«Odyssee»; Eine Ausstellung zum Thema Wasser im Kunsthaus Zofingen
Derzeit läuft die Ausstellung «Odyssee» im Kunsthaus Zofingen. Statt der Vernissage fand am Wochenende ein «Open House» statt.
Im Innern des Monolithen blubbert es leise. Wassertröpfchen bilden sich an seinen gläsernen Wänden. Langsam steigt Nebel auf, es entstehen kleine Wolken.
Wer sich beim Anblick des Monolithen an Stanley Kubricks Epos «2001 – A Space Odyssey» erinnert fühlt, liegt absolut richtig. Kubricks Film hat nicht nur der Ausstellung der Brüder Reto und Markus Huber den Namen verliehen.
Der Film wird u.a. auch im Rahmenprogramm zur aktuellen Ausstellung gezeigt. Am Samstag fand anstelle einer Vernissage ein «Open House» statt.
Die zwei Künstler machen weitere Anleihen bei Kubricks Kultfilm: Der Knochen, mit dem eine Horde Urmenschen eine Wasserstelle verteidigen, hängt von der Decke im Vorraum des Saals.
Damit verweisen sie auf das übergeordnete Thema. Wasser ist für die Menschheit überlebenswichtig. Ohne Wasser kein Leben. Deshalb wird um Wasser gekämpft. Wasser wird vermarktet und verkauft.
Die Kraft des Wassers ist unumstritten gigantisch. Und löst Gigantisches aus (man denke nur an schwere Überschwemmungen, wie sie auch die Schweiz schon erlebt hat).
Der Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht. Doch wie lange können wir uns darauf verlassen? Ausgerechnet der Weltkonzern, dessen Werbeschriftzug «Pure Life Begins Now» den Ausstellungsbesucher beim Eingang grüsst, steht in der Kritik, weil er weltweit Wasserrechte von staatlichen Wasserbehörden kauft.
Das erlaubt dem Unternehmen, Wasser direkt aus dem Grundwasser (unterhalb der Erdoberfläche) abzupumpen.
Dieses Wasser reinigt Nestlé und verkauft es dann als abgefülltes «Tafelwasser» in Plastikflaschen. Nestlé Waters hat 95 Produktionsstandorte in 34 Ländern. Darunter auch im Süden von Afrika, Pakistan und Äthiopien. Der zentrale Vorwurf: Dort, wo das Wasser ohnehin schon knapp ist, pumpt Nestlé es ab – und verdient Geld damit.
Die Vereinten Nationen schätzen, dass die Weltbevölkerung bis 2050 über neun Milliarden Menschen beträgt. Während 1960 noch jedem Menschen etwa 13’000 Kubikmeter Wasser zur Verfügung standen, dürften es 2025 weniger als 6000 Kubikmeter sein.
Wasser: Erinnerung an ein Luxusgut
Wie kostbar Wasser für einen Menschen sein kann, lässt sich aufgrund der Installation im Obergeschoss des Kunsthauses erahnen.
Anhand eines Einkaufswagen etwa, der mit Wasserflaschen behängt ist. Das Objekt erinnert an den Einkaufswagen eines Obdachlosen, der das Wenige, das ihm geblieben ist, stets mit sich herumführt.
Oder das flaschenbehangene Fahrrad, das veranschaulicht, dass viele Menschen ihr Trinkwasser von weither transportieren müssen, weil ihr Haus keinen Anschluss hat. Dem gegenüber steht ein Sack-Karren, wie er zur Auslieferung von Getränkeharassen verwendet wird. Was uns wiederum daran erinnert, wie ungleich Wasser verteilt ist.
«huber.huber» greifen dieses Thema anhand mehrerer Fotografien auf. Die Bilder – in Leuchtkästen montiert – zeigen Pflanzen. Beim Betrachten wundert man sich über die monochrom wirkenden Anmutung. Ob die Fotografien nachbearbeitet wurden?
Nein, versichert Markus Huber, die Farben dieser Pflanzen kann man unter der dicken Staubschicht nur noch an wenigen Stellen erahnen.
Ausstellung dauert bis Februar
Doch zum Schluss geben sich die Künstler versöhnlich, ja geradezu optimistisch. In einem abgedunkelten Raum werfen mehrere mit Wasserbehältern modifizierte Hellraumprojektoren Regenbögen an die Wände. Man kann diese Installation aus technischer und physikalischer Warte betrachten – das Wasser bricht das weisse Licht und «zerlegt» es in seine sieben Spektralfarben.
Den Regenbogen kann man wiederum religiös deuten (das göttliche Versprechen, dass wir nie mehr eine Sintflut fürchten müssen) oder aber schlicht als Beweis sehen, dass Wasser auch sehr inspirierend sein kann.
Die Ausstellung «Odyssee» dauert noch bis am 14. Februar 2021. Sie ist Teil des Zyklus « Natur und Mensch». Nach «Baumfänger» und «Odyssee» folgt im Frühjahr 2021 der dritte Teil unter dem Titel «Horizonte».
Das Kunsthaus Zofingen existiert seit 1982. Es beherbergt die städtische Kunstsammlung und widmet sich in jährlich vier Ausstellungen aktuellen Positionen der Schweizer Gegenwartskunst.
Rahmenprogramm:
-Samstag 28. November, 19:30 Uhr, Format EXTRA – Film & Popcorn «2001: A Space Odyssey» (1968) von Stanley Kubrick. Der Eintritt kostet 5 Franken, Mitglieder sind frei.
-Sonntag 13. Dezember, 17 Uhr, Format EXTRA – Konzert & Talk «SEDIMENT Solo Simon Berz», Gespräch mit Daniel Morgenthaler (Kurator Helmhaus Zürich). Mit dem Künstlerduo huber.huber über die Verbindung ihrer Arbeit zum Filmklassiker von Stanley Kubrick. Der Eintritt kostet 5 Franken, Mitglieder sind frei.
- Sonntag 14. Februar, 16 Uhr: Finissage.
Alle Veranstaltungen werden der aktuellen Situation angepasst. Bitte informieren Sie sich jeweils vor einem Besuch unter www.kunsthauszofingen.ch