«Reichsbürger» ändern Google-Anzeige für Zürcher Bezirksgerichte
Zürcher Behörden haben zunehmend mit «Reichsbürgern» zu tun, die den Staat ablehnen. Ein erhöhtes Gewaltpotenzial stellen die Behörden zwar nicht fest.
Das Verhalten von «Reichsbürgern» und anderen staatsablehnenden Gruppierungen sorgt bereits in einigen Ämtern für Mehrarbeit, wie der Regierungsrat in einer am Donnerstag, 15. Juni 2023, publizierten Antwort auf eine SP-Anfrage schreibt.
Vor allem Bezirksbehörden seien vermehrt von «staatsablehnenden Argumentationen» betroffen.
Auch Zivilstands- und Betreibungsämter hätten zunehmend mit dem Phänomen zu tun.
So änderten «Reichsbürger» beispielsweise die Namen einiger Zürcher Bezirksgerichte in der Google-Anzeige in «Bezirksgerichts AG» um.
«Reichsbürger» kehren Richtern den Rücken zu
«Reichsbürger» sind fest davon überzeugt, dass es sich beim Staat eigentlich um eine Firma handelt. Entsprechend sind die Gerichte ihrer Ansicht nach Aktiengesellschaften.
An Gerichtsprozessen kehren solche «Reichsbürger» den Richtern den Rücken zu, weil es den Staat ja nicht gebe.
Ein Wirt aus der Region Winterthur beispielsweise verliess im vergangenen Jahr spontan den Saal, um rauchen zu gehen.
Wie häufig Vorfälle mit «Reichsbürgern» bei Zürcher Behörden sind, zählt der Kanton nicht. Davon gebe es kein Monitoring, schreibt der Regierungsrat.
Kantonspolizei betreibt Interventionsstelle gegen Radikalisierung
Um mit dieser «Klientel» umgehen zu können, bieten verschiedene Berufsverbände wie etwa der Zürcher Verband der Zivilstandsbeamten mittlerweile Kurse an.
Die Kantonspolizei betreibt zudem eine Interventionsstelle gegen Radikalisierung, die ebenfalls Verhaltensempfehlungen abgibt.
Wichtig sei, dass die Behörden mit diesen Personen in Kontakt bleiben und sie nicht stigmatisieren würden, hält der Regierungsrat weiter fest.
Gelinge es, sie nicht auszugrenzen, könne eine weitere Radikalisierung möglicherweise verhindert werden.