Marco Rima wettert über Gendersprache: «Wers nicht tut, fliegt!»
Marco Rima und Dieter Hallervorden wettern gegen die Gendersprache. Eine Sprachwissenschaftlerin erklärt, woher diese Ablehnung kommt.
Das Wichtigste in Kürze
- Marco Rima hat nach Corona einen neuen Aufreger: Das Gendern.
- Damit ist er nicht allein, auch Kollege Dieter Hallervorden empörte sich kürzlich darüber.
- Eine Sprachwissenschaftlerin erklärt das Phänomen gegenüber Nau.ch.
In seiner Sendung «Rima-Spalter» beim Satire-Magazin «Nebelspalter» wettert Komiker Marco Rima (60) für gewöhnlich über die Corona-Krise.
Nun, nach einer langen Sommerpause, hat sich der Satiriker einen neuen Aufreger ausgesucht: die gendergerechte Sprache. An gewissen Schulen sei sie schon gang und gäbe «und wer es nicht tut, fliegt», behauptet Rima. «Und zwar nicht Business, sondern raus.»
Der 60-Jährige findet die Sprach-Entwicklung gar nicht gut und stellt sie mit der Rassismus-Debatte um den Begriff «Mohrenkopf» gleich: «Ich gehöre zu einer Generation, in der wir noch N*gerküsse sagten, im Wald Cowboys und Indianer spielten. Und auf Klassenreisen ‹Lustig ist das Zigeunerleben ...›, voller Inbrunst intoniert haben.»
Er ist nicht der einzige Komiker, der sich in den vergangenen Tagen über das Gendern echauffiert. Der deutsche Kabarettist Dieter Hallervorden (85) nannte es sogar eine «Vergewaltigung der deutschen Sprache».
Verunsicherung führt zu «aggressiver Bekämpfung»
Doch warum löst die gendergerechte Sprache so starke Ablehnung aus? Christiane Hohenstein, Professorin für Interkulturalität und Sprachdiversität an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), erklärt gegenüber Nau.ch: «An der derzeitigen Diskussion um das Gendern ist beobachtbar, dass viele Menschen verunsichert sind.»
Diese Verunsicherung führe bei manchen zu Abwehrprozessen, die man in der «aggressiven Bekämpfung der gendergerechten Sprache» beobachten könne.
Gendern kein Modethema
Das Gendern sei zudem kein Modethema, stellt Hohenstein klar. «Seit wenigstens 40 Jahren beschäftigen sich Sprachwissenschaftlerinnen, Juristen und viele andere damit, die deutsche Sprache gendergerechter zu gestalten.»
Rimas und Hallervordens Ablehnung liege demnach nicht am Alter, so die Expertin. «Ältere Personen sind genauso divers wie jüngere. Es scheint mir eher eine Frage von sprachlicher Flexibilität, von Kreativität, und von prinzipiell gendergerechter Einstellung zu sein.»
Gendern als «Vergewaltigung der deutschen Sprache» zu bezeichnen, findet die Sprachwissenschaftlerin «nur begrenzt witzig». «Eine Sprache wird durch Wandel nicht zerstört, sie ändert sich einfach», erklärt sie. So spreche man ja heutzutage auch nicht mehr wie im Mittelalter.