Zürcher KV verzichtet auf Deutschunterricht – Finanzplatz sorgt sich
Eine Reform verändert den Unterricht der zukünftigen Zürcher Kaufmänner und -frauen: Die Fächer werden zu Kompetenzen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Zukunft wird auf den Zeugnissen der Kaufmänner und -frauen kein Deutsch beurteilt.
- Die Zürcher Banken sorgen sich deshalb um die Sprachkenntnisse ihrer neuen Mitarbeitenden.
Für die Ausbildung zum Kaufmann und zur Kauffrau tritt mit dem Beginn dieses Schuljahres ein neuer Unterrichtsplan ein: Es gibt keine Fächer mehr, sondern Handlungskompetenzen. So werden beispielsweise keine schriftliche Prüfungen in «Deutsch» stattfinden – stattdessen werden die Leistungen indirekt ermittelt. Unter anderem sollen die Sprachkenntnisse der Lernenden über die Kommunikation mit Kundinnen und Kunden beurteilt werden.
Sorge um Deutsch ist gross
Bei vielen Wirtschaftspartnern ist die Umstellung der Ausbildung willkommen, wurde sie nicht zuletzt von ihnen gefordert. Doch der Zürcher Finanzsektor bleibt skeptisch. Wie die «NZZ» berichtet, fürchten sie um die Sprachkenntnisse ihrer zukünftigen Angestellten.
«Falsches Deutsch wirkt absolut unprofessionell», sagt Christian Bretscher, Direktor des Zürcher Bankenverbandes, der Zeitung. Die Sorge stammt unter anderem aus den gravierenden Ergebnissen der Pisa-Studie: Die Kompetenz in der Muttersprache unter Jugendlichen nimmt laut ihr in der Schweiz besonders schnell ab. Deswegen dürfe Deutsch nicht an Bedeutung im Unterricht verlieren.
Gleiches Stundenausmass von Deutsch
Das tut es mutmasslich auch nicht: Die Schüler werden sich im gleichen Stundenausmass mit Deutsch beschäftigen, wie vor der Reform. Teilweise gebe es im dritten Lehrjahr sogar mehr Unterrichtsstunden, erklärt Christian Wölfle, Rektor des KV Zürich, der «NZZ».
Die Herausforderung für die Arbeitgeber sei es in Zukunft, die Zeugnisse passend zu interpretieren: Denn auch dort werden die üblichen Fächer wie «Deutsch» fehlen und stattdessen um «Interagieren in einem vernetzten Arbeitsumfeld» bereichert.