Bänz Müller: «Wir wollen die erneuerbaren Energien pushen!»
Bänz Müller ist seit sechs Jahren Gemeindepräsident von Wohlen. Er ist zufrieden mit der momentanen Situation, hat aber noch grosse Pläne mit der Gemeinde.
Das Wichtigste in Kürze
- Bänz Müller ist seit sechs Jahren Gemeindepräsident von Wohlen.
- Er setzt auf eine umsichtige Wohnraumpolitik und erneuerbare Energien.
Wohlen ist gut unterwegs
«Wohlen ist total stabil im Moment», erzählt Müller. «Wir haben sehr gute Grundbedingungen. Die Finanzen sind im Lot, wir haben überall unsere Kommissionen besetzt, und wir haben eine gute Grundstimmung. Man vertraut uns.»
Dieses Grundvertrauen ist für Müller zentral: «Ich habe nie erlebt, dass irgend ein Geschäft gekippt worden wäre. Unsere Ideen, die wir verwirklichen wollen, stossen auf Resonanz. Das ist wirklich eine gute Ausgangslage. Dann muss man nicht ständig irgendwo ein Feuer löschen, weil etwas auftaucht, bei dem eigentlich die Sache selbst gar nicht das Problem ist, sondern irgendwo hinter der Kulisse etwas Emotionales steckt, oder etwas Persönliches.»
Diese gute Lage eröffne auch neue Möglichkeiten, «man kann dann auch mit neuen Ideen kommen, mit Projekten. Das bedeutet auch, dass wir Dinge an die Hand nehmen können, die für die Zukunft sind. Man ist nicht nur immer im Alltag verhaftet».
Wohnraum- und Energiepolitik
Vor allem in zwei Bereichen treibt Bänz Müller die Entwicklung beharrlich voran. «Wir haben uns einerseits die Wohnraumpolitik auf die Fahne geschrieben», erzählt er, «eine intelligente Wohnraumpolitik im Sinne eines moderaten Wachstums. Wohnraum zu schaffen ist für uns ein wichtiger Punkt. Aber das muss intelligent gemacht werden, nicht einfach klotzen.»
Andererseits geht es ihm auch darum, auf erneuerbare Energien zu setzen, und dabei wurden schon beachtliche Erfolge erzielt. «Wir konnten vor drei Wochen in Locarno das europäische Goldlabel ‹Energiestadt› abholen, da gibt es erst vier im Kanton Bern. Das erreicht man nur, wenn man Nachhaltigkeit wirklich lebt und immer weiter entwickelt.»
Als Beispiel nennt er die Strassenbeleuchtung: «98 Prozent unserer Strassenlampen sind mittlerweile LED, das ist natürlich super.» Und obwohl das eine halbe Million gekostet habe, sei das keine Diskussion gewesen, «das konnten wir einfach machen». Ein anderes Beispiel ist der Wärmeverbund Uettligen, an dem sich die Gemeinde finanziell beteiligt. «Jetzt haben die ersten Häuser die Ölheizung abgestellt und heizen mit Holz», freut sich Müller. «Das hat eine Einsparung von 300‘000 Litern Öl pro Jahr zur Folge, das sind tausend Tonnen CO2 weniger.»
Und auch in Hinterkappelen geschieht einiges. «Dort sind wir seit mehr als sechs Jahren daran, auch einen Wärmeverbund zu machen, der die Energie aus der Aare nehmen wird.» Dadurch kann Energie für 3000 Haushalte gewonnen werden, und Wohlen kann «sogar 900‘000 Liter Öl sparen pro Jahr, wenn alle angeschlossen sind».
Altersstruktur als Herausforderung
Die Gemeinde steht aber auch vor Herausforderungen. «Wir haben ein Problem mit unserer Altersstruktur», verrät der Gemeindepräsident. «Es gibt relativ viele Menschen im Alterssegment 60+, dadurch haben wir wenig Menschen im Alter zwischen 25 und 40. Uns fehlen die Familien, und damit auch die Schulkinder. Da muss wirklich etwas geschehen.»
Doch das ist nicht ganz einfach. «Man geht heute erst ins Altersheim, wenn man wirklich Pflege braucht, und gibt es viele Menschen, die allein oder zu zweit in Häusern wohnen.» Dadurch wird kein Wohnraum für Familien frei. Deshalb versuche man, in der Gemeinde auch kleinere Wohnungen zu bauen. «Die Idee ist, dass ältere Menschen, denen ihre Häuser zu gross sind, innerhalb der Gemeinde umziehen können, damit sie ihre Wurzeln behalten können.» Aber das Problem hat auch einen finanziellen Aspekt, weiss Müller: «Diese Häuser sind oft recht gut amortisiert, und die Hypozinsen sind im Keller. Mit dem Betrag, den man monatlich für so ein Haus bezahlt, kann man keine 2,5-Zimmer Wohnung mieten.»
Obwohl die Gemeinde also auch mit dem Strukturwandel zu kämpfen hat, ist Müller zuversichtlich. Und er hat eine Vision: «Wir wollen die erneuerbaren Energien pushen: lokal produzieren, lokal konsumieren, das haben wir uns wirklich auf die Fahne geschrieben. Und eben: sinnvollen Wohnraum zur Verfügung stellen. Man soll hier möglichst stadtnah wohnen und sich möglichst ländlich erholen können.»