Rychenberg ohne Lohn für starke Leistung

Der HC Rychenberg bietet dem SV Wiler-Ersigen ausgezeichnet Paroli und erarbeitet sich gar ein Plus an guten Chancen. Trotzdem unterliegt er mit 5:9.

Der HC Rychenberg bietet dem SV Wiler-Ersigen ausgezeichnet Paroli und erarbeitet sich gar ein Plus an guten Chancen. - HC Rychenberg Winterthur

Fünf Minuten vor dem Schlusspfiff ereignete sich das, was im Rückblick als entscheidende Szene bezeichnet werden muss. Der HC Rychenberg hatte das favorisierte Wiler-Ersigen in der vorangegangenen halben Stunde so gut wie keine reelle Torchance mehr zugestanden, war selber wiederholt gefährlich zum Abschluss gekommen und hatte – endlich – durch Jami Manninen den überfälligen Ausgleich erzielt.

Dann jedoch erhielten die Gäste knapp über der Mittellinie einen Freistoss zugesprochen und diesen verwertete der Slowake Michal Dudovič mit einem harten und präzisen Distanzschuss zum 5:4. Die individuelle Klasse rettete die Berner also über die Ziellinie und liess einen HCR zurück, der für seinen sehr engagierten und ab dem Mitteldrittel auch taktisch grösstenteils überzeugenden Auftritt mehr verdient hätte als wohlwollendes Schulterklopfen.

Im Mitteldrittel Kontrolle gewonnen

Begonnen hatte die Partie so, wie es zu erwarten gewesen war. Mit seiner Ballbesitzspielweise kontrollierte Wiler das Geschehen über weite Strecken und erwies sich dabei wieder einmal als Meister darin, gelegentlich zu grossen Chancen zu kommen, ohne dafür grosse Risiken eingehen zu müssen.

Es war auch nicht unverdient, dass die Berner nach zwanzig Minuten mit 3:1 in Front lagen. Sie agierten äusserst stilsicher, hatten mehr vom Spiel und übten auch öfter Druck aufs Tor des Gegners aus. Der Vorsprung entsprang dann freilich nicht ihrer anfänglichen spielerischen Überlegenheit, sondern zu zwei Dritteln ihrem Pressing.

HCR-Trainer Philipp Krebs hatte seine Spieler noch davor gewarnt und doch fielen die ersten beiden Gegentore nach groben Schnitzern der Winterthurer in der Auslösung, die teilweise der frühen Störarbeit des Gastes geschuldet waren. Krebs war entsprechend enttäuscht: «Wir machten ihnen im Startdrittel drei ganz billige Geschenke. Das darf uns nicht passieren.»

Davon abgesehen hatte der HCR bereits im Startdrittel nicht enttäuscht und neben Luca Dall'Oglios zwischenzeitlichem Ausgleich noch weitere Chancen besessen. Doch konnte er nach der ersten Pause gar noch eine Schippe drauflegen.

Zuallererst bekam die Defensive verbesserten Zugriff aufs Geschehen. Die Berner bekundeten von da an erstaunlich grosse Mühe, sich in der Winterthurer Hälfte festzusetzen. Auch ihre Torchancen wurden selten. Es schien, als fehlte ihnen ein Plan B, als sich der HCR besser auf sie eingestellt hatte.

Dreissig starke Minuten, aber wenig Ertrag

Dank der kompakteren Defensive bekam das Heimteam das Geschehen weitgehend unter Kontrolle. «Wir spielten sehr gut und geduldig», lobte Krebs sein Team. Besonders der ersten Linie gelang es, sich ein Übergewicht zu verschaffen und sich immer wieder in der gegnerischen Zone festzusetzen.

Was vorerst einzig fehlte, war der passende Ertrag in Form von Toren. Unter anderen Dall'Oglio und Moritz Schaub – immer wieder er – vergaben mehrmals aus bester Position.

Erst nach Spielhälfte stellten sich erste Erfolge ein; zuerst durch Verteidiger Tim Aeschimann und nach Wilers baldiger Antwort durch den eingewechselte Michel Wöcke. Der HCR blieb auch im Schlussdrittel tonangebend und betrieb sehr viel Aufwand, um den Ausgleich zu bewerkstelligen.

Trotz etlicher Möglichkeiten liess dieser lange auf sich warten. Es mangelte dem Heimteam weiterhin an der nötigen Effizienz im Abschluss. Erst in der 51. Minute sorgte Manninen am Ende einer schnellen Kombination über mehrere Stationen für das längst fällige 4:4.

«Wir arbeiteten zehn Minuten lang richtig gut und machten ein Tor», fand auch Krebs. Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass er auch die andere Seite der Medaille sah: «Aus rund zehn Chancen müsste es mehr als ein Tor geben.»

