Alexander Eckert: «Man sollte schätzen, was man konsumiert.»
Alexander Eckert lebt mit seiner Familie in Innerberg und produziert Honigwein. Er plädiert für eine wertschätzende Haltung gegenüber Lebensmitteln.
Das Wichtigste in Kürze
- Alexander Eckert ist Metsieder
- Er lebt mit seiner Familie in Innerberg
Nau.ch: Alexander Eckert, Sie sind Metsieder aus Innerberg. Haben Sie einen besonderen Bezug zu dieser Region?
Alexander Eckert: Wie man unschwer hört, bin ich ursprünglich nicht von hier. Ich bin aus Stuttgart, und lebe jetzt seit 16 Jahren in der Schweiz.
Zunächst habe ich in Bern gelebt, dann bin ich nach Möriswil gezogen, wo ich sechs Jahre gewohnt habe. Seit acht Jahren sind wir nun in Innerberg.
Es ist für mich eine neue Heimat hier. Es ist wahnsinnig schön hier.
Man ist in zwanzig Minuten in Bern, aber man lebt hier wirklich mitten in der Natur. Die Gemeinde Wohlen hat den Vorteil, dass man den Eindruck hat, man habe hier vergessen zu bauen.
Es ist wahnsinnig weiträumig, man hat viel Grün und Platz zwischen den Häusern.
Nau.ch: Gibt es etwas, das Ihnen ganz besonders gefällt?
Eigentlich alles. Die Natur ist einfach wahnsinnig schön.
Wir leben in einem alleinstehenden Haus, das fast mitten im Wald ist. Man kann hier Pilze suchen, der Lärm ist auf die Vögel beschränkt, am Abend hat man hier Rehe auf der Wiese, man sieht Füchse und Dachse.
Nau.ch: Welche Herausforderungen sehen Sie?
Es gibt keine anderen Kinder in unmittelbarer Nähre, aber da sind wir selber Schuld, weil wir abgelegen wohnen. Und der Verkauf in der Region könnte besser sein, obwohl wir als Produzenten in der Region sehr gut vernetzt sind.
Es gibt viele kleine Perlen von Kleinstproduzenten, das ist schön.
Der Met ist ein bisschen ein komplizierteres Produkt. Es wissen recht wenige, was Met eigentlich ist, und wie er schmeckt. Es gibt sehr viele Spielarten von Met, aber die Meisten denken, Met sei irgendwie etwas Süsses.
Er ist aber eigentlich wie Wein, es gibt ihn von ganz trocken bis süss.
Nau.ch: Sie haben die Auszeichnung SlowFood Hero erhalten. Was verstehen Sie unter SlowFood?
Für mich als Kleinstproduzent ist die Philosophie, dass man etwas wirklich Gutes aus einem Grundnahrungsmittel macht. Ich nehme Honig und Wasser und bin auch selber Imker.
Mir ist es wichtig, dass man den Honig nutzt, und die Wertschätzung den Bienen gegenüber zurückgibt. So sollte man mit jedem Lebensmittel verfahren, sei es die Milch von der Kuh, oder das Stück Speck vom Schwein.
Man sollte eine Wertschätzung gegenüber dem haben, was man konsumiert, und nicht bloss auf den Preis schauen. Das ist eigentlich die Grundidee von SlowFood, dass man bewusst darauf achtet, was man isst und trinkt, und das auch zelebriert.
Nau.ch: Sie halten auch selbst Bienen, und zwar eine spezielle Art. Was hat es damit auf sich?
Die Melifera ist die Art Bienen, die hier nördlich der Alpen ursprünglich ansässig war. Sie heisst auch die dunkle Biene, weil die Färbung fast schwarz ist.
Sie ist perfekt an das Klima hier angepasst. Das Volk entwickelt sich weniger schnell im Frühjahr, weil es erst nach den Eisheiligen richtig zu wachsen beginnt.
Deshalb kann man weniger Honig nehmen, dafür ist der Honigertrag in schlechten Jahren grösser. Wegen des geringeren Honigertrags wurde die Melifera mit der Zeit verdrängt.
Ich selber habe die Bienen weniger wegen dem Honig, sondern damit ich als Metsieder auch einen Bezug habe zum Herstellen von Honig. So weiss ich, was es braucht, um guten Honig zu machen.
Es ist auch einfach eine schöne Arbeit, die etwas Meditatives hat.
Nau.ch: Und nun verraten Sie uns noch: was ist Met, und was macht ihn zu etwas Besonderem?
Da gäbe es sehr viel zu erzählen. Met ist der erste Alkohol, den die Menschheit entdeckt hat, er ist wirklich uralt.
Und er ist eine Art Weltgetränk. Jede Kultur, die in der Nähe von Bienen lebte, hat Met entdeckt.
Die ältesten Funde stammen aus Nordchina, wo man die Reste von fermentiertem Honig in einem Tongefäss gefunden hat. In Südafrika und Äthiopien ist Met auch heute noch ein traditionelles Getränk.
In Europa hat besonders Polen einen Bezug zum Met, weil dort lange kein Wein angebaut werden konnte. Vor dem Wein war überall Met das Getränk, das die konsumiert haben, die es sich leisten konnten.
Denn die Grundzutat Honig macht das Ganze natürlich ein bisschen exklusiv. Zudem ist der Met der nachhaltigste Alkohol, den man produzieren kann, denn es braucht fast kein Wasser, um Met herzustellen.