Spitex-Personal entlastet Ostschweizer Spitäler
Das Spitex-Personal kümmert sich während der Coronakrise um die gefährdeten Menschen zu Hause. In der Ostschweiz (SG, AR, und AI) sorgen rund 1900 Mitarbeitende des ambulanten Pflegedienstes dafür, dass die Spitäler die limitierten Betten freihalten können.
Das Spitalpersonal bekommt viel Applaus für seinen Einsatz in der Coronakrise. «Sie sind nur die unmittelbaren und am besten sichtbaren betroffenen Leistungserbringer in der Coronakrise», sagt Thomas Heiniger, Präsident von Spitex Schweiz, in der jüngsten Ausgabe des Spitex Magazins.
Den Zuständigen sei rasch klar geworden, dass die ambulante Pflege die limitierten Betten in den stationären Einrichtungen auch freihalten kann. «Die Spitex kann auch die Angst der Bevölkerung mindern, indem sie ihren Tausenden durch Covid19 besonders gefährdeten Klientinnen und Klienten sowie deren Angehörigen durch professionellen Rat beisteht», so Heiniger.
In den Kantonen St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden sind rund 1900 Personen bei der Spitex angestellt. Das sind rund 750 Vollzeitstellen. Rund 90 Prozent davon sind Frauen. 10 bis 15 Prozent davon gehörten selber einer Risikogruppe an, sagt Dominik Weber-Rutishauser, Geschäftsleiter des Spitex Verbands SG/AR/AI auf Anfrage von Keystone-SDA. Sie seien von der Pflege ausgeschlossen und wenn möglich in andere Tätigkeiten umgeteilt worden, um nicht selber am Coronavirus zu erkranken. Zu Engpässen beim Personal sei es dank der Schwankungsreserven nicht gekommen.
In der Pflege sei Social Distancing nicht möglich, so Weber. Das BAG und die Kantone haben Empfehlungen für Spitex-Organisationen herausgegeben. Bei der Spitex sei der Standard bei den Schutzmassnahmen schon vor dem Coronavirus sehr hoch gewesen. Masken seien vom Spitex-Pflegepersonal schon früher freiwillig getragen worden. «Bei der Behandlung von Wunden sind Handschuhe immer Pflicht - auch bei gesunden Patienten» erklärt Weber. Die Massnahmen seien aufgrund der ausserordentlichen Lage zusätzlich verschärft worden.
Bei vielen Menschen gehen die Mitarbeitenden der Spitex täglich oder mehrmals pro Woche ein und aus. Von der Grundpflege bis hin zu Spezialdiensten wie Akut-, Demenz- oder Palliativpflege werden alle möglichen Pflegeleistungen erbracht. In den drei Kantonen des Verbands werden rund 20'000 Menschen betreut.
In der Pflege sei der Aufwand eher gestiegen, dafür seien die Leistungen in der Hauswirtschaft reduziert worden, erklärt Weber. Da viele Leute nun im Homeoffice arbeiten würden, könnten diese ihre Angehörigen bei einfachen Hilfeleistungen wie beim Einkaufen selber unterstützen.
Beim Pflegepersonal denke die Bevölkerung nicht automatisch an die Spitex. Das Vertrauen in die Professionalität der Spitex sei während dieser Pandemie besonders hoch gewesen, sagt er: «Von den Angehörigen wurde die Arbeit unserer Leute besonders wertgeschätzt.» Hinzu komme, dass die Spitex während der Coronakrise der wichtigste Kontakt für sehr viele Menschen ist: für Alleinstehende genauso wie für Menschen, die sich aufgrund ihrer besonderen Gefährdung isolieren müssen.
Neben den in den Verträgen vereinbarten Leistungen werden von der Spitex auch Covid-19-bedingte Zusatzleistungen erbracht. «So hatten wir in Appenzell Ausserrhoden zum Beispiel eine mobile Spitex-Equipe für Corona-Tests im Einsatz, um die Hausärzte zu entlasten», sagt Weber. Diese Zusatzleistungen erforderten Mehrausgaben etwa beim Schutzmaterial. Die Leistungen würden etwas teurer, sagt der Geschäftsleiter: «Wir müssen in Zukunft sicher selber mehr Masken an Lager haben.»