Doppelausstellung des Strohmuseums im Park und des Haues zur Glocke
Wie das Strohmuseum im Park mitteilt, schliesst es sich mit dem Haus zur Glocke für ein Ausstellungsprojekt zusammen. Es werden Werke von sieben Künstler zeigt.
Die Referenz auf ein Kunsthandwerk ist eine gängige Praxis im aktuellen Kunstschaffen. Textilien, verarbeitet in verschiedenen Methoden, sind wichtige Ausdrucksmaterialien. Traditionelle Techniken, wie Sticken, Häkeln, Weben und Klöppeln. erhalten so einen neuen Stellenwert.
Vor diesem Hintergrund präsentieren Judit Villiger (Leiterin Haus zur Glocke), Gabriele Lutz (freie Kuratorin und Kunstpublizistin) und Petra Giezendanner (Leiterin Strohmuseum im Park) die Doppelausstellung «Neu Aufgespult: Spitzenklöppeln und Gegenwartskunst im Dialog» die vom 24. September 2022 bis 22. Oktober 2022 im Haus zur Glocke in Steckborn und vom 2. Oktober 2022 bis 19. März 2023 im Strohmuseum im Park in Wohlen zu sehen ist.
Grundlage des Ausstellungsprojektes bildet die historische Verbundenheit von Wohlen und Steckborn durch das Spitzenklöppeln. In Steckborn entstand im frühen 19. Jahrhundert eine Klöppelindustrie, die in Heimarbeit betrieben wurde. Das Städtlein am Untersee gehörte neben Lauterbrunnen zu den wenigen Orten, wo Spitzen geklöppelt wurden.
Ab den 1840er-Jahren exportierte es insbesondere aus Rosshaar geklöppelte Spitzen nach Wohlen, dem Zentrum der Freiämter Hutgeflechtindustrie. Dort wurden die feinen Gewebe mit Stroh ausgeschmückt und als Hutgeflechte oder als Hutdekorationselemente in die Welt exportiert.
Dialog zwischen der Gegenwartskunst und der Spitzenklöppelei
Mit der Doppelausstellung möchten die Kuratorinnen auf die Geschichte der beiden Orte verweisen wie auch einen Dialog eröffnen zwischen der Gegenwartskunst und der Spitzenklöppelei. Dafür haben sie sieben Kunstschaffende eingeladen, für die Ausstellungsorte Werke zu produzieren, die sich mit der Klöppelei auseinandersetzen.
Dabei war ihnen wichtig, dass das Handwerk nicht imitiert, sondern vielmehr eine Fokussierung auf spezifische, das Klöppeln auszeichnende Aspekte vorgenommen wird. Die entstandenen Werke zeichnen sich so durch eine Vielfalt unterschiedlicher Reflexionen und Annäherungen an das Thema aus.
Sie setzen sich mit Struktur, Serialität und Reproduktion auseinander, sie befassen sich mit kaum bezahlter Familien-, Betreuungs- oder Heimarbeit, sie hinterfragen die Differenz zwischen Kunst und historischem Handwerk oder sie regen zu einer Annäherung an die Gefühlswelt einer fiktiven Klöpplerin an.
Die Kunstschaffenden greifen dabei auf klassische Medien wie die Zeichnung zurück, sie arbeiten mit traditionell kunstfremden Materialien wie Haaren oder sie nutzen gefundene Klöppelbriefe und alten Klöppeleien als Grundlage. Das Ausstellungsprojekt rückt dergestalt verschiedenste Facetten des Kunsthandwerks ins Zentrum der Betrachtung und gibt ihm auf diese Weise seine einstige Wertschätzung zurück.
Sieben eingeladene Kunstschaffende
Kunstschaffende im Haus zur Glocke sind Brigitte Buchholz, Eveline Cantieni, Sandra Capaul, Bianca Dugaro und Ernst Thoma. In Strohmuseum im Park sind es Annalise Hess und Margrit Linder. Als verschränkendes Element ist in beiden Ausstellungsteilen ein Video mit Interviews integriert, die mit allen Kunstschaffenden während der Werkproduktion geführt wurden.
Die Gespräche geben einen Eindruck von dem, was am anderen Ausstellungsort zu sehen ist. Ausserdem bieten die beiden Museen je eine Fahrt zum anderen Ausstellungsort an, wo die Teilnehmer eine Führung erwartet. Eine gemeinsame, die Ausstellungen dokumentierende Broschüre gibt zudem Einblick in das Ausstellungsprojekt.