Innert rund zwei Stunden einen Mordfall lösen: Das verspricht der neue interaktive Krimi

Ein grausiger Fund in Münchenbuchsee: Gestern Nachmittag hat ein Spaziergänger mitten im Dorfzentrum eine Leiche entdeckt

Symbolbild
Symbolbild - Gemeinde Sempach

Ein grausiger Fund in Münchenbuchsee: Gestern Nachmittag hat ein Spaziergänger mitten im Dorfzentrum eine Leiche entdeckt. Der Tote ist Pierre Salzmann – ein weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannter Schönheitschirurg. Blaue Flecken am Hals, sagt der Pathologe, nachdem er die Leiche obduziert hat. Wurde Pierre Salzmann erwürgt? Aber von wem? Seit Samstag können Krimifans in Münchenbuchsee den Fall auf einem rund zweistündigen Rundgang selber lösen. Alles, was sie dafür brauchen, ist ein Smartphone mit genügend Akku. QR-Codes auf insgesamt elf Infotafeln liefern immer wieder neue Hinweise, die es geschickt zu kombinieren gilt. Die Praxisassistentin von Pierre Salzmann hinterlässt etwa eine Combox-Nachricht, dass vor dem Mord ein Paket ohne Poststempel abgeliefert wurde. Bei einem Besuch in der Beiz erzählt das Servicepersonal, dass der Bruder des Mordopfers mit ihm hier zu Mittag gegessen habe – und sich die Geschwister heftig gezofft hätten. (Man munkelt, der Bruder habe Schulden. Und er ist der alleinige Erbe des steinreichen Chirurgen.) Und da war noch der Besuch einer wütenden Klientin in der Praxis, deren Brust-OP Salzmann völlig verpfuscht hatte. «Rund 60 Prozent der Teilnehmer lösen den Fall richtig», sagt David Baumgartner, der Autor des interaktiven Krimis. «Eine perfekte Erfolgsrate.» In einer ersten Version war der Krimi zu einfach, der Mörder Pierre Salzmanns war schnell gefunden. «Da musste ich mehr Aufmerksamkeit auf die andern Verdächtigen lenken.» Und tatsächlich: Bis fast zum Schluss ist noch völlig unklar, wer der Mörder sein könnte. Sicher nicht die betrogene Ex-Frau, das wäre zu einfach… Wäre da nicht ein verdächtiger Brief, der gegen Ende im Büro Pierre Salzmanns gefunden wird. Aber ist er auch echt?

Acht Gemeinden im Kanton

Münchenbuchsee ist nicht die erste Gemeinde, die einen der Krimis von David Baumgartner installiert hat. Dabei sind im Kanton Bern auch Trubschachen, Laupen, Spiez, Utzenstorf, Münsingen, Kehrsatz, Thun und Meiringen. Die Gemeinden zahlen einen Fixpreis von 2400 Franken und schlagen eine Route vor, um Infotafeln und Website kümmert sich Baumgartner. «Damit kann ich die Kosten ungefähr decken», sagt er. Nicht gedeckt sind die Hunderten Stunden Arbeit, die der 40-Jährige in seiner Freizeit investiert. «Die Krimis sind ein Hobby von mir», sagt er. Immer wieder wird ihm geraten, mehr Geld dafür zu verlangen oder von den Spielern eine Teilnahmegebühr zu kassieren. Baumgartner schüttelt den Kopf. «Es gibt genug Sachen, die kosten. Es soll auch Aktivitäten geben, die gratis sind.» Nach einem langen Fussmarsch, vorbei an der Klinik Wyss, dem Gymnasium Hofwil und dem Golfplatz, ist die letzte Station das Restaurant Bären neben dem Bahnhof. Hier muss man einen Tipp abgeben und per Formular die Haft des Mörders beantragen. Bauchgefühl und Kopf duellieren sich, erst ein hastig niedergekritzelter Zeitstrahl lässt Klarheit aufkommen. Per Mail kommt dann Sekunden später die Bestätigung. Der Stolz, den Mörder richtig erraten zu haben, ist überraschend gross. Der Spass, den der Rundgang beschert hat, ebenso.

Kommentare

Weiterlesen

a
oeuvray kolumne
44 Interaktionen