28 Jahre nach der Wiedervereinigung haben sich die Zustände im Osten zwar gebessert, aber ein Rückstand ist nach wie vor sichtbar.
Passanten gehen an den Resten der Berliner Mauer, der heutigen East-Side-Gallery im Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain, vorbei.
Passanten gehen an den Resten der Berliner Mauer, der heutigen East-Side-Gallery im Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain, vorbei. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Ost-West-Unterschied in Deutschland ist nach wie vor da.
  • Die Wirtschaftskraft in den Ex-DDR-Ländern schwächer.
  • Allerdings macht der Osten Fortschritte im Arbeitsmarkt und Forschung.
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Trotz Fortschritten beim wirtschaftlichen Aufholprozess in den ostdeutschen Ländern sieht die deutsche Regierung nach wie vor deutliche Unterschiede zum Westen. Zwar hätten sich 28 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung die Lebensverhältnisse im Osten weiter angenähert, heisst es im Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit. Allerdings liege der Osten etwa beim Lohnniveau und der Wirtschaftskraft im Vergleich zum Westen weiter zurück. Ausserdem mangele es an Konzernzentralen grosser Unternehmen. Noch immer sei eine deutlich geringere Exportorientierung der ostdeutschen Wirtschaft festzustellen.

Der Bericht liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Das Kabinett befasst sich an diesem Mittwoch damit. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Wirtschafts-Staatssekretär Christian Hirte, stellt den Bericht am Mittag vor. Der Strukturunterschied zum Westen schlage sich in den ostdeutschen Ländern etwa in geringeren Forschungs- und Innovationsaktivitäten sowie in einer weniger ausgeprägten Internationalisierung nieder, heisst es in dem Bericht. «Niedrigere Produktivität und fehlende Spitzengehälter treten hinzu.»

Fortschritte trotz Abwanderung

Der Anfang der 1990er-Jahre erfolgte, teilweise «dramatische Rückgang» der Kinderzahl sowie die damals starke Abwanderung vor allem junger, gut qualifizierter Menschen habe langfristige Nachwirkungen, heisst es weiter. Trotz eines Anstiegs der Geburtenrate nehme die Einwohnerzahl, insbesondere die Zahl der Erwerbsfähigen, weiter ab. Die Alterung schreite schneller voran als in den westdeutschen Ländern. Die im Vergleich zum Westen Deutschlands ungünstigere Altersstruktur und die in vielen ostdeutschen Gegenden geringere Siedlungsdichte begrenzten bereits heute die Zahl der Fachkräfte.

Der Ostbeauftragte sieht in dem Bericht aber zugleich Fortschritte im Osten. So habe sich der Arbeitsmarkt positiv entwickelt. Bei der Arbeitslosenquote betrug demnach die Differenz zum Westen Anfang der 2000er Jahre noch mehr als 10 Prozentpunkte, 2017 nur noch 2,3 Prozentpunkte. Ausserdem heisst es, Ostdeutschland sei vor allem stark bei der Erforschung von Schlüsseltechnologien. Nahezu die Hälfte aller Beschäftigten in Ostdeutschland seien Frauen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei im Osten deutlich einfacher möglich. In den fünf ostdeutschen Bundesländern (ohne Berlin) lebt etwa ein Sechstel der deutschen Gesamtbevölkerung von 82,5 Millionen.

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