis nach einem übergreifenden Angebot für die Schulen ist definitiv vorhanden», betont der Medienpädagoge.

In den kommenden Jahren möchte Mirco Manetsch mithelfen, ein solches Angebot aufzubauen.

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