Ein Gitarrist war der Höhepunkt bei Jazz am See in Greifenberg
Der erst 23-jährige Elsässer Flo Bauer trat schon vor zwei Jahren in Greifensee auf, und diesmal konnten die Zuhörer von damals eine grandiose Weiterentwicklung erkennen und schätzen. Das Repertoire reichte von guten alten Hits wie Joe Cockers «Unchain my Hearth» und Peggy Lees «You give me Fever» im Spezialarrangement der Band bis zu einer ganzen Reihe von vom jungen Musiker selbst komponierten rockigen Melodien und Songs.
Charismatischer Künstler der neuen Generation
Zwischendurch hatte der Sänger und Gitarrenvirtuose das Publikum mittels mehrmaligen la-la-la-ähnlichen Echos in seiner Hand. Der charismatische Künstler gehört zur neuen Generation Musiker, die sich dem Blues verschrieben hat. Schon jetzt kann er auf ein paar hundert Konzerte zurückblicken.
In seiner Heimat ist Flo Bauer längst kein Geheim-Tipp mehr, sondern zählt zu den anerkannten Blues-Spezialisten der «Grande Nation». Er überzeugt durch ein hohes Mass an emotionaler Dringlichkeit und bezauberndem Bühnenauftritt. Die vier Könner auf dem Podium strahlten eine echte Liebe für Musik und Entertainment aus.
Auch die anderen drei Bandmitglieder konnten durch Soloeinlagen ihr Können beweisen: Benoit Sellier (Bassgitarre), Pierrot Bauer (Schlagzeug) und Mario Tardio (Keyboard) – sie waren mit Leib und Seele dabei. Alle drei haben sich den Genres Jazz, Boogie-Woogie und Blues verschrieben.
«Mein Herz erobert»
Was hielt nun das Publikum von diesem Auftritt? Antwort lieferten zwei zufällig ausgewählte Besucher. Cornelia Weiss aus dem Kanton Schwyz, diesmal zu Besuch in Greifensee.
«Ein Hammer! Der gemeinsame Auftritt dieser mit allen Wassern gewaschenen Musiker auf der Bühne hat mein Herz im Sturm erobert. Ob der einigermassen ruhige Blues oder knallharte Rockeinschläge: Die Stimmung war gigantisch. Für mich ist es unbegreiflich, wie man so viel eigenartige Töne aus einer Gitarre locken kann wie Flo Bauer. Neben dem Star selbst leisteten auch die anderen drei Bandmitglieder ihren Beitrag zu einem fulminanten Musikabend.»
Nebenbei erwähnte sie: «Es war auch sehr befreiend, endlich einmal ohne Maske im Saal zu sitzen, weil am Eingang keiner ohne Covid-Zertifikat eintreten durfte. Das finde ich grossartig.» Gab es vielleicht auch etwas zu bemängeln? «Ja, nämlich die Tatsache, dass wir auf Stühlen sitzen mussten. Ich hätte am liebsten den ganzen Abend getanzt!»
Einfach ruhig sitzen schien tatsächlich ein Ding der Unmöglichkeit: «Selbst meine Handtasche hat sich rhythmisch bewegt», scherzte Cornelia Weiss.
Falschen Tag ausgewählt?
Hundert Prozent einverstanden zeigte sich der Greifenseer Jürg Hitz: «Ohne Musik geht der Mensch verloren, und so gesehen war dieses dynamische Konzert ein gefundenes Fressen. Superlative wie ‹phänomenal›, ‹super› oder ‹genial› müssen her, um zu beschreiben, was dieses Gitarrengenie, ja die ganze Band, uns heute Abend geboten hat.»
«Ich finde aber den Zeitpunkt ungünstig. Geht’s nicht anders? Acht Uhr abends an einem Arbeitstag sind die Leute müde. Meiner Meinung nach wäre ein Samstag viel besser und würde auch mehr Zuschauer anlocken. Das hätten diese Ausnahmekünstler verdient», fand Jürg Hitz.
So oder so: Der Vorstand des Jazzclubs Greifensee hat auch Applaus verdient für die sehr gute Vorarbeit. Und weiter geht das Arrangement «Jazz am See» mit einem dritten Konzert namens «Jazz meets Classic» am Donnerstag, 7. Oktober 2021.