St. Gallen: Anwalt entblösst sich mehrmals vor seiner Sekretärin

Ruben Probst
Ruben Probst

Stadt St. Gallen,

Ein St. Galler Anwalt entblösst sich vor seiner Sekretariatsassistentin. Diese fühlt sich erniedrigt. Es ereignen sich etwa zehn solche «Nacktsitzungen».

Sexuelle Belästigung
Ein Geschäftsmann legt seine Hand auf die Schulter einer Arbeitskollegin. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein 56-jähriger Anwalt entblösst sich vor seiner 36-jährigen Assistentin.
  • Insgesamt finden etwa zehn solche «Nacktsitzungen» statt.
  • Die Staatsanwaltschaft fordert für den Anwalt eine 14-monatige Freiheitsstrafe.

Er ist Anwalt, 56-jährig und verheiratet. Sie, eine 36-jährige Mutter, ist seit drei Monaten seine Sekretariats-Assistentin. Die Vorfälle ereignen sich im Jahr 2020 und 2021, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet.

Während einer gewöhnlichen Sitzung in seiner Kanzlei fragt er sie: «Ist es okay, wenn ich mich ausziehe?» Die Frau meint, ihr Chef will sich sein Sakko oder Schuhe und Socken ausziehen. Doch am Ende sind es nur noch die Socken, die er am Leib trägt: Ihr Vorgesetzter sitzt der Frau völlig nackt gegenüber.

Mehrere «Nacktsitzungen»

«Nun, besser gelaunt», beginnt er über anstehende Termine und Arbeiten zu sprechen. Die Frau ist wegen des Anblicks ihres entblössten Vorgesetzten und seines Penis «wie versteinert» und fühlt sich erniedrigt.

St.Gallen Altstadt.
St. Gallen Altstadt. (Symbolbild) - Pixabay

Es ist die erste «Nacktsitzung», wie die Zeitung schreibt. Sieben bis neun weitere kommen später noch dazu. Die Frau ist mit den Vorfällen nicht einverstanden, schweigt aber, um ihre Stelle nicht zu verlieren.

Anwalt masturbiert im Raum nebenan

Bei einer weiteren «Nacktsitzung» fasst sich der Mann an den Penis, macht Masturbationsbewegungen. Die Sitzung beendet er mit den Worten: «Oh, jetzt bin ich so geladen. Ich muss mich entspannen gehen.» Kurz darauf, hört die Assistentin das Stöhnen des Mannes im Zimmer nebenan, während er onaniert.

Erst als eine juristische Praktikantin in der Kanzlei zu arbeiten beginnt, hören die Vorfälle auf – und zwar abrupt. Nur kurze Zeit später kündigt die Sekretariats-Assistentin.

Vor dem Kreisgericht St. Gallen fordert die Staatsanwaltschaft eine 14-monatige Freiheitsstrafe und eine Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu 420 Franken für den Anwalt. Wann der Fall verhandelt wird, ist noch unklar. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung.

Mehrere öffentliche Ämter

Was den ganzen Fall noch brisanter macht: Der Anwalt hat zahlreiche öffentliche Mandate. So ist er seit sechs Jahren Rechtskonsulent des Generalsekretariats des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen. Zudem besetzte er bis vor kurzem eine hohe Position beim Polizeibeamtenverband der Stadt St. Gallen.

Überdies war er von 2004 bis 2015 Beauftragter des Kommandanten der päpstlichen Schweizergarde in der Schweiz. Ausserdem hat er in der Armee den Rang eines Oberstleutnants.

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