Ermittler erhoffen sich neue Erkenntnis zu Mordfall in Stansstad NW
Im September 2014 wurde im Vierwaldstättersee in Stansstad NW die Leiche einer Frau gefunden, die ermordet wurde. Die Polizei bittet um Hinweise.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Vierwaldstättersee in Stansstad NW wurde im September 2014 eine Leiche gefunden.
- Rasch war klar, dass die Frau Opfer eines Gewaltverbrechens geworden war.
- Nun wird der Fall neu aufgerollt und die Kantonspolizei bittet um Hinweise.
Vor etwas mehr als zehn Jahren, am Morgen des 21. September 2014, wurde in Stansstad ein grausiger Fund gemacht. Im Vierwaldstättersee direkt am Ufer trieb eine weibliche Leiche.
Aufgrund der Umstände am Fundort war rasch klar, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handeln musste. Das Opfer wurde als Emiliya Emilova identifiziert.
Trotz umfangreicher Ermittlungen konnte der Mord an der 36-jährigen Frau aus Bulgarien bisher nicht aufgeklärt werden.
Nun rollen die Kantonspolizei und die Staatsanwaltschaft Nidwalden den Fall neu auf und haben dafür eine Sonderkommission eingesetzt, wie sie heute an einer Medienkonferenz bekannt gegeben haben.
Die Ermittler wollen nichts unversucht lassen
«In der jüngeren Vergangenheit hat es in Nidwalden keinen vergleichbaren Fall gegeben. Wir wollen nichts unversucht lassen, die Täterschaft doch noch zu überführen, und so den Angehörigen des Opfers Gerechtigkeit zu verschaffen», hält Alexandre Vonwil, verfahrensleitender Staatsanwalt, fest.

Das Opfer hat aus einer früheren Beziehung zwei Söhne, die heute 22 und 25 Jahre alt sind. Fundort der Leiche am Seeufer in Stansstad.
Neue Hoffnung dank Kriminaltechnik
Dank erweiterten Möglichkeiten in der Kriminaltechnik besteht die Hoffnung, zu neuen Indizien zu gelangen. So werden auch Forensiker und Rechtsmediziner eingeschaltet, um die Spuren von damals neu auszuwerten.
Zudem hat sich die Sonderkommission nochmals durch rund 5'000 Seiten Verfahrensakten gearbeitet. Ein weiterer Aspekt ist der Zeitfaktor.
«Es ist möglich, dass sich das soziale Milieu und das Lebensumfeld von Zeugen und Auskunftspersonen inzwischen verändert haben.
Frühere Beziehungen oder finanzielle Abhängigkeiten, die sie damals womöglich an einer Aussage hinderten, könnten inzwischen weggefallen sein», erklärt Alexandre Vonwil.
Die Indizien deuten auf einen männlichen Einzeltäter hin
Auch wenn weiterhin in alle Richtungen ermittelt wird, geht die Polizei anhand einer operativen Fallanalyse davon aus, dass für die Tat ein männlicher Einzeltäter verantwortlich ist, der damals im Effekt gehandelt und über örtliche Kenntnisse verfügt haben muss.
Fakt ist: Emiliya Emilova wurde letztmals gegen Mitternacht vor dem 21. September 2014 lebend gesehen, als sie ihrer Arbeit als Prostituierte auf dem Strassenstrich Ibach in Luzern nachging und mutmasslich mit einem Freier in Richtung Kreisel am Strassenende lief. Die Täterschaft konnte bis heute nicht ausfindig gemacht werden.
Der Täter warf die Leiche in den See
Über die letzten Stunden im Leben der Bulgarin ist nichts Näheres bekannt. Als Todesursache gilt Ersticken infolge Strangulation. Anschliessend «entsorgte» der Täter die Leiche, indem er sie mutmasslich auf der Kehrsitenstrasse in den See warf.

Der Tatort ist ebenso unklar wie das Motiv des Täters – trotz ausgedehnter Ermittlungen insbesondere im Milieu der Freier, Zuhälter und Prostituierten.
«Es hatten damals rund 150 Befragungen stattgefunden, ohne dass ein entscheidender Hinweis daraus erging», so Alexandre Vonwil.
Jeder noch so kleine Hinweis kann entscheidend sein
Um die Chancen auf neue Erkenntnisse zu erhöhen, haben sich Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft dazu entschieden, das Tötungsdelikt von Stansstad in der bekannten TV-Sendung «Aktenzeichen XY… ungelöst» vorzustellen.
«In vielen ungeklärten Fällen konnten durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit neue Hinweise gewonnen werden, die entscheidend zur Aufklärung beigetragen haben», sagt Senad Sakic, Chef der Kriminalpolizei Nidwalden.
Der Beitrag aus Nidwalden wird in der Sendung vom kommenden Mittwoch, 26. März 2025, um 20.15 Uhr auf SRF 1 und ZDF ausgestrahlt.
«Jeder noch so kleine Hinweis kann von entscheidender Bedeutung sein, selbst dann, wenn eine Beobachtung auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen mag», so Senad Sakic weiter.
10'000 Franken Belohnung für Hinweise
Für entscheidende Hinweise, die zur Ermittlung des Täters führen, ist eine Belohnung von 10'000 Franken ausgesetzt.
Emiliya Emilova hatte dunkle Haare, braune Augen und war mit einer Grösse von 148 cm von zierlicher Statur. Sie war 2013 erstmals in die Schweiz gekommen, um sich zu prostituieren.

Vor ihrem Tod war sie mit einem bulgarischen Zuhälter liiert und lebte in einer Wohngemeinschaft in Aarburg (AG). Zuvor war sie im solothurnischen Trimbach wohnhaft gewesen.
Sie hatte sich bei ihrem letzten Besuch in ihrer Heimat kurz vor ihrer Ermordung dahingehend geäussert, dass sie mit der Prostitution aufhören und im Oktober 2014 nach Bulgarien zurückkehren will.
Die Kantonspolizei bittet um Hinweise
Die Ermittler interessieren sich insbesondere für folgende Fragen: Wer hatte vor dem oder am Tatabend Kontakt zur ermordeten Frau? Wer kann Angaben zu Kunden oder Begleitpersonen der Frau in der Tatnacht machen?
Gibt es Personen, die sich nach der Tat auffällig oder nervös verhalten haben, den Wohnort wechselten oder über die Tat gesprochen haben?
Hat jemand in der Vergangenheit oder kürzlich Informationen zu dieser Tat erhalten, die für die Ermittlungen relevant sein könnten? Sachdienliche Hinweise können an die Kantonspolizei Nidwalden, Telefon +41 41 618 44 66, gerichtet werden.