Kanton St. Gallen verzichtet weiterhin auf Massentests

Der Kanton St. Gallen will auf gezielte Ausbruchstests und auf regelmässige Tests von bestimmten Gruppen setzen. Auf Massentests wird hingegen verzichtet. Über diese Strategie informierten am Donnerstag Vertreter der St. Galler Regierung.

Es gebe mehrere Argumente gegen breit angelegte Massentests, sagte Gesundheitschef Bruno Damann (CVP) vor den Medien. So handle es sich bei den Spucktests um PCR-Tests, die in einem Labor ausgewertet werden müssten. Das dauere mindestens einen Tag. Bis das Resultat vorliege, habe die Person möglicherweise schon andere Leute angesteckt.

Bei den Schnelltests, die ein rasches Resultat lieferten, müssten die Proben aus der Nase oder dem Rachen entnommen werden. Dies sei unangenehm, wie er aus eigener Erfahrung wisse, sagte Damann. Er zweifelt deshalb an der Bereitschaft: Die Teilnahme an Massentests sei freiwillig, sie müsste aber überdurchschnittlich hoch sein, damit der erwünschte epidemiologische Effekt erzielt werden könne.

Der Kanton St. Gallen baut in seiner Strategie zum einen auf Ausbruchstests, die zur Anwendung kommen, wenn beispielsweise in einer Schule mehrere Fälle entdeckt werden. Weiter soll es regelmässige Tests von vier bestimmten Gruppen geben. Dabei handelt es sich um sozialmedizinische Institutionen - vor allem Alters- und Pflegeheime -, um die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten sowie um Schulen und Firmen.

In sozialmedizinischen Institutionen können regelmässige präventive Testungen durchgeführt werden. Für die Durchführung und Organisation sind allerdings die Heimleitungen zuständig. Die Materialkosten werden vom Bund übernommen.

Alle Institutionen seien über die Möglichkeit informiert worden, sagte Regierungsrätin Laura Bucher (SP). Eine allgemeine Pflicht gebe es nicht. Die sinkenden Fallzahlen hätten sich positiv auf die Situation in den Heimen ausgewirkt. Nur noch in fünf Einrichtungen gebe es positive Fälle.

Auch in den Schulen will der Kanton auf das regelmässige präventive Testen von Personen ohne Symptome verzichten. Es gebe davon keinen Zusatznutzen, weil es unter den Schülern und Lehrkräften vor allem Einzelfälle mit positiven Tests gebe.

Eine Ausnahme sind Einrichtungen für die Betreuung von Kleinkindern, in den es nicht möglich ist, Masken zu tragen Dort können laut Strategie Tests auf Kosten des Bundes durchgeführt werden. Auch die Einsatzkräfte dürfen die Rechnung für die Proben dem Bund schicken. Sie benötigen keine Bewilligung des Kantonsarztamtes.

Aus der St. Galler Wirtschaft habe es klare Voten für Massentests gegeben, sagte Damann. Dazu fand bereits ein Austausch unter anderem mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) statt. Die Gespräche würden fortgeführt.

Vorläufig gilt, dass Testungen in Unternehmen vom Kantonsarztamt bewilligt werden müssen. Nur dann übernimmt der Bund die Kosten. Regelmässiges präventives Testen sei nach Ansicht des Kantons nur in denjenigen Firmen sinnvoll, wo das Übertragungsrisiko trotz Schutzkonzept erhöht ist.

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