Am Ende erneut Geduld verloren

Wenig später sorgte Dudovič mit seinem Freistosstreffer für die schmeichelhafte neuerliche Führung für Wiler. Was danach folgte, war für den HCR ein Deja-vu: Statt sich kurz zu schütteln und anschliessend ruhig den erneuten Ausgleich zu suchen, verloren die Winterthurer – nicht zum ersten Mal in dieser Saison – die Geduld und wurden von den Gästen prompt noch zweimal bestraft.

Daraufhin versuchte der HCR noch, in den verbleibenden 168 Sekunden ohne Torhüter wieder heranzukommen, mehr als Manninens 5:7 Anfang der 59. Minute schaffte er aber nicht mehr. Vielmehr sorgte Wiler in den Schlusssekunden mit zwei Toren ins verlassene Gehäuse für die endgültige Entscheidung.

Alles in allem zeigte sich der HCR im Vergleich zu den ersten beiden Auftritten der Saison deutlich verbessert. Vieles kommt zusehends besser zupass, in der Defensive genauso wie in der Offensive, und ein Sieg gegen Wiler wäre ein gerechtfertigter Lohn dafür gewesen.

Das anerkennt auch Krebs, lässt jedoch zurecht ein grosses Aber folgen: «Selbst wenn wir die letzten beiden in leere Tor weglassen, sieben Gegentore sind eindeutig zu viele, erst recht wenn der Torhüter gut hält. Es ist mit sieben Gegentoren gegen jeden Gegner praktisch unmöglich, ein Match zu gewinnen. Es ist besonders bitter, dass die sieben Gegentore nicht geschahen, weil die Defensive nicht funktioniert. Wir hatten Wiler defensiv über weite Strecken richtig gut im Griff, und Wiler besitzt offensiv nun wirklich nicht ein so schlechtes Spiel.»

Viel Zeit zur Korrektur bleibt der Mannschaft nicht. Bereits am Sonntag geht es gegen Thun und danach müssen die ersten drei Punkte ins Trockene gebracht sein.

HC Rychenberg Winterthur – SV Wiler-Ersigen 5:9 (1:3, 2:1, 2:5)

Axa-Arena, Winterthur; Schiedsrichter: Fässler/Schläpfer; 720 Zuschauer

Rychenberg: Schüpbach; Nils Conrad, Levin Conrad; Gutknecht, Tim Aeschimann; Nussbächer (30. Rutz), Foelix; Manninen, Dall'Oglio, Studer; Kern, Dóža, Schaub; Püntener, Krebs (30. Wöcke), Keller (35. Oesch); Lutz.

Wiler: Flury; Ziehli, Väänänen; Savonen, Hollenstein; Känzig, Wyss; Affolter, Claudio Mutter, Nico Mutter; Dudovič, Pylsy, Louis; Sikora, Vogt, Alder.

Tore: 9. (8:39) Sikora (Vogt) 0:1. 10. (9:25) Dall'Oglio (Manninen) 1:1. 12. Vogt 1:2. 19. Pylsy (Savonen; Ausschluss Levin Conrad) 1:3. 32. Tim Aeschimann (Kern) 2:3. 34. (33:25) Alder (Vogt) 2:4. 34. (33:35) Wöcke (Pen.) 3:4. 51. Manninen (Levin Conrad) 4:4. 55. Dudovič (Savonen) 4:5. 58. (57:02) Vogt (Affolter) 4:6. 58. (57:12) Dudovič (Pylsy) 4:7. 59. (58:04) Manninen (Dóža; Rychenberg ohne Torhüter) 5:7. 60. (59:29) Dudovič (Pylsy; ins leere Tor) 5:8. 60. (59:57) Louis (ins leere Tor) 5:9.

Strafen: 2x2 Minuten gegen Rychenberg (17. Levin Conrad, 26. Tim Aeschimann), keine gegen Wiler.

Bemerkungen: Rychenberg ohne Noah Aeschimann (verletzt), Locher und Neubauer (Ersatz). Lutz nur im Boxplay eingesetzt. Wiler ohne Bürki (Ersatz). NLA-Debüt Oesch. Rychenberg mit drei, ab der 41. Minute mit zwei Linien. Wiler mit drei, ab der 45. Minute mit zwei Linien. 10./21. Pfostenschüsse Manninen. 28. Lattenschuss Dudovič. 40. Rychenberg in den letzten fünf Sekunden des Mitteldrittels mit einem zusätzlichen Feldspieler anstelle des Torhüters. 51. Time-out Rychenberg. Rychenberg ab 57:12 in Ballbesitz mit einem zusätzlichen Feldspieler anstelle des Torhüters.

Resultate der 3. Runde: HC Rychenberg Winterthur – SV Wiler-Ersigen 5:9. Ad Astra Sarnen – Floorball Köniz 0:11. UHC Alligator Malans – Zug United 5:0. Chur Unihockey – Grasshopper-Club Zürich 2:4. Unihockey Tigers Langnau – UHC Uster 5:3. UHC Waldkirch-St. Gallen – UHC Thun 7:5.

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